Länge der Wanderung rund 5,5 Kilometer, eineinhalb Stunden; leicht, überwiegend unbefestigt
Startpunkt: Parkplatz an der Lindemolen (gegenüber dem Stadion), Omer Vanaudenhovelaan, 3290 Diest-
Knotenpunkte: 272, (9), 97, 98, 91, 93, 95, 272.
Anfahrt ÖPNV: SNCB Intercity Brüssel Central-Diest; ca.45 Minuten (ohne Umsteigen); vom Bahnhof aus den Demer überqueren und die zehn Minuten Fußweg bis zum Startpunkt in südöstlicher Richtung zurücklegen.
Von Michael Stabenow
Diest, im Nordosten der Provinz Flämisch-Brabant gelegen, gehört nicht zu den größten Publikumsmagneten Belgiens. Dabei hat die mit Vororten rund 25000 Einwohner zählende Kleinstadt einige Sehenswürdigkeiten zu bieten. Auch Wanderer kommen in der Umgebung auf ihre Kosten. Der an der Ringstraße R26 am östlichen Stadtrand gelegene Parkplatz, gegenüber vom Stadion und unweit der stattlichen Windmühle Lindemolen, eignet sich als Ausgangs- und Endpunkt für eine Reihe von Rundwegen.
Die hier beschriebene und rund 5,5 Kilometer lange Route führt durch das Webbekoms Broek. Es handelt sich um ein Sumpfgebiet, das mit Hilfe der Europäischen Union im Rahmen des „Life Delta-Projekts“ in den vergangenen Jahren umfassend renaturiert worden ist. Da der Weg nur auf dem letzten Teilstück von Bäumen gesäumt ist, sollte man bei allzu großer Hitze auf den Rundweg lieber verzichten – oder sich zumindest mit Sonnencreme und –hut sowie Getränken wappnen.
Da die Bauarbeiten noch im Gang und einige Wege nicht leicht zu finden sind, konzentriert sich dieses Beschreibung auf eine Route, die mit Hilfe der Wanderknotenpunkte vor Irrwegen bewahrt. Blickfang am Ausgangspunkt ist die ursprünglich im 18. Jahrhundert im Nachbarort Schaffen erbaute Lindemolen. Seit 1960 befindet sich die Getreidemühle an ihrem heutigen Standort. An jedem ersten und dritten Sonntag wird sie in Betrieb genommen und steht Besuchern offen. Wer die steile Leiter empor klettert, wird nicht nur durch Einblicke in die Funktionsweise von Windrädern und Mühlsteinen belohnt, sondern auch durch eine schöne Aussicht auf Diest und Umgebung.
Südöstlich, auf der anderen Seite des Gewässers, befindet sich das Erholungsgebiet „Provinciedomein Halve Maan“, das unter anderem einen Spielplatz bietet sowie in den Sommermonaten zu Bade- und Strandfreuden einlädt. Wegen der laufenden Bauarbeiten ist der direkte Zugang über die Brücke gesperrt – und man muss einen kleinen Umweg in südlicher Richtung in Kauf nehmen.
Wir gehen jedoch zunächst in nördlicher Richtung entlang des Gewässers über das Parkplatzgelände. Kurz bevor wir zu einem weiteren Parkplatz gelangen, zweigt rechterhand ein Weg ab. Er führt zum Knotenpunkt 9, zu dem wir aber nicht laufen, sondern bei der nächsten Gelegenheit nach links abbiegen. Wir bleiben weiter westlich des Gewässers gehen auf dem vom Punkt 9 kommenden Weg in Richtung des Punkts 97 weiter. Wir befinden uns nun auf dem in seiner heutigen Gestalt aus dem 19. Jahrhundert stammenden und mit Bäumen bestandenen Schutzwall.
Rechterhand befindet sich die kleine Halbinsel Boerenkrijgplein, auf der nicht nur zwei Kanonen, sondern auch zumindest ein Bienenvolk eine Heimat gefunden haben. Am Punkt 97 kommen wir an den Fluss Demer und einen beeindruckenden Schleusenkomplex. Wir überqueren den Fluss und seinen Zufluss Zwarte Beek, gehen leicht bergauf und biegen am Punkt 98 nach rechts in Richtung des nachfolgenden Punkts 91 ab.
