Von Heide Newson
Was für ein schöner Start im Vorfeld des belgischen Nationalfeiertags. Am Vorabend nimmt das belgische Königspaar an einem Konzert im Palast der Schönen Künste (Bozar) teil. Königin Mathilde leuchtet in ihrem orangefarbenen Chiffon-Kleid mit langem Cape. Begleitet wird das Königspaar von Prinzessin Astrid und ihrem Mann Prinz Lorenz, die sich in ihrer Outfitwahl farbmäßig wohl abgesprochen haben. Bevor das Konzert beginnt, wird die Königsfamilie mit stehenden Ovationen und viel Applaus begrüßt. Zuvor hatte sich König Philippe mit einer Ansprache an seine Landsleute gewandt. Es brauche Zusammenhalt, ein „verbindendes Projekt“, um die Krisen der letzten Jahre zu bewältigen und die Demokratie in der EU zu stärken. Fast zeitgleich zum Beginn des Konzerts im Bozar wird die Stimmung auf der „Place du Jeu de Balle“ mit Stücken beliebter Künstlerinnen und Künstler wie Anny Cordy, Johnny Hallyday oder Claude Francois so richtig angeheizt. Dabei hat sich das lebendige Marollen-Viertel in eine überdimensionale Tanzfläche verwandelt.
Am Sonntag geht es dann weiter mit den Festivitäten. Entlang der Straßen Brüssels, vor dem Königspalast und vor allem der Kathedrale von St. Michael und St. Gudula versammeln sich schon ab neun Uhr Tausende von Zuschauern, die die Königsfamilie live erleben wollen. Sie werden nicht enttäuscht. Das Paar nimmt zusammen mit seinen vier Kindern und weiteren Würdenträger an der traditionellen Te Deum-Messe teil. Arm in Arm schreitet das Königspaar die Treppen zur Kathedrale hinauf. Und wie bereits im Vorjahr ist Königin Mathilde in ihrer eleganten Robe, in diesem Jahr ganz in Weiß, ein echter Hingucker. Danach folgen ihre Kinder Kronprinzessin Elisabeth, ganz in Pink, ihr Bruder Emmanuel und die Geschwister Eleonore und Gabriel. Die Belgier lieben ihre Königsfamilie und winken ihr enthusiastisch zu. Für die jungen Royals gibt es passend zum Nationalfeiertag rotgelbe Rosen. Nach der Messe, die die belgische Königsfamilie mit ernster andächtiger Miene verfolgt, beginnen die Feierlichkeiten so richtig. Das Königspaar und seine Kinder wenden sich an die vielen Schaulustigen, plaudern mit einigen ein wenig und posieren für Selfies.
Die stets beeindruckende zivile und militärische Parade beginnt um 16 Uhr auf dem „Place des Palais“. Menschen aus allen Teilen Belgiens strömen dahin, um an diesem Spektakel teilzunehmen. Rund 1.000 Soldaten, zahlreiche Vertreter von Polizei und anderen Einsatzkräften sowie 134 Veteranen sind beim Defilee dabei. Die Paraden anlässlich des Nationalfeiertags zollen den vielen Kräften Tribut, die beim Militär, bei der Polizei, der Feuerwehr oder im Notfalldienst ihrem Land helfen. König Philippe und seine beiden älteren Kinder in Uniform salutieren, die Menge winkt ihnen zu. Dabei zeigt sich Belgien einheitlich im Farbenmeer der Nationalflaggen. Dabei sind auch Prinz Lorenz und Prinzessin Astrid, die am Vorabend das Königspaar schon zum Konzert im Bozar begleitet hatten. Konzentriert verfolgen sie jede einzelne Parade. Und am belgischen Himmel, über dem Königspalast, bestaunen alle die Flugkünste der belgischen Luftstreitkräfte und können es kaum glauben, dass die Sonne aus einigen bedrohlichen Wolken hervorlugt. Die Parade feierte dieses Jahr auch 25 Jahre militärische Zusammenarbeit mit dem westafrikanischen Benin und das 75. Jubiläum des Nato-Bündnisses. Nach dem Luftspektakel schließen sich Fußsoldaten verschiedener Militäreinheiten und der Königlichen Militärschule der Prozession an, die rund um den Park von Brüssel führt, wo für viel bunte Animation, Musik, Kultur, Kinderspaß und auch das leibliche Wohl gesorgt wird.
In Fortsetzung der Tradition des Vorjahres wird der belgische Nationalfeiertag mit einem großen „Happy Belgium“-Konzert im Cinquantenaire-Park mit bekannten belgischen Künstlern fortgesetzt. Große Bildschirme, über den gesamten Park verteilt, sorgen dafür, dass jeder die Show genießen kann, bei der auch die Athleten vorgestellt werden, die Belgien bei den Olympischen und Paraolympischen Spielen in Paris vertreten werden.
Abgerundet werden die Feierlichkeiten durch das traditionelle Feuerwerk, ein faszinierendes Spektakel von Farben und Lichtern, visuell und technisch einzigartig. Was für ein grandioses Finale, was für ein wunderschöner Tag und das ohne die „drache nationale“, so Brigitte Pirotte, die schon in den frühen Morgenstunden aufgebrochen war, um an dem Festgeschehen teilzunehmen.
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