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Im Sonderzug „Johann Wolfgang von Goethe“ von Brüssel nach Pankow

Foto: Goethe Institut Bruxelles / Tatjana Bratkina

Von Jürgen Klute

Am Donnerstag, den 9. Oktober 2025, hat das Duo „Adrenaline & Placebo“ das Publikum zu einer musikalischen Reise von Brüssel nach Berlin in die Räume des Goethe-Instituts eingeladen.  Das Programm unter dem Titel “Der unterTon macht die Musik!” gehörte zum Angebot der „Woche für Deutsch“. Dafür hatte das vermutlich einzige deutschsprachige Kabarett aus Belgien extra den Sonderzug „Johann Wolfgang von Goethe“ der „Deutschen Wahn AG“ reserviert.

Die musikalischen Zugbegleiter waren der vor vielen Jahren aus Köln nach Brüssel gekommene Liedermacher BanJoe Combüchen (Gitarre / Banjo, Gesang) und die in Köln und Ostbelgien beheimatete Musikerin Constanze Schwarzer (Akkordeon, Gesang).

Der Werbespot „Alle reden vom Wetter – wir nicht“, der dem größeren Teil des Publikums noch in Erinnerung sein dürfte, stand früher einmal für die Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit der Deutschen Bundesbahn. Doch das ist lange her. Heute, so erklärten die beiden Zugbegleiter, seien Abfahrt- und Ankunftszeiten auf den Fahrplänen eher als grobe Schätzungen und Orientierungswerte zu verstehen.

Der Trost für die Mitreisenden: Es ist abenteuerlicher geworden, und wer länger reist, erlebt mehr auf seiner Reise. Bunt und schrill war es schon bei der Abreise in Brüssel: Dort tummelten sich Übersetzer und Sprachen-Junkies, EU-Bürokraten und Liebhaberinnen teurer Handtaschen.

Mit kurzen Wortbeiträgen beschrieb das Duo seine Beobachtungen auf der langen Reise in den deutschen Osten. Die eigentlichen Spitzen verpackte das Duo dann in thematisch passende Songs, die von Zugbegleiter Combüchen vorgetragen wurden.

Als roter Faden zogen sich altbekannte Werbespots durch das etwas einstündige Programm, die durch die Feder des Liedermachers treffsicher zum Werbespott mutierten.

Thematisch ging es ums das (ehemalige) Land der Tüftler und „Made in Germany“, in dem heute Ballermann und Oktoberfest anziehender sind.

Auch der deutsche Föderalismus bekam sein Fett ab (wobei der belgische ja auch seine Besonderheiten hat).

Im virtuellen Zugabteil der „Deutschen Wahn AG“ kommt es ferner zur Begegnung mit einem Homo Sapiens Erster Klasse sowie mit dem Lieblingsnachbarn mit profundem Helferstar-Syndrom und einem verzweifelten Smalltalker.

Und wie oben schon angedeutet, war das Ganze zur Freude des Publikums garniert mit Werbesprüchen der letzten 50 Jahre, wie „Hier werden sie geholfen“, „Alle reden vom Wetter, wir nicht …“ oder einem bekannten Schoko-Riegel, der auf wundersame Weise verbrauchte Energie zurückbringt – offensichtlich vom Mars!

Ob der Sonderzug wirklich in Berlin angekommen ist, blieb jedoch offen. Die musikalische Reise endete vorerst in Bielefeld – von dessen Existenz nicht alle überzeugt sind, zumal man in Ostwestfalen (wo der Autor dieser Zeilen vor langer Zeit das grelle Licht dieser Welt erblickte) gelegentlich den Satz hören kann: „Und sehen wir uns nicht in dieser Welt, dann sehen wir uns in Bielefeld“.

Wer aus welchen Gründen auch immer den „Johann-Wolfgang-von-Goethe-Sonderzug“ nach Pankow verpasst haben sollte, der hat die Gelegenheit, ihn am 31. Oktober 2025 im rheinischen Bad Neuenahr doch noch zu erwischen.


Fotogalerie

Alle Fotos: Goethe Institut Bruxelles / Tatjana Bratkina

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