Wir befinden uns jetzt mitten im Sumpfgebiet. Ziel ist es, die ursprüngliche Landschaft wieder herzurichten und die weiter flussabwärts gelegenen Gebiete vor Überschwemmungen zu beschützen. Aus diesem Grund wurde und wird Wald- in Wiesenland umgewandelt. Die Böden sollen, auch dank eines höheren Grundwasserspiegels, mehr Feuchtigkeit speichern und – in Zeiten des Klimawandels wichtig – mehr Kohlendioxyd aufnehmen können. Unweit des Punkts 91 gibt es seit kurzem zehn Storchennester. Dass die hier wieder heimischen Vögel kulinarisch auf ihre Kosten kommen, kann sich bestens ausmalen, wer im Frühling das Quaken der hier reichlich anwesenden Frösche vernimmt.
An zwei Stellen der Rundwanderung sind Holzkonstruktionen aufgestellt. Im Erdgeschoss befinden sich Luken, durch die Hobbyornithologen die Vogelwelt erkunden können. Vom oberen Geschoss aus bieten sich schöne Ausblicke auf das Sumpfgebiet und kleinere Gewässer. Der Weg macht einen Knick in westlicher Richtung und nach dem Passieren der zweiten Aussichtsplattform verlassen wir am Punkt 93 das Naturschutzgebiet, das nun rechterhand liegt. Auf einer von Eichen und von – falls das pflanzenkundliche Wissen des Verfassers nicht täuscht – Erlen gesäumten schmalen Straßen laufen wir in nördlicher Richtung durch die „Randbezirke“ des zu Diest gehörenden Dorfs Webbekom.
Rechts, hinter einem Zaun, sehen wir einen großen Teich und erblicken anschließend das Strandbad „Halve Maan“ und die dazugehörigen Attraktionen. Besucher des Bads werden gebeten, sich Eintrittskarten über das Internet (Provinciedomein Halve Maan Diest | Provincie Vlaams-Brabant (vlaamsbrabant.be) zu kaufen. Geöffnet ist das Freibad von Anfang Mai bis Mitte September. Am Punkt 95 gehen wir weiter in Richtung des Punkts 272. Wir gehen oberhalb eines Teichs, über dessen Ufer eine kleine Aussichtsplattform steht. Da sie nur über ein einfaches Geländer verfügt, sollten Familien mit Kindern hier besondere Vorsicht walten lassen. Die am Punkt 272 zum „Halve Maan“-Haupteingang führende Brücke ist derzeit wegen Bauarbeiten gesperrt. Wir gehen hier nach links in Richtung der Mühle (und des Punkts 9) weiter.
Da die Runde mit einer Länge von 5,5 Kilometer relativ kurz ist, dürfte genug Zeit bleiben, einen Abstecher in das reizvolle Stadtzentrum von Diest zu unternehmen. Jenseits der Ringstraße, nördlich des Sportstadions, gelangt man in das Areal des zum Unesco-Welterbe zählenden und ursprünglich aus dem 13. Jahrhundert stammenden Beginenhofs mit rund 90, meist im 17. und 18 Jahrhundert errichteten Bauten.
Die der Heiligen Katharina geweihte und ursprünglich im 13. Jahrhundert entstandene Beginenkirche ist ebenso wie die in ihrer heutigen Gestalt zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert im Stil der „Demer-Gotik“ errichtete Sint-Sulpitius-Hauptkirche aus örtlichen rostbraunen Eisensandstein (sowie hellem Kalkstein) erbaut. In der Hauptkirche befindet sich die Grabstätte des 1618 verstorbenen Prinzen Philipp Wilhelm, dem ältesten Sohn des in den Niederlanden als „Vater des Vaterlandes“ geltenden Fürsten Wilhelm I. aus dem Hause Oranien. Bis zum heutigen Tage wird in Diest der Verbindung mit dem Hause Oranien-Nassau gedacht.
Im Inneren der Sint-Sulpitius-Kirche befindet sich ein erst im April wieder eröffnete Museum für Sakralkunst. Es bietet eine umfangreiche Sammlung mit Statuen, Gemälden und Monstranzen aus den vergangenen Jahrhunderten. Vor dem Hauptportal der Kirche erstreckt sich der von zahlreichen Lokalen mit Terrassen gesäumte Diester Hauptplatz „Grote Markt“
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