Wanderungen

Mord im Schloss, Tanzkurse in der Dorfkirche und Straußenvögel

Eine facettenreiche Rundwanderung in Boutersem

12,5 Kilometer, rund drei Stunden, mittelschwer, überwiegend unbefestigt

Startpunkt: Kasteel van Kwaabeek, Parkplatz auf der Redingenstraat, 3370 Vertrijk (Boutersem)

Anfahrt ÖPNV: SNCB Intercity Brüssel-Central – Löwen; Umsteigen Richtung Tienen bis Bahnhof Vertrijk (knapp eine Stunde). Dort einige Minuten in westlicher Richtung auf der Stationsstraat bis zur Brugstraat gehen, dort nach links abbiegen gehen und der Beschilderung des Rundwegs folgen. Nach rund einer halben Stunde passiert man den eigentlichen Ausgangspunkt der Wanderung am Kasteel van Kwaabeek.

Von Michael Stabenow

Wer mit dem Auto zum Ausgangspunkt dieser gut 12,5 Kilometer langen Rundwanderung kommen will, sollte sich nur bedingt auf die Adressenangabe des Fremdenverkehrsamts der Provinz Flämisch-Brabant  verlassen. Als Startpunkt wird die Neervelpsestraat 11 in dem zwischen Löwen und Tienen gelegenen, zur Gemeinde Boutersem gehörenden Ort Vertrijk genannt. Aber zumindest unserem Navigationsgerät war diese Adresse unbekannt.

Durch solcherlei Unwissenheit sollte man sich freilich nicht entmutigen lassen. Wer den Parkplatz an der östlichen Seite des Schlossparks Kwaabeek in der Redingenstraat ansteuert, kommt zu Ausgangs- und Endpunkt dieser Rundwanderung im südlichen Zipfel der durchaus idyllischen Region Hageland.

Der weitgehend flache Rundweg führt entgegen dem Uhrzeigersinn durch eine meist offene Landschaft und auf überwiegend unbefestigtem, in jedem Fall aber verkehrsarmen Untergrund. Die Route ist mit sechseckigen weißen Schildern und der roten Aufschrift „Kleine Kringwandeling“ in der Regel gut markiert. Für eine Ausnahme sorgte – kurz bevor man den von Norden kommenden den Ortskern von Boutersem erreicht – ein umgekipptes Schild. Sollte es nicht wieder aufgerichtet worden sein, hier ein Tipp: Nicht nach links in den Wald abbiegen oder weiter geradeaus gehen, sondern nach rechts abbiegen.

Doch der Reihe nach. Der Ausganspunkt der Wanderung befindet sich am Schloss von Kwaabeek, dessen Ursprünge ins 13. Jahrhundert zurückreichen (Domein van Kwabeek – Boutersem). Anstelle der ursprünglichen Burg steht jetzt ein imposantes Herrenhaus, dessen heutige Gestalt auf die Mitte des 19. Jahrhunderts zurückgeht. Die letzte Nachkommin des adeligen Besitzergeschlechts Ernst de Bunswyck wurde übrigens dort Ende 1979 tot aufgefunden, offenbar ermordet mit einem Schraubenzieher durch einen später für nicht zurechnungsfähig erklärten 23 Jahre alten Mann.

1980 ging ein Teil des Areals, das einen schönen Park mit großem Teich umfasst, an die knapp 9000 Einwohner zählende Gemeinde Boutersem über. Sie unterhält dort – bis auf weiteres – ihr Verwaltungszentrum. Wir verlassen das Schlossgelände zunächst in südöstlicher Richtung. Zwischen Feldern und durch einen Hohlweg laufen wir bis zur Brüssel und Lüttich verbindenden Autobahn E40. Dort nehmen wir den Feldweg nach links und biegen kurz danach abermals nach links und nun in nördlicher Richtung ab.

Wir kommen in den Ortsteil Vertrijk. Die Wohnstraßen bestätigen uns in dem Eindruck, dass in Belgien kein Haus dem benachbarten gleicht. Hinter der Siedlung gelangen wir auf offenes Gelände und bewegen uns zwischen Getreidefeldern fort, ehe es nach rechts auf einen gerne auch von Radfahrern genutzten Betonweg in nordöstlicher Richtung zum Ortsteil Roosbeek weitergeht.

An einem Bahnübergang müssen wir – betroffen – innehalten. Plüschtiere und ein paar Grußkarten an einem Zaun erinnern daran, dass an dieser Stelle im vergangenen Februar ein elf Jahre alter Junge namens Paolo auf dem Schulweg von einem Zug erfasst worden und seinen Verletzungen erlegen ist.

Wir überqueren die Gleise und anschließend die vielbefahrene Hauptstraße zwischen Löwen und Tienen und verlassen Roosbeek in westlicher und anschließend nördlicher Richtung. Wir kommen nun durch ausgesprochen sumpfiges Gelände. Wir nehmen eine Brücke über den Bach Velpe und erkennen rechterhand einen Kirchbau. Es handelt sich um die Sint-Michielkerk im Ortsteil Butsel. Der auf einer leichten Anhöhe stehende neoklassische Bau verfügt an seiner Ostseite noch über Überreste aus romanischer Zeit. Heute finden in dem neu eingerichteten Bau jeweils am ersten und dritten Samstag des Monats Gottesdienste statt.

Nördlich von Butsel erreichen wir hügeligeres und waldiges Gelände – ein Gegensatz zum sonst meist im offenen Gelände flach verlaufenden Rundweg. Nach einem längeren Stück auf einem Feldweg zwischen Wiesen, vorbei an grasenden Straußenvögeln, kommen wir in das Zentrum der Gemeinde von Boutersem. Wir überqueren abermals die Hauptstraße zwischen Löwen und Tienen. Kurz vor einem Spielplatz entdecken wir linkerhand die 1954 erbaute „Lourdesgrot“ mitsamt Marienstatue und etwas später – rechts – die Gaststätte „De Pomp“.

Mit ohne oder Zwischenaufenthalt dort führt uns die Wanderroute auf der Brugstraat nach Süden in Richtung der leicht oberhalb gelegenen Dorfkirche Sint-Hilariuskerk. Gottesdienste finden hier an Wochenende offenbar nicht mehr statt – wer dagegen dem Tanzen als Hobby frönen möchte, ist hier gut aufgehoben. Eine Weile gehen wir noch durch ein Wohngebiet. Anschließend führt der Weg in großem Bogen, erst in nordwestlicher, dann in südöstlicher Richtung und zuletzt natürlich auch ein Stück auf dem obligatorischen Kopfsteinpflaster, wieder zum Ausganspunkt am Schlosspark zurück.

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