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Bodenseeregion bietet mehr als Spätzle und Schwarzwälder Kirschtorte

Überraschung im Brüsseler Ländle

Von Thomas A. Friedrich

Gibt es das überhaupt? Ein Sommerfest in der EU-Vertretung des Landes Baden-Württemberg ohne Schwarzwälder Kirschtorte, offeriert von Ministerpräsident Winfried Kretschmann?

In diesem Jahr fehlte der seit 2011 amtierende grüne Landesvater beim traditionellen Fest im Herzen des Europaviertels erstmalig. Dass ohne ihn diesmal auch die – das Wasser im Munde zusammenlaufen lassende – Schnitte von der megagroßen Schwarzwälder Kirschtorte – stets aus Stuttgart angelandet – fehlte, war wohl dem Hitzerekord nahe 40 Grad Celsius an der stark befahrenen Rue Belliard geschuldet.

Nach Niedersachsen 2025 steht in Stuttgart Wachwechsel in der Staatskanzlei 2026 an

Ebenso klar ist, dass bei den in Baden-Württemberg anstehenden Landtagswahlen am 8. März 2026 Winfried Kretschmann nicht mehr antritt. Somit endet in Baden-Württemberg nach 15 Jahren im Amt die Ära des ersten grünen Ministerpräsidenten.

Als Favoriten auf die Nachfolge gelten bisher der CDU-Landeschef Manuel Hagel und der designierte grüne Spitzenkandidat Cem Özdemir.

So mussten die über 300 geladenen Gäste unter Palmen im Außengarten der vor drei Jahren um die Liegenschaft des Goethe-Instituts erweiterten weitläufigen Repräsentanz ohne das Spitzenpersonal aus der Stuttgarter Staatskanzlei die dargebotenen Sommerfreunden und Spezialitäten genießen.

Nach den Begrüßungsansprachen von Hausherr Bodo Lehmann und des seit 2021 amtierenden politischen Staatssekretärs und Vertreters des Landes Baden-Württemberg bei der EU,  Florian Hassler, wurden das reichhaltige sommerliche Buffet im Atrium und die BBQ- und Fassbier-Station im Lichthof sowie die Weinstände der Staatsweingüter im weitläufigen Erdgeschoss zum Entdecken und Verkosten freigegeben.

Kretschmann wertete Brüsseler EU-Vertretung zur Stabsstelle der Staatskanzlei auf

Die Ländle-Vertretung bei der Europäischen Union wurde mit dem Amtsantritt von Kretschmann seit 2011 als eigene Dienststelle des Staatsministeriums mit Sitz im Europaviertel von Brüssel etabliert.

Mit dem Erweiterungsbau von 2021 direkt neben dem bisherigen Bestandsgebäude hat die landeseigene Behörde „Vermögen und Bau Baden-Württemberg“ den bestehenden Bedarf an Veranstaltungsfläche erheblich erweitert und mehr Raum für Begegnungen geschaffen. Die Gelegenheit dazu ergab sich durch den Grundstücksverkauf des Goethe-Instituts durch das deutsche Außenministerium.

Enge Kooperationen am Schwäbischen Meer mit Österreich, Liechtenstein und Schweiz

Baden-Württemberg, im Herzen Europas gelegen, profitiert wie kaum eine andere Region von seinen guten Verbindungen in zentraler Lage. Durch seine Wirtschaftskraft und mit einer Bevölkerungszahl von rund elf Millionen Einwohnern hat das Land in der EU mehr Gewicht als mancher Mitgliedstaat. Es wartet als Bundesland in einer Größenordnung von Belgien auf.

Da seit langem viele wesentliche politische Entscheidungen auf Europaebene getroffen werden, ist es für Baden-Württemberg besonders wichtig, in die Prozesse in Brüssel eingebunden zu sein“. So lautet die Mission der „Ländle“-Botschaft, wie sich die deutsche Südregion inzwischen mit neuer Marketing-Sprache vermarktet.

Ex-Landeschef und EU-Kommissar Günther Oettinger hielt Hof in der EU-Botschaft

Die Abwesenheit seines Nach-Nachfolgers Winfried Kretschmann nutzte der ehemalige Ministerpräsident Baden-Württembergs, Günther Oettinger, von 2009 bis 2019 EU-Kommissar mit drei unterschiedlichen Portfolios, am Prominententisch des Abends. Er lud kurzerhand mehr als ein Dutzend ehemaliger Kolleginnen und Kollegen aus der EU-Kommission zum Sommerfest ein. Unter ihnen die ehemalige belgische Kommissarin für Soziales, Marianne Thyssen, und die frühere Wettbewerbskommissarin Cecilia Malmström. Unter den Gästen fanden sich ferner der letzte britische Kommissar und Brexit-Verhandler Julian King sowie der finnische Kommissionsvizepräsident Jyrki Katainen und Ex-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis wieder. Ebenfalls gesichtet wurde am Promi-Tisch Margaritis Schinas, der langjährige Sprecher von Präsident Jean-Claude Juncker und spätere griechische EU-Kommissar. Über die aktuelle Kommissionschefin Ursula von der Leyen war bei den feucht-fröhlichen Konversationen nichts zu hören, dafür Episoden aus der Zeit unter Ägide des Luxemburgers Juncker.

