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Eine „gute Sache“ für das Klima und für die Ukraine

Belgische Sensibilisierungskampagne für Energieeinsparen

Von Michael Stabenow

Ohne den üblichen Medienrummel hat die belgische Regierung jetzt als Reaktion auf die negativen Folgen des Ukraine-Kriegs eine bis Mitte Mai laufende Sensibilisierungskampagne zu Energieeinsparungen auf den Weg gebracht. Sie firmiert unter dem Begriff „J´ai un impact – ik heb impact“, was sich auf Deutsch wohl am ehesten mit „Ich kann etwas bewirken“ übersetzen lässt. Abrufbar sind die Tipps im Internet unter www.jaiunimpact.be oder www.ikhebimpact.be“.

Konkret geht es um fünf Ratschläge, mit denen die Behörden nicht nur das Bewusstsein der Bevölkerung für einen verringerten Energieverbrauch schärfen möchten. Der kluge Umgang mit Energiequellen sei nicht allein ein Selbstzweck. „Wir zeigen dadurch auch unsere Unterstützung für die Ukraine, und wir verringern unsere Abhängigkeit von russischem Gas und Erdöl“, heißt es erläuternd.

Die Ratschläge sind keineswegs revolutionär. Sie scheinen nach Ansicht der Regierung aber dennoch unentbehrlich zu sein. So wird darauf hingewiesen, dass geschickte Energieeinsparungen nicht auf Kosten des Komforts gehen müssten – und überdies auch eine „gute Sache für das Klima“ seien. Jeder Bewohner des Landes könne dazu jetzt sein Steinchen beitragen. „Denn elf Millionen kleine Gesten…das macht einen sehr großen Unterschied“, heißt es in einem Aufruf an den auch in Belgien nicht überall gleichermaßen ausgeprägten Gemeinsinn.

An der Spitze der Ratschläge steht der dieser Tage vielerorts zu hörende Aufruf, die Heiztemperatur um ein Grad Celsius zu senken und nur tatsächlich genutzte Räume zu beheizen. So ließen sich jährlich „bis zu 240 Euro“ an Heizkosten einsparen.

Der zweite Ratschlag lautet, die Thermostate der Heizungen eine Stunde früher als üblich auf den Nachtmodus umzustellen. Entsprechend sei es ratsam, eine Stunde vor Verlassen der Wohnung den Thermostat auf 15 Grad Celsius einzustellen. In diesem Zusammenhang wird darauf hingewiesen, dass der ermäßigte Mehrwertsteuersatz von 6 statt 21 Prozent auf Sonnenkollektoren und Wärmepumpen für eine Übergangszeit – bis Ende 2023 – auch für weniger als zehn Jahre alte Häuser gelten.

Mit dem dritten Tipp wird zur „Jagd auf die Energiefresser“ geblasen. So sei beim Kauf neuer Waschmaschinen, Kühlschränken oder Fernseher auf das Energielabel zu achten. Die ideale Temperatur für Tiefkühltruhen betrage -18 Grad; falle sie niedriger aus, steige der Energieverbrauch um fünf Prozent je Grad.

Der vierte Ratschlag lautet, man solle für kürzere Strecken aufs Auto verzichten und lieber zu Fuß gehen oder das Fahrrad oder öffentliche Verkehrsmittel nehmen. Der Hinweis, dass sich bei Tempo 100 statt 120 auf Schnellstraßen 10 bis 15 Prozent beim Spritverbrauch einsparen ließen, dürfte zumindest in Deutschland, dem einzigen Land weit und breit ohne generelles Tempolimit auf Autobahnen, für manches Nasenrümpfen sorgen.

Unter der Rubrik „Wussten Sie es?“ wird in diesem Zusammenhang erwähnt, dass 30 Prozent des belgischen Erdölverbrauchs derzeit aus Russland sowie – ebenfalls – 30 Prozent aller Schadstoffemissionen aus dem Verkehr stammten. Nicht fehlen darf der Hinweis, dass die belgische Bahngesellschaft SNCB/NMBS bis Ende August ein „Duo-Ticket“ anbiete, das es jeweils zwei Fahrgästen ermögliche, zum Tarif für eine Person gemeinsam zu reisen. Wer auf seinen Geschäftswagen verzichte, könne zudem seit Jahresanfang in den Genuss erweiterter finanzieller Anreize kommen.

Mit dem fünften Tipp – „Kochen Sie schlau“ – zielt die Kampagne auf einen auch vielen Belgiern besonders lieben Aufenthaltsort – die heimische Küche. So verbrauche eine Mikrowelle beim Aufwärmen von Gerichten oder Getränken bis zu viermal weniger Energie als konventionelle Küchenherde. Induktionsplatten nutzten 90 Prozent des Energieverbrauchs zum Kochen, während der Wert bei Gasherden nur bei 60 Prozent liege (mit dem Rest wird die Küche geheizt).

Belgien wäre nicht Belgien, wenn die Förderung von Energieeinsparungen nicht von Region zu Region unterschiedlich gehandhabt würde. Einen Überblick, zum Beispiel zu den Prämien zur Isolierung von Wohnungen oder für Sonnenkollektoren, bieten mehrere auf der Website der Energiesparkampagne aufgeführte Internet-Links zu den zuständigen Stellen der Regionen Brüssel (Bruxelles Environnement oder Renolution ! | Renolution), Flandern (Home – Energiesparen) und Wallonien (Walloreno – En route vers le label A).

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