Das Land, Wanderungen

In den Antwerpener Kempen

15,1 Kilometer, vier Stunden (ohne größere Pausen), mittelschwer, überwiegend unbefestigt

Startpunkt: Parkplatz am Wijngaard, 2200 Herentals

Knotenpunkte:8,90,10,9,11,15,1,16,20,21,25,27,28,29,31,18,58,59,11,9,8

Von Michael Stabenow

Herentals ist eine rund 30.000 Einwohner zählende und 35 Kilometer östlich von Antwerpen gelegene Stadt, die Autofahrer von West nach Ost oder umgekehrt gerne links oder rechts liegen lassen. Dabei hat der Ort mit seinem Rathaus samt Ende des 16. Jahrhunderts erbauten Glockenturm (Belfried), der im Stil der Brabanter Gotik erbauten Kirche Sankt Waltraud und dem Beginenhof durchaus seine Reize. Radsportfans dürften mit der Zunge schnalzen bei dem Gedanken, dass dort nicht nur der zweifache, Ende vergangenen Jahres im Alter von 90 Jahren verstorbene zweifache Weltmeister Rik Van Looy zuhause war, sondern dass auch der zu den heutigen Stars zählende Wout van Aert in Herentals lebt, wenn er mal nicht in die Pedalen tritt.

Auch denjenigen, die sich gerne auf zwei Beinen fortbewegen, hat die Stadt einiges zu bieten. Nördlich erstreckt sich das als „Kempen“ bezeichnete Wald- und Heidegebiet, dem Herentals den Titel „Hauptstadt der Kempen“ verdankt. Einen guten Eindruck von der Vielfalt der Landschaft erhält man auf dieser gut 15 Kilometer langen Rundwanderung, die zum Teil durch sandiges Gelände, durch Kiefern- und Mischwälder sowie entlang des Flusses Kleine Nete durch ein Sumpfgebiet und schließlich durch eine Wiesenlandschaft zum Ausgangspunkt zurückführt.

Wir beginnen die Rundwanderung an einem Parkplatz (Knotenpunkt 8), der sich an der von der Hauptstraße Lichaartseweg (N123) nach links abgehenden Straße Wijngaard hinter dem Bahnübergang rechterhand befindet. Wir nehmen zunächst in nördlicher Richtung die Heistraat und laufen zwischen Bäumen auf sandigem Untergrund zum 600 Meter entfernten Punkt 90. Dort geht es im beinahe rechten Winkel nach rechts zum etwas oberhalb gelegenen und 200 Meter entfernten Punkt 10, wo wir den 22 Meter hohen Aussichtsturm „Toeristentoren“ erblicken.

Leider sind die zur Aussichtsplattform empor führenden 112 Holzstufen seit Anfang April wegen des Materialverschleißes nicht begehbar (Toeristentoren in Herentals gaat dicht door stabiliteitsproblemen: “Cafetaria blijft wel open” | VRT NWS: nieuws). Auf den bei klarem Wetter mehr als 30 Kilometer reichenden Ausblick müssen Besucher derzeit daher verzichten. Sie können sich immerhin damit trösten, dass die Cafeteria am Fuß des Turms auch während der Renovierungsarbeiten, deren Dauer noch nicht feststeht, geöffnet bleibt.

Nach weiteren 300 Metern in südlicher Richtung erreichen wir die am Punkt 9 gelegene Heilig Grabkapelle. Der Bau ist ursprünglich im 16. Jahrhundert entstanden, wurde aber im 19. Jahrhundert neu errichtet. Die Kapelle bildet den Schlusspunkt eines am Ausganspunkt unserer Wanderung beginnenden und 14 Stationen umfassenden Kreuzwegs, den wir zum Abschluss unserer Rundwanderung in der entgegengesetzten Richtung – und leicht bergab – begehen werden.

Wir laufen jedoch zum 600 Meter entfernten Punkt 11 weiter. Zunächst geht es etwas hinunter. Linkerhand befindet sich ein Friedhof. Hinter dem Bahnübergang biegen wir nach links ab und laufen ein kurzes Stück an der Hauptstraße Lichaartseweg entlang, ehe wir nach rechts auf eine schmale Straße abbiegen und nach kurzer Zeit wieder im Wald sind. Am Punkt 11 zweigen wir rechts ab und gehen in Richtung des gut einen Kilometer entfernten Punkts 15 weiter. Auf einer Anhöhe passieren wir zunächst eine Kapelle aus rotem Ziegelstein und überqueren anschließend weiter unten abermals die Hauptstraße.

