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Weiterleben nach Paris: Wie erkläre ich den Terror meinen Kindern?

Cowboys
“Cowboys in Paris”

Von Miriam Thabea Pankarz.

Mama, kannst du mir erklären was da los ist in Paris? Sind da wirklich so viele Leute gestorben und warum eigentlich?

Ja, warum eigentlich? Wie soll man so etwas einem 6- jährigen erklären, wenn man doch selber keine richtige Erklärung dafür hat. Es selber nicht begreifen kann. Was ist da eigentlich genau passiert, wie konnte so etwas nur passieren? Paris steht Kopf und ganz Europa mit. Die Welt ist nicht mehr dieselbe.

Was soll ich meinem Sohn sagen? Wie soll ich es sagen? Was sollten Kinder wissen und was nicht? Wie kann man einem Kind so eine böse Ideologie erklären, wenn man sie als Erwachsener doch selber nicht versteht. Immer wieder heulen seit dem Wochenende Polizeisirenen in Brüssel. Eine Unruhe liegt in der Stadt und ein wirkliches Gefühl von Sicherheit will sich nicht einstellen.

Heute morgen beim verabschieden hat mein Großer mich ganz feste gedrückt und mir einen Kuss gegeben. „Bis heute Nachmittag, Mama.“ Und ich denke, ja, das hoffe ich!

Das ist doch Scheiße, warum gewinnen diese Attentäter jetzt eine emotionale Macht über mein kleines Leben? Sterben nicht jeden Tag unendlich viele Menschen auf dieser Welt durch Krieg und Terror, dies war immer so weit weg und durch Paris ist alles so nah herangerückt und hat auch in unserem Leben noch mehr Ängste geschürt. Wie müssen sich erst die Menschen fühlen, die aus Kriegsgebieten fliehen, sich hier eine bessere und friedliche Welt erhoffen und nun doch wieder mit diesem Terror konfrontiert werden? Diese Ängste und die Trauer gehen uns alle an, sie sind allgegenwärtig.IMG_3159

Die Welt mit Kinderaugen

Aber genau diese Sorgen sollte ich meinen Kindern nicht vermitteln. Sie von allem fern zu halten funktioniert nicht; und wenn die Kinder da sind, versuchen wir das Radio und den Fernseher auszulassen, die Meldungen und Debatten zu dem Thema sollen nicht an ihre Ohren dringen. Und dennoch bekommen sie etwas mit. Sei es nur, dass sie die unguten Gefühle der Erwachsenen spüren, das erhöhte Polizeiaufkommen in Brüssel bemerken oder in der Schule mit anderen reden.

Ich versuche auf die Fragen meines Sohnes zu reagieren, halte mich aber selbst zurück und spreche das Thema nicht von mir aus an. Ich versuche die richtigen Worte zu finden, Worte die ihn nicht verängstigen und ihm dennoch den Ernst der Lage vermitteln. Nicht nur in dieser Zeit ist es wichtig seinen Kindern zu zeigen, wie wichtig es ist nett zueinander zu sein, freundlich und respektvoll miteinander umzugehen. Ich versuche ihm beizubringen, mit offenen Augen durch diese Welt zu laufen, eine Welt die viele schöne Dinge für ihn bereit hält. Gerade nach den jüngsten Ereignissen wünsche ich mir, dass diese Welt eine andere wird, eine bessere. In der man keine Angst haben muss.

Ich habe ihm erklärt, das in Paris etwas Schlimmes passiert ist, dass dies sehr böse war, dass ich auch nicht verstehen kann warum, aber dass die Polizei die Täter sucht und wenn sie sie gefunden hat, ins Gefängnis bringt. Seine Reaktion darauf: „Das ist gut, ich bringe die Diebe ja auch immer ins Playmobil-Gefängnis.“

Ich wünschte, die Welt wäre so einfach und alles Böse würde plötzlich ganz klein, wie in einer Playmobilwelt halt. Die bösen Buben werden einfach ins Gefängnis gesteckt. Dann mache mir einen Kaffee und spiele mit meinen Kindern eine Runde Sagaland und alles ist gut! Aber dies ist leider nur ein Traum.

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