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Inmitten der offenen Hügellandschaft des „Pays de Herve“

Rund 16 Kilometer, vier Stunden reine Laufzeit, mittelschwer, überwiegend befestigt

Start: Place de la Halle, 4890 Clermont-sur-Berwinne (genügend Parkplätze in der Ortsmitte vorhanden)

Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Ab Brüssel Central mit Intercity bis Verviers Central. Dort zum nahegelegenen Busbahnhof und die TEC-Linie 738 nach Aubel nehmen; Dauer rund zweieinhalb Stunden

Von Michael Stabenow

Das „Pays de Herve“ – zu Deutsch „Herver Land“ – ist eine reizvolle Hügellandschaft. Sie erstreckt sich nördlich der Ardennen zwischen Lüttich und Aachen. Ein Großteil des rund 450 Quadratkilometer und zwölf Gemeinden umfassenden Gebiets liegt nördlich der nach Deutschland führenden Autobahn E40.

Charakteristisch ist eine offene, auch in trockenen Sommern meist grüne Landschaft mit wenigen Wäldern, dafür umso mehr Hecken („bocages“). Einen guten Eindruck davon erhält man auf dieser rund 16 Kilometer langen Rundwanderung mit Start und Ziel in Clermont-sur-Berwinne. Die Strecke, deren höchster Punkt auf knapp über 300 Meter und deren niedrigster auf 221 Meter über dem Meeresspiegel liegt, ist mit einer schwarzen 3, streckenweise auch 3bis, auf einem gelben Rechteck überwiegend gut markiert.

Clermont-sur-Berwinne gehört zur Gemeinde Thimister-Clermont und darf sich zu den „schönsten Dörfern Walloniens“ zählen. Der Ort blickt auf eine wechselhafte Geschichte zurück und unterstand zunächst der Grafschaft Limburg und später Burgund, Habsburg und Frankreich. Wer im Zentrum des erstmals 1230 urkundlich erwähnten Dorfes eintrifft, fühlt sich in eine für Belgien ungewohnte Umgebung versetzt.

Der Ortskern mit dem Ende des 19. Jahrhunderts wieder aufgebauten Rathaus mit einem Durchfahrtstor sowie der auf einem Felsvorsprung stehenden und dem Apostel Jakob geweihten Kirche strahlt eine gewisse Erhabenheit aus. Die Kirche wurde 1632 wieder aufgebaut und sollte zur Zeit der Religionskriege ein katholisches Bollwerk gegen den Protestantismus symbolisieren. Von der Mauer westlich der zum Teil im Stil der Maas-Renaissance geprägten und derzeit umfassend renovierten Kirche aus erstreckt sich der Blick weit über die tiefer gelegene Landschaft des „Pays de Herve“.

Wir verlassen das Dorfzentrum von der Place des Halles aus zunächst in nordöstlicher Richtung und gehen entlang einer wenig befahrenen Straße. Nach dem Passieren eines Friedhofs taucht unterhalb nach einer Linkskurve auf der rechten Seite das im Gedenken an die Wirren des Zweiten Weltkriegs 1994 errichtete „Remember Museum 30-45“ auf, das nur nach vorheriger telefonischer Absprache (087/44 61 81) zu besichtigen ist.

An der nächsten Straßenkreuzung befindet sich linkerhand unterhalb einer stattlichen Sommerlinde die ursprünglich aus dem 17. Jahrhundert stammende und nach einem Brand im Jahr 2007 umfassend renovierte Sankt-Anna-Kapelle. Sie soll einst als Zwischenstopp auf der Via Mosana, Teil des ins galizische Santiago de Compostela führenden Jakobsweges, gedient haben. Wir biegen hier nach rechts ab und erblicken einige hundert Meter danach auf der rechten Seite den in einer Parkanlage gelegenen Backsteinbau des „Château de Crawhez“. Er wurde ursprünglich Mitte des 16. Jahrhunderts erbaut und beherbergt heute zahlungskräftige Gäste.

Kurz darauf erreichen wir den Weiler Crawhez und biegen hinter einem zugemauerten Turm, den wir links liegen lassen, rechts auf einen Feldweg ein. Endlich haben wir für eine Weile weder Asphalt noch Kopfsteinpflaster unter den Füßen. Wir befinden uns nun inmitten von Wiesen und Feldern. Im Gegensatz zu den Ardennen stehen auf dem offenen Land meist nur vereinzelte Bäume – allerdings prächtige und vielfältige Laubbäume, nicht zuletzt Eichen und Eschen.

Dass auf der Wegmarkierung vorübergehend nun „3 bis“ steht, erscheint uns zwar rätselhaft, muss uns aber nicht über Gebühr irritieren. Der Weg führt allmählich bergauf und geht dann wieder in einen schmalen asphaltierten Weg über. Rechterhand steigen steil von zahllosen Rindern beweidete Wiesen an. Wir biegen auf eine etwas größere Straße nach links ab und folgen weiter der gelb-schwarzen Wegmarkierung.

Abermals geht es auf einen Feldweg ab und anschließend auf einer Weide weiter. Neben einer imposanten Esche führt die Route durch ein weiß gestrichenes, aber zum Teil ziemlich verrostetes Tor. Dort gehen wir nach rechts und biegen etwas oberhalb auf den von dem von Bauernhof kommenden Weg nach links ab. (An dieser Stelle ist Vorsicht geboten, da eine klare Markierung fehlt. Wer aber weiter geradeaus läuft, kommt ohnehin nicht weit).

An einem weiteren Gehöft biegen wir abermals nach links ab und laufen ein längeres Stück unterhalb des Plateaus weiter – mit schönen Ausblicken über das tiefer gelegene Gelände hinweg. Einige hundert Meter nach der Überquerung des hier klitzekleinen Wasserlaufs La Berwinne gehen wir in nordwestlicher Richtung auf dem schmalen Weg weiter. Er führt uns zum Weiler La Clouse, dem nordöstlichsten Punkt der Rundwanderung. Noch einige hundert Meter weiter nördlich, an der Nationalstraße 612, hier Hagelstein genannt, befindet sich ein amerikanischer Soldatenfriedhof.

Wir folgen der Straße von La Clouse aus talwärts. Hinter einem vergitterten Tor liegt ein verfallenes Backsteinensemble, das einer Renovierung harrt. Etwas später erblicken wir die Überreste der Wassermühlen, die einst zu der einige Kilometer westlich gelegenen Zisterzienserabtei und Brauerei Val Dieu in Aubel (Accueil – DE – Abbaye du Val-Dieu (abbaye-du-val-dieu.be) gehörten.

Die Route führt uns anschließend zu der aus dem Jahr 1880 stammenden Kapelle St. Rock. Die dort nach Süden abgehende Straße geht an einem Bauernhof in einen Feldweg über und führt uns ein zweites Mal zum Weiler Crawhez. Wir gehen von dort durch waldiges Gelände an einem Bach und Fischteichen entlang. Der unbefestigte Weg geht anschließend wieder in eine schmale Straße über.

Nach Überquerung der Hauptstraße zwischen Clermont-en-Berwinne und Froidthier führt der Weg zunächst in westlicher Richtung bis zu einer Ravel-Route („Réseau Autonome des Voies Lentes“). Diese in Wallonien beliebten Wege sind für die Bedürfnisse von – vor allem – Radlern und Wanderer umgebaute ehemalige Bahnstrecken (hier die frühere Linie von Chênée nach Plombières). Die Strecke führt jetzt zunächst nach Südosten und anschließend in östlicher Richtung zum Ausgangspunkt in das höher gelegene Ortszentrum von Clermont-sur-Berwinne zurück.

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