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Dortmund entfacht Feuer in Brüssel

anderlecht1In der Champions League brennt es zwischen dem RSC Anderlecht und Borussia Dortmund nicht nur im übertragenen Sinne. Flutlichtbegegnungen im altehrwürdigen Constant Vanden Stock Stadion, Heimstätte des belgischen Rekordmeisters RSC Anderlecht, haben stets ihren besonderen Reiz. Wenn die die Avenue Théo Verbeeck in die nächtliche Stadionbeleuchtung getaucht wird, werden aus den Tavernen der Umgebung knorrige Fußball-Pubs und steht die Atmosphäre in Brüssel jener in den großen Ligen Englands, Spaniens und Deutschlands nichts nach. Die Dortmunder Fans hatten diesmal noch ein Feuerwerk mitgebracht.

Mit der Heimspielbegegnung in der Gruppenphase der UEFA Champions League zwischen dem RSC Anderlecht und dem Bundesliga-Vizemeister Borussia Dortmund trafen zwei Vereine aufeinander, die viel Wert legen auf ihre Identifikationstauglichkeit innerhalb der ehemaligen Arbeiterklasse. Hier der Immigrantenstadtteil Anderlecht, dort das Ruhrgebiet mit all ihrer Schimanskiromantik.

In der Realität aber sind beide Clubs diesem sorgsam gepflegten Image längst enteilt. Fußball ist ein globales Geschäft und das wird auch in der europäischen Hauptstadt erledigt. Und so rollt nicht nur der beeindruckende schwarze Mannschaftsbus der Dortmunder erst eine dreiviertel Stunde vor Spielbeginn ins Stadion, sondern folgen ihm diverse Nobelkarossen teurer deutscher Marken mit Wiesbadener Kennzeichen, deren Insassen sich wohl eher für Transfergelder als für Anderlechter Fußballlegenden interessieren werden. Geschweige denn dass manche der Kneipen hier schon aufgegeben wurden in Erwartung des aus rein kommerziellen Erwägungen sicher nachvollziehbaren Umzuges des belgischen Kultvereins ins flämische Umland.

Sportlich trennen BVB und RSC Welten und ist die Geschichte der Begegnung schnell erzählt. Immerhin trifft hier Weltmeister Matts Hummels, der trotz jüngster Verletzungsanfälligkeit und Einwechslung erst in der 82. Minute seine Klasse nicht verbergen kann, auf WM-Teilnehmer Steven Defour, der trotz seiner Klasse seine Rolle als Ex-Lütticher in Anderlecht erst noch finden muss. So steht es bereits nach drei Minuten 0:1 für Dortmund durch den Italiener Ciro Immobile. In der ersten Spielhälfte hat Anderlecht insgesamt wenig entgegenzusetzen.

Pyrotechnische Choreographie

anderlecht2Als der ebenfalls aus Italien stammende Schiedsrichter Paolo Tagliavento die Begegnung nach der Pause wieder anpfeift, brennt es in Anderlecht lichterloh. Und das nicht nur im übertragenen Sinne. Die etwa 2000 mitgereisten Dortmunder Fans haben sich im Gästeblock auf Tribüne 2 eine pyrotechnische Choreographie einfallen lassen, die ihrem Lieblingsclub eine saftige Strafe der UEFA einbringen dürfte. Minutenlang steht das Constant Vanden Stock Stadion unter nebeligen Rauschschwaden.

Vermutlich nicht über diesen Sachverhalt, aber wie gewohnt diskutiert gleichzeitig Trainer Jürgen Klopp lautstark mit dem vierten Offiziellen vor der Trainerbank. Und dennoch müssen die knapp 19.000 Zuschauer nicht lange auf die Spielentscheidung warten: der in der 65. Minute eingewechselte Adrian Ramos erzielt die weiteren Treffer zum 0:3 Endstand nur vier Minuten nach seinem Auflaufen (69.) sowie in der 79. Minute. Der im Sommer von Hertha BSC Berlin nach Dortmund gekommene Kolumbianer befreite den Ruhrpottclub damit auch von einer kurzen Schwächeperiode in der Bundesliga.

anderlecht3Obwohl sich der RSC Anderlecht insbesondere gegen Ende noch einmal aufbäumte, reichte es nicht für einen Gegentreffer und reicht es wohl nicht für mehr als die Gruppenphase der Champions League. Während Ex-Finalist Dortmund weiter planen darf, muss in Brüssel die Vorfreude auf die noch bevorstehenden Begegnungen gegen Arsenal aus London und Galatasaray Istanbul ausreichen. Vorausgesetzt man ist bereit, für ein einfaches Ticket zwischen 70 und 120 Euro auszugeben.

Thomas Philipp Reiter

One Comment

  1. Gisbert Kuhn

    Der Autor hat zwar auf die zu erwartende saftige Strafe für die Dortmunder kurz und nebenbei hingewiesen, die erneuten Pyro-Exzesse aber ansonsten mehr oder weniger als zu entschuldigende “Choreografie” bzw. Identifikationsmerkmale beschönigt. In Wirklichkeit sind diese Idioten mit ihren Zündeleien gemeingefährlich. Wer einmal selbst miterlebt hat, welche unkontrollierbare Hitze diese Dinger entwickeln, der wird sich zehnmal überlegen, ob er – allein oder mit seinen Kindern – weiter in die Stadien geht. Zum Glück ist bisher noch keine Katastrophe passiert. Bisher…

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