Von Heide Newson
Am 15. November feierte die Deutschsprachige Gemeinschaft (DG) ihren Festtag, der mit dem Feiertag des Königs zusammenfällt, und mehr als 150 Gäste feierten mit. Der diesjährige Empfang fand im prachtvollen Egmont-Palast statt, da die Vertretung der Deutschsprachigen Gemeinschaft, ein wunderschönes Jugendstilhaus, derzeit renoviert wird.
Traditionsmäßig begrüßte Ostbelgiens Ministerpräsident Oliver Paasch zusammen mit Patricia Creutz-Vilvoye, seit dem 1. Juli 2024 Parlamentspräsidentin der DG, die zahlreich erschienenen Gäste, darunter Innenministerin Annelies Verlinden, der wallonische Ministerpräsident Adrien Dolimont, sein Vorgänger Willy Borsus, der Präsident des föderalen Parlaments Peter De Roover sowie Deutschlands Botschafter Martin Kotthaus.
Alexander Homann, Leiter der Vertretung der Wallonie, der Föderation Wallonie-Brüssel und Ostbelgiens in der Belgischen Botschaft in Berlin und ehemaliger Leiter der DG-Vertretung in Brüssel, hieß die Gäste herzlich willkommen. Auf seine charmante Art und Weise kündigte er einen ausgesprochenen prominenten sowie erfolgreichen Ostbelgier an. Man habe Mathias Cormann als Gastredner gewinnen können: den Generalsekretär der Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD), und ehemaligen Finanzminister von Australien, der wie wohl kein anderer die Erfolgsgeschichte Ostbelgiens präsentiert. Aber zunächst machte er die Bühne frei für Ostbelgiens Ministerpräsidenten Oliver Paasch, der in seiner zwanglosen entspannten Art die Gäste erreichte und wie immer zum Schmunzeln brachte. „Mit Ihrer Anwesenheit bringen Sie Ihren Respekt, Ihre Anerkennung und Ihre Wertschätzung für die kleinste belgische Gemeinschaft zum Ausdruck, dafür bin ich Ihnen dankbar,“ sagte er. Mit 846,14 Quadratmeter Fläche und nur 79.479 Einwohner sei man wirklich sehr klein. Dennoch ließ er keinen Zweifel daran, dass in einer der bestgeschützten Minderheiten weltweit Großes geleistet wird. Er verwies auf die Erfolgsgeschichte des aktuellen Generalsekretärs der OECD, der es in „Down and Under“, bis zum Finanzminister gebracht habe, und sein guter Freund sei. Paasch und Cormann studierten zusammen, genossen das Studentenleben, worauf Paasch dann (leider) nicht im Detail einging. Dafür war wohl die Zeit zu knapp oder die jetzige Weltlage zu ernst. Und hinzu kommt, dass auch Ostbelgien aktuell vor komplexen und vielfältigen Herausforderungen steht, wie Klimaschutz, Digitalisierung, Populismus oder die Auswirkungen der Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten. Und vor allem muss gespart werden. Gute Nachrichten gab es aber auch, und die waren nicht zu knapp. Paasch würdigte die Leistungen der Ostbelgier und betonte, dass die Deutschsprachige Gemeinschaft mit 79 Prozent die höchste Beschäftigungsquote innerhalb Belgiens aufweise. Lob fand ebenso die Exzellenz des ostbelgischen Schulsystems sowie die Leistungen der Schüler/innen. Dieser Erfolg sei im OECD–Bericht dokumentiert. Auch die sportlichen Leistungen in der DG könnten sich auf internationalem Parkett sehen lassen. 90 Prozent der Bevölkerung geben in Umfragen an, dass sie mit ihrer Lebensqualität zufrieden sind. Und happy sind sie auch, dass sie nach den Wechselbädern der Geschichte zu Belgien gehören. „Wir sind stolz, Belgier zu sein,“ sagte er, was auch Mathias Cormann in seiner Rede unterstrich.
Während des anschließenden Empfangs gab es mit den vielen neuen Gesichtern in der Politik viel zu erzählen und diskutieren, eine wertvolle Bereicherung für alle Gäste, für die die Teilnahme am Festtag der Deutschsprachigen Gemeinschaft stets ein ganz besonderes Highlight ist.
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