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Peter de Caluwes furioser Abschied nach fast 20 Jahren an der “Monnaie”

Von Hajo Friedrich

Eines der größten Aushängeschilder unter den belgischen Kulturangeboten, das „Théatre Royal de la Monnaie“, bietet auch in der kommenden Saison wieder ein reichhaltiges und spannendes Opern- und Konzertprogramm. Nachdem der Oberbegriff der noch laufenden Saison „Schicksal“ (Fate) lautet, ermuntert die kommende Saison zu mehr Wagemut („Dare“).

Am vergangenen Wochenende hat Peter de Caluwe, der scheidende Direktor und Künstlerische Leiter der “Monnaie”, das letzte von ihm verantwortete Programm für die im September beginnende Saison 2024/25 vorgestellt. 2025 übernimmt – wie berichtet – die gebürtige Hamburgerin Christina Scheppelmann die Leitung des Hauses. Eine Hamburgerin wird neue Generaldirektorin der Brüsseler Oper – Belgieninfo

Dare to love, dare to lead
Opernliebhaber aus Belgien und dem nahen Ausland können sich über das reichhaltige Angebot freuen. Es startet kurz nach der Sommerpause mit „Siegfried“, dem dritten Teil von Wagners Ring des Nibelungen. Dann folgen lauter Weltpremieren: die Oper „Fanny und Alexander“ (nach dem Film von Ingmar Bergman) mit so bekannten Sängern wie Anne Sofie von Otter und Thomas Hampson. Und „I Grotteschi“ (Die Grotesken), einem neuen Stück, einem „Remix-Projekt“ (Peter de Caluwe), das auf drei Opern sowie Madrigalen von Claudio Monteverdi gründet.

Dare to desire
Gleichermaßen für Literatur- und Opernliebhaber interessant dürfte die Weltpremiere „Bovary“ werden. Eigentlich staunenswert, dass Flaubert’s bekanntester Roman „Madame Bovary“ noch nicht als Stoff für die Opernbühne entdeckt wurde, meinte de Caluwe anlässlich der Vorstellung des neuen Programms. Die geplante Oper in einem Akt ist quasi ein Monolog der Bovary; die Musik stammt vom Belgier Harold Noben und das Libretto von Michael De Cock.

Dare to resist
Mit Carmen von Georges Bizet endet im Juni 2025 die Opernsaison. Am Dirigentenpult steht Nathalie Stutzmann. Für Familien (mit Kindern ab vier Jahren) und Schulen bietet die “Monnaie” im Oktober eine an dem Märchen „Vom Fischer und seiner Frau“ angelehnte Oper. Der Titel des Märchens für Jung und Alt lautet „Goud!/Le garcon et le poisson magiques ».

Dare to change
Für die Wagner-Fans gibt es für die beiden letzten Stück des Rings – Siegfried (Start 11.9.2024) und Götterdämmerung (Start Anfang Februar 2025) – eine Änderung: aus Zeit- und Budgetgründen führt statt Romeo Castellucci der französisch-libanesische Theaterregisseur Pierre Audi die Regie. Audi inszeniert gerade an der Bayerischen Staatsoper den Parsifal. Seit 2019 leitet er das Festival d’Aix-en-Provence. Zuvor war er 30 Jahre Direktor der Niederländischen Oper in Amsterdam. Dort hatte er auch schon einmal den Ring inszeniert.

Mozart zum Finale
Reichhaltig ist auch wieder das vom musikalischen Direktor der “Monnaie”, Alain Altinoglu, zusammengestellte Konzertprogramm. Es umfasst unter anderem die „Geschichte vom Soldaten“, das Requiem von Verdi, Walzermusik zum Neujahr, ein Familienkonzert mit „Ravel for Kids“, die 3. Symphonie sowie die 8. Sinfonie („Symphonie der Tausend“) von Gustav Mahler. Auch die Freunde des Kunstliedes und des Tanzes erwartet in der kommenden Saison manche Neu- und Wiederentdeckung.

Fare Well, Peter
Emotionaler Höhepunkt des Konzertprogramms der “Monnaie” dürfte in der kommenden Saison der „Mozart-Marathon“ am 29. Juni 2025 werden. Diesen Komponisten hätte sich der scheidende künstlerische Leiter für das letzte Konzert seiner Brüsseler Amtszeit gewünscht, sagte Altinoglu am Wochenende.
Es war ein großer emotionaler Moment, als Peter de Caluwe nach insgesamt fast 20 Jahren Tätigkeit an der “Monnaie” das letzte von ihm verantwortete Programm präsentierte. Wie eine Familie erscheine ihm sein „Maison du création“. Der flämische Intendant lobte die enorme künstlerische, aber auch gesellschaftliche Leistung seines gesamten Teams. Der Beifall des ausgewählten Kreises von Monnaie-Aficionados wollte jedenfalls kein Ende nehmen.

Dare to hope
Wie schon Reinhard Boest in seinem Stück (
Eine Hamburgerin wird neue Generaldirektorin der Brüsseler Oper – Belgieninfo) über die designierte Monnaie-Intendantin, Christine  Scheppelmann, schrieb: Die Messlatte für de Caluwes Nachfolgerin liegt sehr hoch – im Blick auf Programmgestaltung, Mitarbeiterführung und kommunikative Fähigkeiten. Denn angesichts knapper Kassen ist auch für die “Monnaie”-Leitung der Kontakt mit dem staatlichen Finanzier sowie den Sponsoren und Publikum überlebenswichtig.

Tipp für den “Monnaie”-Besuch: vor allem die Opern-Aufführungen sind traditionell blitzschnell ausverkauft. Deshalb empfiehlt sich frühzeitigster Ticketerwerb. Startet erst einmal der freie Verkauf, haben die Abonnenten leider oft schon alle guten Plätze reserviert.

Das Programm für die Saison 2024/25 kann in französischer, niederländischer und englischer Sprache über die “Monnaie”-Internetseite abgerufen werden: Saison 2024-25 | La Monnaie / De Munt (lamonnaiedemunt.be)

 

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