Das Land, Wanderungen

Im „Grünen Korridor“ bei Kampenhout

15 Kilometer, fast vier Stunden, mittelschwer, zu gut zwei Dritteln unbefestigt

Startpunkt: Kampelaarweg (Knotenpunkt 128, am Ende des dort unbefestigten Weges gelegen), 1910 Kampenhout. Parken ist nicht ganz einfach. Einige markierte Parkplätze stehen an der Kampelaarstraat, linkerhand hinter der Hausnummer 46, zur Verfügung. Ansonsten kann man den Wagen am Ende der Kampelaarstraat rechterhand hinter einem kleinen Kappellenbau in der Frijselstraat abstellen.

Knotenpunkte: 128, 137, 136, 201, 200, 868, 135, 134, 133, 130, 129

Anfahrt mit ÖPNV (für ÖPNV-„Hartgesottene“): De Lijn Buslinie 270 von Brüssel-Nord bis Kampenhout Kerkstraat (rund 45 Minuten), dann rund 1,5 Kilometer in nördlicher Richtung über die Kerkstraat, Dorpsstraat (nach rechts), Triststraat (nach rechts), Kampelaarsstraat (geradeaus), Wippenweidesteenweg (nach rechts) und Lauterweg (nach links) zum Knotenpunkt 128 gehen.

Von Michael Stabenow

Kampenhout, eine etwas mehr als 12.000 Einwohner zählende und gut 20 Kilometer nordöstlich von Brüssel gelegene Gemeinde, gilt als Zentrum des belgischen Chicorée-Anbaus. Der köstlichen Pflanze, roh oder ofenfrisch – bevorzugt als „witloofgratin“ oder „chicon aux gratin“ serviert – ist in Kampenhout sogar ein eigenes Museum (Witloofmuseum – Gemeente Kampenhout) gewidmet. (Siehe auch https://belgieninfo.net/chiccoree-das-weisse-gold-belgiens/) Für Wanderer haben Kampenhout und Umgebung noch einiges mehr zu bieten – zum Beispiel diese gut 15 Kilometer lange, immer wieder durch bewaldete Stücke führende Rundwanderung.

Da wir uns in Kampenhout in der flämischen Tiefebene nördlich von Brüssel befinden, können wir uns die weiter südlich üblichen An- und Abstiege ersparen. Dennoch müssen wir über dreieinhalb Stunden reine Gehzeit einkalkulieren. Wer mit dem Bus anreist, ist noch länger zu Fuß unterwegs. Entschädigt werden wir durch eine abwechslungsreiche und – für die Umgebung von Brüssel – erstaunlich wenig zersiedelte Landschaft.

Wer mit dem Auto anreist (und einen Abstellplatz gefunden hat), biegt zunächst von der Kampelaarstraat nach Osten auf den im rechten Winkel abzweigenden schmalen Kampelaarweg ab. Wir passieren einige Häuser, ehe es auf unbefestigtem Untergrund zum Knotenpunkt 128 geht. Dort biegen wir nach Norden in Richtung des Punkts 137 auf einen asphaltierten Weg ab. Kurz darauf überqueren wir eine Straße (Langestraat) und finden uns auf einem unbefestigten Weg zwischen Wiesen und Feldern wieder.

Am Punkt 137 erreichen wir ein Wäldchen namens „Steentjesbos“. Der Name ist, so entnehmen wir einer Informationstafel, darauf zurückzuführen, dass Steine einer früheren galloromanischen Siedlung zur Befestigung von Waldwegen gedient haben sollen. Wer im Frühling hierher kommt, kann sich am Anblick von Waldanemonen oder Maiglöckchen erfreuen. Der Steentjesbos soll auch ein Baustein für einen in der Region geplanten „Grünen Korridor“ sein, der auch die benachbarten Wälder wie Schiplakenbos, Rotbos oder Hellebos umfassen soll.

Wir durchqueren den weitgehend naturbelassenen Steentjesbos auf schmalen Pfaden und kommen nach den Punkten 136 und 201 wieder auf freies Gelände und einen befestigten Weg. 1,3 Kilometer hinter dem Punkt 201 und dem Passieren von Weiden und einigen neueren Wohnhäusern biegen wir am Punkt 200 nach links auf einen breiten Waldweg in Richtung des Punkts 868 ab.

Wir befinden uns jetzt im Schiplakenbos, in dessen Mittelpunkt das von einem breiten Wassergraben umgebene Schloss von Schiplaken steht. Der heute sichtbare große Bau wurde erst nach dem Ersten Weltkrieg errichtet. Das ursprüngliche Schloss war auch erst Ende des 19.Jahrhunderts fertiggestellt worden.

Am 25. August 1914 verlief die Frontlinie zwischen belgischen und deutschen Truppen etwas südlich des Schlosses. Einen Tag später, am 26.August, drangen deutsche Soldaten in das Schlossareal ein. Was dann geschah, ist auf einer Hinweistafel in deutscher Sprache nachzulesen: „Sie stahlen alles, was sie fanden, tranken den Weinkeller leer und brieten sogar die Pfaue. Zwei Wochen danach wurde das Schloss bei heftigen Gefechten von den Deutschen in Brand gesteckt.“

Am Punkt 868 verlassen wir den Schiplakenbos und laufen rund 1,5 Kilometer durch offenes Gelände, ehe wir wieder in den Steentjesbos und kurz darauf zum Punkt 135 gelangen. Hier zweigen wir scharf nach links ab und laufen weiter durch den Wald, den wir kurz hinter dem Punkt 134 verlassen. Ein längeres Stück – insgesamt mehr als zwei Kilometer – geht es wieder durch Felder und Wiesen hindurch, ehe wir kurz vor dem Punkt 133 am nördlichen Rand des Snijsselbos entlang gehen.

Am Ende des dem Waldrand folgenden Weges kommen wir wieder auf ein befestigtes Stück und nach einer Rechtskurve an einen Kapellenbau aus (unten) Natur- und (oben) Backstein. Es handelt sich um die Sint-Servaaskapel, deren Ursprünge auf das Ende des 15.Jahrhunderts zurückgehen. Umgebaut und erweitert wurde sie im 18.Jahrhundert. Die jüngsten Restaurierungsarbeiten wurden 2015 abgeschlossen.

Nochmals geht es – kurz vor dem Punkt 130 – in ein hier als Rotbos bezeichnetes Wäldchen hinein. Nach wenigen hundert Meter verlassen wir es bereits wieder und befinden uns im bebauten nördlichen Teil von Kampenhout wieder. Kurz hinter dem Knotenpunkt 129 schließt sich der Kreis dieser langen, aber auch abwechslungsreichen Rundwanderung.

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