
Von Heide Newson
Die belgische Königin Paola ist am 11. September 88 Jahre alt geworden. Wo sie ihren Ehrentag gefeiert hat, ob auf Schloss Belvedère in Laeken oder auf ihrem Landsitz in Frankreich, ist nicht bekannt. Bekannt ist jedoch, dass sie zahlreiche Glückwünsche auf den sozialen Medien, von der königlichen Familie, von Politikern, Freunden und aus der Bevölkerung erhielt.
Kein einziges belgisches Prinzen- oder Königspaar war so lange verheiratet wie König Albert II. (91) und sie. Obwohl es in der Ehe lange kriselte und das Paar einst kurz vor der Scheidung stand, scheinen die beiden Royals heutzutage in ihrer Ehe glücklich und zufrieden zu sein. Mittlerweile sind sie stolze Großeltern von 13 Enkeln, während jüngst ganz offiziell ein weiterer Enkel, Clément Vandenkerckhove, durch die Anerkennung der Vaterschaft von Prinz Laurent, dazu gekommen ist.
EINE PRINZESSIN VOLLER GLAMOUR UND (PARTY) FREUDEN
In ihrer Jugend war Paola für ihren Glamour und ihren etwas ausschweifenden Lebensstil bekannt, was ihr den Spitznamen „Party Prinzessin“ einbrachte. Die gebürtige Donna Paola Ruffo di Calabria wurde im Jahr 1937 im toskanischen Badeort Forte dei Marmi geboren. Im Jahr 1959 heiratete sie den damaligen Prinzen Albert von Belgien, den sie Anfang November 1958 kennengelernt hatte. Prinz Albert war zur Amtseinführung des neuen Papstes Johannes XXIII. nach Italien gekommen, wo er seinen Bruder König Baudouin vertrat. In einem Interview zum 50. Hochzeitstag gab Königin Paola viel Privates preis. „Ich war in die belgische Botschaft in Rom anlässlich des Besuchs von Prinz Albert eingeladen worden,“ sagte sie. Nicht viel habe sie damals über Belgien gewusst. Nur Tim und Struppi habe sie gekannt, und von König Baudouin habe sie auch nur ganz vage etwas gehört. Weiter verriet sie damals, dass Albert bei diesem Treffen sehr schüchtern gewesen sei. Schnell sei ihnen der Gesprächsstoff ausgegangen. Auch Albert erinnerte sich an das erste Treffen und war ganz hin-und hergerissen von diesem wunderschönen Geschöpf, wie er Pressevertretern sagte. Er wollte die hübsche Italienerin wiedersehen, was er tat, und sie dann im Jahr 1959 zum Traualtar führte.
PROBLEME MIT IHRER NEUEN HEIMAT
Mit Belgien hatte die schöne Italienerin nach ihrer Traumhochzeit dann so ihre Probleme. Nur schlecht konnte sich die sonnenverwöhnte Prinzessin an das regenreiche Belgien und den so ganz anderen Lebensstil gewöhnen. Ein wiederkehrender Kritikpunkt in Belgien war zudem ihre unzureichende Beherrschung des Niederländischen. Ein Jahr nach ihrer Hochzeit kam der erste Nachwuchs zur Welt. Prinz Philippe wurde 1960 geboren, Prinzessin Astrid 1962 und Prinz Laurent im Jahr 1963. Aber dennoch war die Ehe alles andere als glücklich, worunter die Kinder litten. In den 1960er und 70er Jahren lebte das Ehepaar zeitweise getrennt.
DER SKANDAL
Was schon lange ein hartnäckiges Gerücht war, wurde im Jahr 2020 zur Gewissheit. Albert II. hatte seine Ehefrau betrogen, und zwar jahrelang mit der Baronin Sybille de Sélis. 2020 erkannte er endlich die Vaterschaft der heutigen Prinzessin Delphine von Sachsen-Coburg und Gotha (57) an. Diese Angelegenheit war jahrelang Gegenstand von Gerichtsstreitigkeiten und sorgte für erhebliche öffentliche Aufmerksamkeit. In einem Dokumentarfilm und Interviews haben sowohl Königin Paola als auch König Albert II. offen über ihre schwierige Ehe gesprochen und betont, dass sie ihre Beziehung in den achtziger Jahren wiederhergestellt hätten. Auch Paola gab zu, dass sie während ihrer Ehe eine Affäre, und zwar mit einem Fotografen, gehabt habe. Es sei zu einer Zeit geschehen, als die Dinge nicht so gut liefen, gestand sie damals. Aber nach der Thronbesteigung ihres Mannes im Jahr 1993, als sie Königin der Belgier wurde, lernten die Belgier eine ganz andere Person, eine Person mit Tiefgang kennen. Mit großem Enthusiasmus stürzte sie sich in ihre neuen Aufgaben. Viele offizielle Termine nahm sie wahr, engagierte sich im sozialen Bereich und setzte sich verstärkt für junge Menschen in Not ein.
Tennis war ihr Hobby. Jahrelang stand sie im „Royal Tennis Club“ im Brüsseler Stadtteil Uccle am Netz. Und das machte sie gut. Von royalen Attitüden war keine Spur. Locker vom Hocker plauderte sie mit den Tennisspielerinnen und -spielern über Gott und die Welt. Nur zu einem gemeinsamen Match konnte sie keiner gewinnen. Die damalige Prinzessin spielte ausschließlich mit dem Tennislehrer Guy Sterno, war konzentriert bei der Sache, hatte eine tolle Rückhand, ein gutes Auge für den Ball – und unendlich viel Spaß auf dem Royal Racing Tennisplatz.
Während Pressereisen begegnete ich Königin Paola häufig. Stets hatte sie ein freundliches Wort für die mitreisenden Pressevertreter und -vertreterinnen. Während eines Besuchs im autistischen Zentrum in Oudenaarde schwärmte sie im Gespräch mit dem Grenzecho von den deutschsprachigen Belgiern, die sie sehr schätze. Für die autistischen Kinder, ihre Arbeiten, Sorge und Nöte nahm sie sich besonders viel Zeit. Kinder scheint sie besonders in ihr Herz geschlossen zu haben, was an belgischen Nationalfeiertagen nicht zu übersehen war. Streckten sich ihr Hände von Kindern entgegen, reichten sie ihr Blumen, so umarmte sie diese freudestrahlend, lachte und plauderte mit ihnen und vergaß dabei ganz das strenge Hofprotokoll.
Bis zu der Abdankung von König Albert II. im Jahr 2013 nahm Königin Paola trotz einiger gesundheitlicher Probleme viele offizielle Termine im In-und Ausland an der Seite ihres Mannes wahr. Dabei wirkte sie zunehmend entspannter, und viele Belgierinnen und Belgier, nicht nur beeindruckt von ihrem eleganten Look, sondern von ihren unermüdlichen Einsatz zum Wohle Belgiens, feierten und bewunderten sie. Mit ihren 88 Jahren scheint sie auch längst in ihrer Ehe angekommen zu sein. Sehr unglücklich, allein und sehr traurig sei sie mehr als zehn Jahre in ihrer Ehe gewesen, sagte sie damals im Interview. Aber diese Zeiten sind längst vorbei. Seit vielen Jahren sieht man die belgische Monarchin immer häufiger mit einem Lächeln im Gesicht, das nach echter Lebensfreude aussieht. Herzlichen Glückwunsch, Ihre Majestät, und weiter viele glückliche und gesunde Jahre!







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