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Begegnung mit zwei großen belgischen Künstlern

Jacques Charlier und William Sweetlove in der Galerie Sofie Van den Bussche

Von Anne Kotzan

Humor und Tiefsinnigkeit. Ein seltenes Paar in den heute vielfach von sozialgesellschaftlichen Themen wie Migration, Kolonialismus, Gender und Selbstfindung geprägten Ausstellungen, die mehr dem politischen Diskurs als dem der Kunst zu folgen scheinen. Ein Lichtblick ist die Ausstellung von Jacques Charlier (1939, Lüttich) und William Sweetlove (1949, Ostende) „Double Jeux – Dubbele Betekenis“ in der Brüsseler Galerie Sofie Van den Bussche.

Beide Künstler hinterfragen ihre künstlerische Identität mit Ironie und vielleicht einer Spur Sarkasmus. Ich musste sofort an den Kabarettisten Georg Kreisler und an sein Musikstück über den Musikkritiker denken. Auch wenn es hier nichts mit Musik zu tun hat, geht es um den Kunstkritiker, der im Grunde sein eigenes Ego über das der Künstler stellt und bestimmt, was gute und schlechte Kunst ist. Und die öffentliche Meinung folgt ihm, auch das noch, nur weil er einen Namen in seinem Fach erworben hat, wie auch immer.

Gleich am Eingang steht ein Puppentheater mit vier Figuren, etwas antik und hübsch auch, und man muss schon genauer hinschauen, wenn man die dargestellten Charaktere entziffern will. Da steht er im Matrosenanzug wie ein Erstklässler mit unsicher-verzweifeltem Ausdruck, der Künstler, und blickt uns an. Links im Generalskostüm der Galerist und rechts im schwarzen Anzug der Sammler, und dahinter die Kunst als Teufel. Jacques Charlier hat alle Register gezogen, um uns in eine kindliche Welt zu ziehen und ihr eine neue Bedeutung zuzuschreiben. In der Ausstellung trifft sein Werk von 1991 auf die Arbeiten von William Sweetlove, die erst während der Corona-Pandemie entstanden sind. Sweetlove formte aus Märchen und Comics fantasiereiche Figuren, die alle den Kunstkritiker portraitieren. Wie in einer Ahnengalerie stehen uns Donald Duck und Kasperle gegenüber. Was ist also Kunst? Die Frage wird auf den Besucher zurückgeworfen.

Und wie zum Hohn der ganzen Geschichte hängen Gemälde aus dem vergangenen Jahr von Jacques Charlier vor den figurativen Kunstkritikern im Raum, der Beurteilung ausgesetzt, ein Spiel mit Sprache und Doppelsinnigkeit.

 Die Ausstellung ist noch bis 10. Februar 2024 zu sehen in der Galerie Sofie Van den Bussche, Bd.Barthélemy/Barthélémylaaan 22, 1000 Brüssel, Dienstag bis Samstag 14.00 bis 18.00 Uhr

2 Comments

  1. Van den Bussche

    thank you very much!

  2. jacques charlier

    Super sympa

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