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Premiere für das Cello beim CRE

Von Egon C. Heinrich.

Auch bei einer so traditionellen Institution wie dem Concours Reine Elisabeth (C.R.E.) bleiben Innovationen nicht aus. Jahrzehntelang haben sich Klavier und Violine von Jahr zu Jahr bei diesem weltbekannten internationalen Musikwettbewerb in Brüssel abgewechselt. Vor mehr als zehn Jahren kam dann der Gesang dazu – natürlich meist der Gesang von Opernarien und anderer Klassik. Jedenfalls wurde der Gesang zu einem überwältigenden Erfolg für den Concours Reine Elisabeth und neue Stars mit schönen Stimmen wurden geboren.

Achtzig Jahre nach seiner Gründung durch die aus Bayern stammende belgische Königin Elisabeth ist nun der diesjährige Wettbewerb zum ersten Mal dem Cello gewidmet. Wie beim Concours R.E. üblich, hatten sich auch diesmal mehrere hundert junge Cellistinnen und Cellisten aus allen Erdteilen beworben. Bei der Vorauswahl an Hand von Videos waren 68 junge Musiker zum Wettbewerb zugelassen worden. Nach der ersten Runde haben es 24 Kandidaten ins Halbfinale geschafft. Sie werden zwischen dem 15. und 20. Mai im Kulturzentrums Flagey ihr ganzes Können aufbieten müssen, um unter die 12 Besten ins Finale zu kommen.

Bestellte Komposition: Jedem seine Chaconne

Dabei müssen die Cellisten auch eine Komposition einstudieren, die von der Direktion des Concours R.E. speziell für diesen Wettbewerb in Auftrag gegeben worden war. Es handelt sich um das Werk „Chacun(e) sa chaconne“ (jedem bzw. jeder seine Chaconne) von Annelies Van Parys. Eine „Chaconne“ ist ein spanischer Volkstanz aus dem 16. Jahrhundert, der auch heutzutage noch von Gruppen in Spanien getanzt wird, wie sich der Verfasser dieser Zeilen am Europatag in der Nähe von Valencia überzeugen konnte. Begleitet werden die Halbfinalisten vom Orchestre Royal de Chambre de Wallonie unter der Leitung von Frank Braley. Die Kandidaten müssen ausserdem noch mindestens drei Sätze aus einer „Suite für Cello solo“ von Johann Sebastian Bach vorspielen. Am Abend des 20. Mai werden dann die 12 Finalisten bekanntgegeben.

Diese dürfen sich dann eine Woche lang in der Chapelle Musicale Reine Elisabeth bei Waterloo auf das Finale vom 29. Mai bis 03. Juni vorbereiten. Sie müssen in dieser Zeit u.a. ein weiteres, speziell für diesen Cello-Wettbewerb komponiertes Musikstück einstudieren, und zwar ohne jede fremde Hilfe. Um welche Komposition es sich handelt, wird das Publikum erst zu Beginn des Finales am 29.05. erfahren. Das Finale findet wie üblich im großen Konzertsaal des BOZAR statt. An jedem Abend werden sich zwei Cellistinnen oder Cellisten präsentieren.Neben der neuen Komposition müssen sie noch ein Cello-Konzert eigener Wahl spielen – selbstverständlich alles ohne eine Partitur vor sich zu haben. Die 12 Finalisten werden vom Orchester Brussels Philharmonic unter der Leitung von Stéphane Denève begleitet.

Das Cello – ein Instrument, das zum Herzen spricht

Die Verkündung der Preisträger (Lauréats) wird mit großer Spannung für den Abend des 03. Juni nach dem Auftritt des letzten der 12 Finalisten erwartet. Die Jury besteht aus international renommierten Musikern und Musiklehrern. Das Besondere ist dabei, dass es beim Concours R.E. keine Debatten in der Jury über die Rangfolge der Kandidaten gibt. Jedes Jury-Mitglied soll in völliger Unabhängigkeit abstimmen, schreibt dazu der Präsident des Wettbewerbs, Jan Huyghebaert; für ihn ist das Cello „ein Instrument, das zum Herzen spricht.“ Die vielen Freunde des Concours R.E. und Musikliebhaber in Brüssel sehen diesem ersten Cello-Wettbewerb sehr erwartungsvoll entgegen. Jedenfalls ist dieser Wettbewerb wiederum einer der absoluten Höhepunkte im reichen Musikleben der europäischen Metropole.

Preise von insgesamt 116 500 Euro werden vergeben

Auch unter finanziellen Aspekten ist dieser Wettbewerb durchaus attraktiv. Insgesamt sind Preise in Höhe von 116 500 Euro ausgelobt. Der erste Preisträger bzw. Preisträgerin erhält den nach der Schirmherrin des Concours, Königin Mathilde, genannten Hauptpreis in Höhe von 25 000,- Euro. Der zweite Preis ist traditionell jener der Föderalregierung, dotiert mit 20 000,- Euro. Der dritte Preis wird wiederum vom Comte de Lanoit gestiftet und beträgt 17 500,- Euro. Den vierten Preis stiftet traditionell eine der belgischen Gemeinschaften; in diesem Jahr ist es die Deutschsprachige Gemeinschaft mit 12 500,–Euro. Der fünfte und sechste Preis kommen von der Region Bruxelles-Capitale und von der Stadt Brüssel, sie sind mit 10 000,- und 8000,- Euro dotiert. Alle sechs weiteren Finalisten erhalten immerhin noch je 4000,- Euro.

Alle Konzerte auf Livestream genießen

Viel wichtiger als das Geld ist für die Musiker jedoch, bei solchen Wettbewerben das Finale bzw. eine gute Platzierung zu erreichen. Denn dies eröffnet in den meisten Fällen das Tor zu einer internationalen Solistenkarriere. So kann man in den Konzertsälen von Brüssel, vor allem im BOZAR, regelmäßig frühere Laureaten des Concours Reine Elisabeth erleben.

Nach dem diesjährigen Wettbewerb werden die Gewinner im Flagey und im BOZAR bis zum 15. Juni eine Reihe von Konzerten geben. Konzerte der Preisträger finden ausserdem bis zum Jahresende in mehreren anderen belgischen Städten sowie in Kirchen, Klöstern und im Schloss Bourglinster in Luxemburg statt. Der Gewinner bzw. die Gewinnerin des diesjährigen Concours R.E.ist schon vorab von „The Phillips Collection“ zu einem Konzert am 05. November nach Washington eingeladen worden. Ab dem 10. Juni wird eine CD mit den „besten Momenten“ des Wettbewerbs zu kaufen sein. Die meisten Konzerte können auf Livestream verfolgt werden. Musiq 3 überträgt die Konzerte am nächsten Tage.

Im Jahre 2018 wird es beim Concours R.E. wieder einen Sängerwettstreit geben, 2019 erklingen dann die Geigen und 2020 das Klavier. Danach folgt 2021 wieder das Cello.

Allgemeine Infos und Livestream:

www.cmireb.be (fr.)

www.imkeb.be (nl.)

www.qeimc.be (engl.)

Tickets:

www.flagey.be

Tel. 02-641 10 20

www.bozar.be

02-507 82 00

 

 

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