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Belgiens künstliche Energie-Insel wird erheblich teurer als geplant

© Elia.be

Von Rainer Lütkehus

Die für 2026 geplante Inbetriebnahme der etwa 14 Fußballfelder großen künstlichen Energie-Insel “Prinzessin Elisabeth”, 45 km vor der belgischen Nordseeküste, die der belgische  Übertragungsnetzbetreiber Elia bauen lässt, wird eine Milliarde Euro mehr kosten als geplant. 

Dies ist einem an die Öffentlichkeit gelangten Vermerk der belgischen Energieministerin Tinne Van der Straeten von der flämischen Partei der Grünen (Groen)  und dem für die Nordsee zuständigen Minister Vincent Van Quickenborne von der flämischen liberalen Partei (Open VLD) zu entnehmen, den sie dem Ministerrat am 20. Juli vorgelegt haben. Demnach beläuft sich die Rechnung nach den jüngsten Schätzungen von Elia auf 3,6 Mrd. Euro. Das sind 62 Prozent mehr als die letzte Schätzung von Oktober 2021 (2,2 Mrd. Euro). Da die Baukosten über die Netztarife auf die Stromverbraucher umgelegt werden, sei für Privathaushalte mit jährlichen Mehrkosten von bis 65 und für die Großindustrie von bis 96.000 Euro zu rechnen.

Die künstliche Insel, die in der gleichnamigen Offshore-Windparkzone „Prinzessin Elisabeth“ vor der Küste von De Panne gebaut wird, der bis 2030 eine installierte Kapazität von 3,5 GW aufweisen soll, soll wie eine überdimensionierte Mehrfachsteckdose funktionieren.

Die künftige Energie-Insel wird von Offshore-Windparks umgeben sein, deren Windstrom über Unterwasserkabel zu ihr fließt, der anschließend auf ihr in Hochspannungsstrom umgewandelt und an das belgische Festland sowie an andere europäische Länder verteilt wird. Die Insel soll der erste Baustein innerhalb eines europäischen Offshore-Stromnetzes sein. Elia will Verbindungsleitungen mit Großbritannien und Dänemark bauen.

Die Fundamente für die Insel werden ab Anfang 2024 vom belgischen Konsortium TM EDISON gelegt, das von Elia den Zuschlag erhalten hat und zu dem die zwei belgischen Baggerunternehmen Jan De Nul und DEME gehören. Die Arbeiten werden rund zweieinhalb Jahre in Anspruch nehmen. Danach wird mit der Installation der Hochspannungs-Infrastruktur begonnen.

Belgien gehört weltweit zu den Offshore-Wind-Pionieren

In den Hoheitsgewässern vor Belgiens nur 67 km langer Nordseeküste ist der Platz auf den für Offshore-Windparks geeigneten Sandbänken knapp. Trotzdem zählt das kleine Belgien mit seinen derzeit acht Offshore-Windparks im Umfang von 2,2 GW zu den großen Playern bei Offshore-Windenergie und steht im Ranking des Global Wind Energy Councils an fünfter Stelle.

 

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