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Ein rundum gelungener ostbelgischer Festtag

Von Heide Newson.

Ein gesetzlicher Feiertag ist der 15. November nicht, aber dennoch befanden sich die etwa 180 Gäste, die in die Vertretung der Deutschsprachigen Belgier nach Brüssel gekommen waren, in Feierlaune. Und zu feiern gab´s viel. Denn am 15. November wird in Belgien der Tag des Königs sowie der Festakt zum Tag der Deutschsprachigen Gemeinschaft begangen.

Außenminister Didier Reynders

Bereits weit vor dem offiziellen Start des Festaktes platzte die Vertretung der Deutschsprachigen Gemeinschaft, ein wundervolles van de Velde Jugendstilhaus, förmlich aus allen Nähten. Gesichtet wurde u.a. Belgiens Außenminister Didier Reynders, der gleich nach seiner Teilnahme am traditionellen Te Deum zum Festakt der Ostbelgier geeilt war, und sich eifrig plaudernd unter die Gäste mischte, während Ostbelgiens Ministerpräsident Oliver Paasch, ebenfalls in bester Feierlaune, seine Gäste aus dem In-und Ausland begrüßte.

Wie stets passend zum Anlass top gestylt, punktete er sodann mit seiner Ansprache, die er alternierend in den drei Landessprachen sowie seinem perfekten Oxford Englisch hielt.

Unsere Vorfahren mussten im vergangenen Jahr viel Leid ertragen. Kriege, Gewalt, Staatenwechsel, Flucht und Vertreibung haben den heutigen Osten Belgiens über lange Zeit geprägt,“ sagte er. Auch die ersten Jahrzehnte in Belgien nach dem 2. Weltkrieg waren für die kleine deutschsprachige Minderheit alles andere als einfach. Die deutsche Sprache war verpönt und wurde systematisch zurückgedrängt.“

In Ostbelgien lässt es sich gut leben

Erst die offizielle Anerkennung dieser Ostkantone in den 1960er Jahren und der Ausbau der ostbelgischen Autonomie ab den 70er Jahren habe etwas geändert. Heute ließe es sich in Ostbelgien gut leben. In diesem Zusammenhang erwähnte er die florierende ostbelgische Wirtschaft, die historisch niedrige Arbeitslosenzahl von 6 Prozent, die Mehrsprachigkeit, ostbelgische Talente, eine sehr lebendige Kulturszene sowie die hohe Lebensqualität.

Unsere Geschichte hat aus uns das gemacht, was wir heute sind,“ fuhr er sichtlich zufrieden fort. „Wir sind keine Wallonen, wie manche meinen, wir fühlen uns vielmehr als deutschsprachige Belgier, die sehr an unserem Land und der Monarchie hängen. „Ja, wir sind stolz, Belgier zu sein, und es ist ja auch kein Zufall, dass der Festtag Ostbelgiens mit dem Fest des Königs zusammenfällt.“

Mit den Worten, dass Europa für Ostbelgien Frieden, Freiheit, Wohlstand und Solidarität bedeute, und die blutige Kriegstreiberei in Europa erst mit dem Beginn der europäischen Integration geendet habe, bekannte sich Ostbelgiens Ministerpräsident ganz klar zu Europa.

Die EU muss reformiert werden

Dennoch stellte er Forderungen an die EU, die reformiert, demokratischer, sozialer, transparenter und effizienter werden müsse, eine Forderung für die er viel Applaus erhielt.

Auch die guten Beziehungen zur Wallonie, Ministerpräsident Rudy Demotte strahlte übers ganze Gesicht, sowie die exzellenten Beziehungen zu dem großen Nachbarn, Deutschland blieben nicht unerwähnt. Aus diesem Grunde habe man eine hoch kompetente sowie angesehene Persönlichkeit wie Alexander Homann, der bisher „Chef“ der Brüsseler DG-Vertretung war, für die Deutschsprachige Gemeinschaft nach Berlin geschickt.

Und jetzt habe man für Homann einen geeigneten Nachfolger gefunden, der Brüssel kenne, die besten Kontakte besitze und alles, was man für den Job brauche. „Wir haben einen Richter, aber einen sehr hohen, nämlich den bisher Ersten Präsidenten des Staatsrates zum neuen Leiter ernannt,“ so Paasch.

Yves Kreins, der neue Mann

Ab heute ist Yves Kreins unser Mann in Brüssel, fuhr er fort, und bedankte sich bei ihm, dass er sich im Rahmen eines Auswahlverfahrens um die Stelle beworben habe.

Der neue Mann in Brüssel stellte sich mit viel Wissen, Charme und Humor vor.

Anwältin Elisabeth Hoffmann, Hausherr Yves Kreins, Chefredakteur Rudolf Wagner

Er stamme wie Ministerpräsident Oliver Paasch aus St. Vith. Als guter Bürger dieses Landes habe er beschlossen, der Aufforderung seiner Regierung zu folgen, und auch nach seinem 65. Geburtstag weiter zu arbeiten. „Ich bin in gewisser Weise rückfällig geworden, und nun stehe ich also erneut im Dienst dieser Deutschsprachigen Gemeinschaft, die sich mittlerweile zu einem vollwertigen förderalen Gliedstaat im belgischen System entwickelt hat.“ Er bedankte sich bei der Regierung für das Vertrauen, das sie in ihn gesetzt habe, und für die Anwesenheit der zahlreich erschienenen Gäste.

Mit regionalen Spezialitäten, Bier, Wein, politischen aber auch bodenständigen Gesprächen, umrahmt von musikalischen Klängen, dargeboten von „La Quintessenza“, verzauberte die Deutschsprachige Gemeinschaft alle.

Was für ein wundervolles Fest,“ so Demotte gegenüber belgieninfo. „Als passionierter Radfahrer und Wanderer liebe ich Ostbelgien und lade alle ein, die eine unversehrte Naturlandschaft und nette Menschen lieben, sich in den Osten Belgiens zu begeben.“ Er habe Deutsch in der Schule gelernt, habe aber alles wieder vergessen, was gar nicht stimmte, denn er beherrschte die Sprache Goethes wie ein Musterschüler.

Für mich war es sehr wichtig heute bei dieser Feier dabei zu sein. Ich verstand mich bereits ausgezeichnet mit Karl-Heinz Lambertz, und auch mit Oliver Paasch, einem Politiker der jungen Generation, mit dem ich dieselben Werte teile. In der Wallonie müssen wir noch mehr Deutsch, aber auch Flämisch lernen. Daran gilt es zu arbeiten.“ Mit einem charmanten „Auf Wiedersehen“ verabschiedete er sich ebenso wie Didier Reynders von einem rundum gelungenen Fest, während die weiteren Gäste noch lange weiter feierten.

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