Übersicht kulturhistorischer Monumente und übers ganze Land verstreute Schönheiten

Als eine Art ungekrönte Schlossherrin fungierte an diesem langen Abend Patricia Alberth. Die Geschäftsführerin der über 60 staatlichen Schlösser und Gartenanlagen des Landes brachte das Publikum mit Informationen aus erster Hand zum Staunen, Kommen und Genießen in den stolzen Residenzen der Kurpfalz, sowie den über das ganze Land verstreuten Schlössern, Burganlagen, Klosteranlagen und Barockgärten ein. Die Vielfalt und architektonisch außergewöhnliche und einmalige Zeugnisse über fünf Jahrhunderte stehen den berühmten Schlössern an der französischen Loire um nichts nach. Das Sommermärchen 2025 kann im Urlaub mit der ganzen Familie mit einem Klick auf der website www.schloesser-undgaerten.de/besuchsinformationen beginnen.

Deutschlands größter See mit Alpenpanorama als Magnet für Kunst, Kultur und Wissenschaft

Der liebevoll als „Schwäbisches Meer“ getaufte Bodensee ist als größter Binnensee Deutschlands ein unvergleichliches Bindeglied zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz. Das Sommerfest 2025 war daher der kulturellen und kulinarischen Reichhaltigkeit der Bodenseeregion in Dreiländer-Partnerschaft unter Einbeziehung des Fürstentums Liechtenstein gewidmet. Die Kulturregion rund um den Bodensee ist mit dem Dreiländer-„Bodensee-Ticket“ für ein schmales Budget mit regionalen Bahnen, Bussen sowie mit Luftseilbahnen und Fährverbindungen über das Schwäbische Meer besonders attraktiv sowie stress- und abgasfrei zu bereisen.

Schweizer Weine stehen baden-württembergischen Staatsweingütern in Qualität nichts nach

Mit einem Stand präsentierte sich das Schaffhauser Land eindrucksvoll: Eingebettet in eine paradiesische Landschaft wird dieser Schweizer Landstrich geprägt vom Rhein, der sich bei Schaffhausen spektakulär  mit dem Bodensee vermählt. Dichte Wälder wechseln mit sonnendurchfluteten Rebbergen. Weine des Schaffhauser Blauburgunderlandes sind unter Kennern berühmt, und das Kleinod Stein am Rhein mit außergewöhnlichen Fassadenmalereien ist mehr als einen Abstecher wert. Infos zum Entdecken des Schaffhauser Landes unter Imagebroschuere Schaffhauserland Deutsch.pdf

Wer war eigentlich Hermann Müller-Thurgau?

Die Veredelung von Weintrauben, das Vergären von Obstsäften und auch der Obstanbau waren das Lebenswerk des Schweizer Forschers und Rebenzüchters Herman Müller-Thurgau. Zum 175-jährigen Geburtstag des weit über die eidgenössischen Grenzen hinaus bekannt gewordenen  Botanikers und Universalgelehrten wartet der Jubiläumsverein „Erlebniswelt Müller-Thurgau“ mit erlesenen Spitzenweinen und Führungen der im Jahre 2019 gegründeten Thurgau-Stiftung im Jubiläumsjahr auf.

Projektleiterin Priska Held von der  Agro Marketing Thurgau AG war beim Sommerfest in Brüssel nicht nur mit sommerlich frischen Weinen,  sondern auch mit Info-Broschüren zum Bodensee und der „Erlebniskarte 2025 Thurgau Bodensee“ gut aufgestellt. Das reichhaltige und soeben angelaufene Sommerprogramm rund um Rebensorten und Weinführungen findet sich im Thurgau-Veranstaltungskalender: Das Hermann Müller-Thurgau Jubiläumsjahr

Dem Land Baden-Württemberg sind vertiefte Beziehungen zum Nachbarland Schweiz ein besonderes Anliegen. So hat das baden-württembergische Kabinett am 8. Juli die Fortschreibung der Schweiz-Strategie beschlossen.  Ziel ist es, die eng verflochtenen grenzüberschreitenden Wirtschafts-, Arbeits- und Lebensräume entlang der gemeinsamen Grenze zu stärken und auszubauen. Im Mittelpunkt der Vertiefung von Wirtschafts-, Wissenschafts- und Technologiekooperationen steht ein neuer Fokus zur Entwicklung gemeinsamer Projekte der Wasserstoffwirtschaft.

Größer als man denkt…

Mit einer Landfläche von insgesamt 160 Quadratkilometern und 40.000 Einwohnern bildet das Fürstentum Liechtenstein den kleinsten Staat im deutschsprachigen Raum. Auch über eine klassische Hauptstadt verfügt die konstitutionelle Erbmonarchie auf demokratisch-parlamentarischer Grundlage nicht. Aber in Vaduz schlägt das wirtschaftliche und kulturelle Herz des Fürstentums. Hervorstechend im Steuerparadies mit einem Ertragssteuersatz für juristische Personen von 12,5 Prozent ist die Gründerszene, fokussiert auf Zukunftstechnologien. So siedelten sich seit 2022 über 100 Start-Up Unternehmen im Zentrum des Alpenbogens zwischen Österreich und der Schweiz in Liechtenstein an. Es ist zudem fraglich, ob ohne Liechtenstein die erste Mondlandung überhaupt geglückt wäre. Die ehemalige Balzers AG (inzwischen Oerlikon AG) stattete 1969 die Raumschiffe des Apollo-Programms der NASA mit einer speziellen Beschichtung aus, die die Astronauten vor kosmischer Strahlung schützte.

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