Danach geht es in nordöstlicher Richtung auf dem Lavendelweg weiter. Beim Anblick der teils sehr schmucken Anwesen beiderseits der Straße beschleicht einen der Eindruck, dass dies nicht der ärmste Flecken Flanderns sein muss. Nach einer Weile geht der Lavendel- in einen schönen Waldweg auf Sandboden über. Wir befinden uns nun im Naturschutzgebiet Heiberg, dem Ausläufer einer bis zu 40 Meter hohen Sanddüne. Ziel ist es, die ursprüngliche Heidelandschaft wieder herzustellen und günstigen Lebensraum für Pflanzen, aber auch Tierarten wie Eidechsen und Nachtschwalben sowie dort grasende Schafe zu schaffen.

Wir laufen in ruhiger Umgebung – hin und wieder sind mal Radfahrer unterwegs – auf dem Waldweg zum einen Kilometer entfernten Punkt 1. 700 Meter danach und hinter dem Punkt 16 kommen wir zum Punkt 26. Dort erblicken wir rechts vor uns den wie von Zauberhand in die Heide- und Waldlandschaft harmonisch eingepassten kleinen, sieben Hektar großen See „Het Zwarte Water“. Er ist eine Oase der Ruhe, zumindest dann, wenn sich nicht gerade quakende Frösche gegenseitig übertönen.

Auf den nachfolgenden rund 1,8 Kilometern, die uns zum Punkt 21 bringen, stellen wir fest, dass hier nicht nur vielfältige Pflanzen und Tiere hausen, sondern es auch einer Reihe von Menschen gelungen ist, sich eine feste Bleibe hinter Zäunen zu sichern. Ins Grübeln kommen wir am Punkt 21. Dort stoßen wir auf eine – auch heute noch gehegte und gepflegte – Gedenkstätte zu Ehren des zu Beginn des Ersten Weltkriegs im August 1914 an dieser Stelle durch den Kopfschuss eines deutschen Ulanen tödlich getroffenen wallonischen Kavalleriesoldaten Nestor Bayot.

In südöstlicher Richtung laufen wir danach weiter durch den Wald und passieren die Punkte 25 und 27. Hier herrscht, auch dank zweier asphaltierter Spuren mehr Betrieb durch Radfahrer, aber auch Wanderer. Kurz hinter dem Punkt 27 zweigen wir schräg nach rechts ab – es sei denn, wir gehen noch ein paar Meter weiter und kehren in der auf dem Gebiet der Gemeinde Lichtaart gelegenen Brasserie Floreal Kempen – samt Spielplatz – ein.

Wer die Gastwirtschaft gleich links liegen lässt, erreicht nach den Punkt 28 und 29 nach weiteren 2,3 Kilometern kurz hinter dem Punkt 31 den nicht nur tollkühne Kinder mit einer Vielzahl von Attraktionen lockenden Vergnügungspark Bobbejaanland. Einen Besuch sollte man sich vielleicht besser für eine spätere Gelegenheit aufsparen (Vergnügungspark in Lichtaart, Belgien | Bobbejaanland).

Die folgenden 2,3 Kilometer bis zum Punkt 31 sind nicht die reizvollsten des Rundwegs. Es geht an einem großen Waldparkplatz entlang, dann über eine vielbefahrene Landstraße, schließlich ein wenig kreuz und quer durch endlos anmutende Wohnstraßen. Zum Glück werden wir durch ein idyllisches Stück, das uns zum Punkt 18 führt, entlohnt. Vor der Brücke, jenseits derer linkerhand das Café De Nete lockt, biegen wir nach rechts ab auf den Uferweg entlang des fast gleichnamigen Flusses Kleine Nete.

Wer Zeit und Muße hat, kann, je nach Wasserstand, zwei bis drei Tage vor der Wanderung (oder auch sonst) ein Kajak mieten, mit dem man eine kleine oder größere Tour auf dem friedlich dahinfließenden Fluss unternehmen kann (De Waterral – Kajak en recreatie Herentals – Home). Wir beschränken uns auf den Fußweg, der sich nun, anders vor Jahresfrist, als wir dort regelrecht im Schlamm versanken, von seiner trockenen Seite zeigt. Wir folgen dem Verlauf der Kleine Nete eine Weile, ehe der Weg nach rechts abzweigt und sich von ihr entfernt.

Wir befinden uns nun in einem naturbelassenen Sumpfgebiet, in dem Fauna und Flora sich ungehindert ausbreiten können. Auf dem Weg zu den Punkten 58 und 59 zeigen sich dann Lichtungen, später sogar ausgedehnten Weiden, ehe wir wieder rechterhand sandigeres und hügeliges Gelände erblicken. Am Punkt 59 gehen wir im rechten Winkel nach rechts und kommen wieder in den Wald hinein. An Punkt 11 schließt sich der Kreis unserer Wanderung. Am nachfolgenden Punkt 9 – an der Heilig Grabkapelle – zweigen wir jedoch nach links ab. Nun laufen wir auf dem Kreuzweg mit seinen 14 Stationen rund 400 Meter leicht bergab bis zum Ausgangspunkt der Wanderung zurück.

 

 

 

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