Von Michael Stabenow
Wer sich auf Deutsch über die verschlungenen Wege der belgischen Staatsstruktur kundig machen will, kommt an Christian Behrendt nicht vorbei. Geboren wurde er zwar 1974 in Bonn, seit fast drei Jahrzehnten ist er jedoch in Lüttich zuhause. Dort studierte Behrendt von 1995 an Rechtswissenschaften und übernahm, nach der Promotion an der traditionsreichen Pariser Sorbonne-Universität, 2008 den Lehrstuhl für Verfassungsrecht. Seit wenigen Tagen ist Behrendt zudem Honorarkonsul der Bundesrepublik Deutschland mit Sitz in Lüttich. Zuständig ist er in diesem Ehrenamt für die Provinzen Lüttich, Luxemburg und Namur.
Es dürfte kein Zufall gewesen sein, dass die Wahl bei der Nachfolge des seit 2016 amtierenden Honorarkonsuls Louis Maraite auf Behrendt gefallen ist. Er kennt sich beiderseits der Grenze zwischen Belgien und Deutschland bestens aus. Zudem hat Behrendt die Gabe, die Verästelungen der staatlichen Strukturen verständlich, aber durchaus auch humorvoll zu erklären. Eine Kostprobe davon hat er unlängst beim 7. Belgientag des Belgienzentrums an der Universität Paderborn geliefert, als er in freier Rede Wirrwarr und Widersprüche steuerpolitischer Zuständigkeiten von Föderalstaat und Regionen in Belgien erläuterte. Behrendt ist Mitglied des Beirats des Belgienzentrums.
Martin Kotthaus, Botschafter Deutschlands in Belgien, würdigte Behrendt anlässlich dessen Ernennung zum Honorarkonsul als „hervorragende Persönlichkeit aus Lüttich“, die „vor Ort hervorragend vernetzt“ sei. Gegenüber „Belgieninfo“ sagte Behrendt: „Als der Botschafter mich gefragt hat, ob ich bereit wäre, dieses Amt anzunehmen, habe ich sehr gerne zugesagt. Es ist ein Ehrenamt im besten Sinne des Wortes. Die zwischenstaatliche Zusammenarbeit besteht ja nicht nur im Abschließen von Staatsverträgen, sondern auch im Kleinen. Wenn ich hierzu einen bescheidenen Beitrag leisten kann, dann tue ich dies sehr gerne.“
Auch wenn konsularische Angelegenheiten in erster Linie über die Botschaft in Brüssel geregelt werden sollen, kann Behrendt, ebenso wie die deutschen Honorarkonsuln in Antwerpen, Flämisch-Brabant sowie in Eupen (für die Deutschsprachige Gemeinschaft) durchaus unterstützend und beratend tätig werden. Hauptaufgabe der ehrenamtlich wirkenden Honorarkonsuln ist es, zur engeren Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Belgien beizutragen. Dies gilt insbesondere für die wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen sowie die Rechtspflege und die Verkehrspolitik.
In der oft aufgeheizten innerbelgischen Debatte hat Behrendt den Vorteil, dass er zwar die Verhältnisse im Land bis in das kleinste Detail kennt, aber nicht im Verdacht steht, parteiisch zu sein. Zugute kommt ihm dabei, dass er neben seiner Muttersprache Deutsch auch mühelos Französisch und Niederländisch beherrscht. Seit einigen Jahren hat Behrendt Lehraufträge an der Katholischen Universität Löwen (KUL) sowie der Königlichen Militärakademie in Brüssel. Zudem ist er als Gutachter des belgischen „Staatsrats“ tätig, der unter anderem für die Bewertung verwaltungsrechtlicher Angelegenheiten zuständig ist.
Honorarkonsulat der Bundesrepublik Deutschland
Rue de Campine 277, 4000 Liège
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