Das Belgieninfo-Wanderbuch von Michael Stabenow bietet 30 wunderbare Schilderungen von Rundwanderungen rings um Brüssel
Von Hajo Friedrich
Ob Newcomer in der EU-Hauptstadt Brüssel, langjährige Bewohner oder gelegentliche Besucher des Königreichs Belgien – allen möchte ich wärmstens das jetzt erschienene „Belgieninfo-Wanderbuch“ von Michael Stabenow empfehlen. Das leicht im Handgepäck liegende Büchlein bietet sowohl für sportliche Tourengeher als auch für Einsteiger ins Wanderhobby 30 Schilderungen von Rundwanderungen rings um Brüssel. Kurz: allesamt Freizeitangebote mit dem Gütesiegel ökologisch verträglich, entschleunigt sowie förderlich für unsere vielbeschworene Widerstandsfähigkeit („Resilienz“).
Brüsselbewohner wissen: fahre ich über die Stadtgrenze hinaus, bin ich in Flandern. Und fahre ich in südlicher Richtung, bin ich bald danach in der Wallonie. Das „Belgieninfo-Wanderbuch“ veranschaulicht die Vielfalt der uns dort empfangenden Landschaft und Kultur.
Wir entdecken westlich der Hauptstadt das auch als „Toskana des Nordens“ bezeichnete Pajottenland. Im Norden empfängt uns die flämische Tiefebene und im Nordosten das nahe Löwen gelegene Hageland, wo zwischen Wald und Wiesen inzwischen immer mehr Wein angebaut wird. Auch der mit etwa 100 Hektar größte natürliche Binnensee Flanderns („Het Vinne“) lässt sich umwandern. Er liegt bei Zoutleeuw, einem hübschen Städtchen an der einstigen mittelalterlichen Handelsstraße zwischen Nordsee und Köln.
Auf seiner längsten in diesem Buch veröffentlichten Tour führt uns Michael Stabenow in den Süden Belgiens in das „Herz der Ardennen“. Rund 130 Kilometer von Brüssel entfernt liegt in der Provinz Luxemburg am Ufer der Ourthe das Städtchen La Roche-en-Ardenne. Von dort erschließen sich viele kürzere und längere, schwierigere und leichtere Wanderwege.
Wer von Aachen kommend die Grenze nach Belgien überquert, passiert Kelmis. Auch hier lohne sich ein Abstecher, schreibt Michael Stabenow. Dort wird in einem Museum nicht nur die Geschichte des einst größten Zinkabbaugebietes Europas, sondern auch des ehemaligen Mini-Staats Neutral-Moresnet veranschaulicht.
Ja, immer wieder trifft man auch im „Belgieninfo-Wanderbuch“ auf die vielen Spuren der Geschichte der vergangenen Jahrhunderte: das reicht von den Schlachtfeldern von Napoleon, Blücher und Wellington bei Waterloo bis hin zu dem einstigen, auf dem Plateau „Terlanenveld“ nahe Overijse gelegenen britischen Kriegsgefangenenlager („POW 2228“).
Nützlich sind die zu jeder einzelnen Wanderung gegebenen prägnanten Hinweise auf Länge, Gehzeit, Schwierigkeitsgrad sowie Beschaffenheit der Wege. Sehr hilfreich sind auch die Infos für das Navi durch genaue Angaben zum Ausgangspunkt der jeweiligen Rundwanderungen. Viele Ausgangspunkte sind, wie den einleitenden Hinweisen zu den Wanderungen zu entnehmen ist, durch öffentliche Verkehrsmittel recht bequem erreichbar. Für die meisten Touren empfehle ich indes aus finanziellen und ökologischen Gründen Fahrgemeinschaften.
Im Gegensatz zu den Ardennen waren gekennzeichnete Wege im Großraum Brüssel lange Zeit Mangelware, schreibt Stabenow. Doch inzwischen gibt es in weiten Teilen Flanderns für Rad- und Wanderwege ein gut ausgebautes Netz sogenannter „Wanderknotenpunkte“ mit ein-, zwei- oder dreistelligen Ziffern. 24 der 30 im Wanderbuch vorgestellten Rundwanderungen beruhen auf Knotenpunkten.
Wer dieses in den Niederlanden, im Norden Frankreichs und auch um Berlin herum genutzte System nicht kennt, mag zunächst verwirrt sein. Sind wir doch gewohnt, dass Hinweise zur Orientierung meist aus vielen Namen von Orten, Straßen und Gebäuden oder, wie auch in Belgien noch mancherorts üblich, ein- oder mehrfarbigen Wegmarkierungen bestehen. Doch es erlaubt, sich kostenlos bereits zuhause am Computer oder unterwegs über das Smartphone eine Route zusammenzustellen – etwa auf folgender, von dem Unternehmen NodeMapp betriebenen Anwendung – sprich: App: www.wandelknooppunt.be. Wer Lust und Laune hat, kann sich so auch selbst seine eigene Route zusammenstellen.
Aufmerksame Leser von „Belgieninfo“ lässt Michael Stabenow bereits seit längerem an seinen Wandererfahrungen rund um Brüssel teilhaben. In Anlehnung an Theodor Fontane erschienen seine ersten Beiträge bei Belgieninfo in der Rubrik „Wanderungen durch die Mark Brabant“. Inzwischen kommen im Abstand weniger Wochen im „Belgieninfo“-Ratgeberteil unter „Wanderungen“ weitere Tourenbeschreibungen hinzu.
Als Bewohner der Wallonie wünsche ich mir natürlich, dass uns Michael künftig hier noch mehr Wanderschätze hebt – zumindest in Wallonisch-Brabant. Das gilt natürlich auch für den kleinen, aber genauso vielseitigen und schönen Landstrich der deutschsprachigen Gemeinschaft in Belgien, an dem wir so häufig achtlos mit Zug oder Auto vorbeirauschen.
Der langjährige Brüsseler Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (F.A.Z.) scheint mit der klugen Beschreibung von Wanderstrecken eine weitere Berufung gefunden zu haben. Als Wanderer oder auch bloß als Leser profitieren wir nicht nur von der intimen Landeskenntnis des gebürtigen Kölners, sondern auch seinen akademischen Wurzeln im Studium der Geschichte und Geografie.
Allein die Lektüre ist schon unterhaltsam, weil im Wanderbuch weder die Historie noch die Kultur zu kurz kommen. Hinzu kommen die vielen nützlichen, appetitanregenden Hinweise auf die Möglichkeiten zur Einkehr in landestypische Kneipen und Restaurants. In einem muss ich dem geschätzten Kollegen aber widersprechen. Er bezeichnet in seiner Einleitung das Wandern als „Zeitvertreib“. Spätestens nach der Lektüre seines Buches und dem Wandern einiger seiner empfohlenen Touren muss indes von „Zeitgewinn“ und noch mehr gesprochen werden.
Kurz zusammengefasst: „Belgieninfo-Wanderbuch“ kaufen und loslaufen.
Nützliche Hinweise:
Das 106 Seiten umfassende Belgieninfo-Wanderbuch kann als Buch (ISBN 9783750470712) für 14,99 Euro im Buchhandel oder portofrei im Book on Demand Buchshop erworben werden: www.bod.de/buchshop/
Oder als E-Book über die bekannten E-Book-Shops für 6,99 Euro (ISBN 9783757872212).
Wenn es schnell gehen soll, können Leserinnen und Leser von Belgieninfo den Band auch über die Redaktion beziehen. Einfach eine Mail schicken an: wanderbuch@belgieninfo.net
Das hört sich vielversprechend an und macht Lust aufs Loswandern!!