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Belgien nimmt den Atommeiler Doel 3 vom Netz

Von Rainer Lütkehus

Der Atommeiler Doel 3 bei Antwerpen geht doch vom Netz. Am Abend des 23. September wird die 1006-Megawatt-Anlage heruntergefahren. Die belgische Atomaufsichtsbehörde Fank hatte zwar in einem von der belgischen Innenministerin Annelies Verlinden erbetenen Gutachten eine Aufschiebung der Stilllegung für möglich gehalten, aber darin gleichzeitig erklärt, dass sie dies ohne Risiko für  die nukleare Sicherheit nicht garantieren könne. Die flämische christdemokratische Ministerin hatte wegen der Energiekrise herausfinden wollen, ob der Stilllegungsvorgang verschoben werden könne, mit der Absicht, den Reaktor bei Bedarf wieder hochfahren zu können (Belgieninfo berichtete). Doch ihr Vorstoß sorgte innerhalb der sieben-Parteien-Regierungskoalition für Ärger und blieb deshalb erfolglos.

Stilllegung soll eine Milliarde kosten

Die Kosten für die Stilllegung und den Rückbau des Reaktors werden auf rund eine Milliarde Euro geschätzt. Die sollen aus den Nuklearrückstellungen des Betreibers Engie-Electrabel gedeckt werden. Für die Stilllegung aller sieben Reaktoren in Doel und Tihange werden insgesamt 6,3 Mrd. Euro veranschlagt. Electrabel hat bisher Rückstellungen in Höhe von 14 Mrd. Euro gebildet und eine entsprechende Summe in den dafür errichteten Fonds „Synatom“ eingezahlt, sich aber 9,1 Mrd. Euro von dem Fonds, der ihm selbst gehört, geliehen, sodass derzeit im Fonds nur rund fünf Mrd. Euro zur Verfügung stehen.

Belgiens Atomausstieg im Überblick

Doel 3 ist der erste der sieben Atommeiler an den zwei Standorten im Königreich – Doel bei Antwerpen und Tihange unweit von Lüttich -, der vom Netz genommen wird. Er ist der viertälteste Reaktor Belgiens, wurde am 1. Oktober 1982 in Betrieb genommen und ist damit 40 Jahre, wenn auch mit Unterbrechung, gelaufen.

Nach dem derzeitigen gültigen Gesetz sieht der Zeitplan für die sechs anderen Atommeiler wie folgt aus: Tihange 2 (gleicher Bauart wie Doel3) geht am 1. Februar 2023 vom Netz, Doel 1 am 15. Februar 2025, Tihange 1 am 1. Oktober 2025 und Doel 2 am 1. Dezember 2025.

Die Laufzeit der zwei jüngsten Atommeiler (Doel 4 und Tihange 3) wurde wegen der durch Russlands Ukraine-Krieg verursachten Energiekrise um zehn Jahre auf 50 Jahre verlängert. Im Juli wurde mit Engie eine Vereinbarung über die Verschiebung der Abschaltung dieser beiden Kraftwerke bis 2036 getroffen. Vorübergehend werden die zwei Reaktoren 2025 wegen für die Laufzeitverlängerung notwendiger Umbauarbeiten nicht in Betrieb sein, was dann angesichts der bereits abgeschalteten Reaktoren ein Risiko für Belgiens Stromversorgungssicherheit sein könnte.

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