Von Michael Stabenow
Was für ein Tag! Was für ein Tag, werden Sie fragen. Es hat heute, wie fast immer in den vergangenen Monaten, wieder ordentlich geregnet. Und dennoch ist dieser 27. November ein ganz besonderer Tag – zumindest für das Königlich-Meteorologische Institut (KMI) im Brüsseler Stadtteil Uccle. Denn fortan kann 2024 als das niederschlagreichste Jahr seit Beginn der dortigen Wetteraufzeichnungen gelten.
Der bisherige Rekord wurde 2001 mit 1088,5 Millimeter Niederschlag aufgestellt. Diese Marke wurde am Mittwoch geknackt. Durchschnittlich werden in Uccle jährlich Niederschlagsmengen von rund 840 Millimeter gemessen, und da das Jahr 2024 noch mehr als einen Monat zählt, darf es wohl noch einiges mehr sein. Es werden also noch einige „RR-Days“ auf uns zukommen – RR wie, auf Englisch, „record rainfall“, oder, auf Deutsch, „Rekordregenmengen“. Regen, Regen, nur noch Regen!
Grund zur Freude dürfte das nicht sein – schließlich hat die jüngste Weltklimakonferenz COP 29 uns abermals gelehrt, dass vieles in der Wetterküche schiefläuft und zu wenig dagegen unternommen wird. So schlimm wie zuletzt in Frankreich, Großbritannien, Italien und vor allem in Spanien ist es in Belgien in diesem Jahr nicht gekommen. Aber die Bilder des Sommers 2021 von den überfluteten Ortschaften entlang des Flusses Weser in Ostbelgien sollten uns alle in Erinnerung bleiben.
Wie klein ist – gemessen daran – unser Frust darüber, dass wir in den vergangenen Monaten eigentlich nur auf altvertrauten, gut befestigten Wanderwegen unterwegs waren. Das Risiko, im Morast zu versinken, war und ist nicht von der Hand zu weisen. Im Frühjahr mussten wir nach einigen hundert Metern entlang eines Flusses in der Provinz Antwerpen umkehren, weil sich der Uferweg alles andere als stabil war.
Also dann lieber auf ausgetretenen, weniger matschigen Pfaden im Forêt de Soignes, im Schlosspark von La Hulpe oder im Arboretum von Tervuren laufen. Warum es also nicht einmal mit den guten alten Gummistiefeln versuchen? Aber ehrlich gesagt: Wanderfreuden sehen anders aus.
Dass dieser Tage in Belgien fast 13000 Menschen in den Haftanstalten sitzen, stellt einen weiteren tristen Landesrekord da. Gut 700 mussten übrigens wegen der Überbevölkerung der Gefängnisse vorzeitig auf freien Fuß gesetzt werden.
Aber das ist ein anderes Thema als der Dauerregen. Damit zu tun hat dagegen, dass der Sandkasten im Garten inzwischen einem – allerdings sehr kalten – Planschbecken gleicht. Und so bleibt uns nicht viel anderes übrig, als auf trockenere Tage zu hoffen – wohl wissend, dass dies für uns in Belgien derzeit viel weniger wichtig ist als für die notleidenden Menschen in den Überschwemmungsgebieten anderswo in Europa und anderen Teilen der Welt. Aber auf den Wettergott scheint im Rekordjahr 2024 – und wohl auch darüber hinaus – kein Verlass mehr zu sein.
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