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Auch in Belgien bricht das Zeitalter der Balkonkraftwerke an

© SW Unna

Von Michael Stabenow

In Deutschland, den Niederlanden und einigen anderen europäischen Ländern sind sie schon seit längerem gang und gäbe: Nun werden auch in Belgien die sogenannten Balkonkraftwerke Einzug halten können. Wer Solarmodule nicht auf dem Dach anbringen kann oder möchte, darf vom 17. April an auf dem Balkon, an Hauswänden oder auf der Terrasse Mini-Solaranlagen – gut befestigt – aufstellen und in Betrieb nehmen. Einzelheiten dazu hat jetzt der belgische Dachverband der Netzbetreiber (Synergrid) veröffentlicht.

Anders als zunächst geplant und im Gegensatz zum Südteil Belgiens entfällt in Flandern die Verpflichtung, die Geräte beim zuständigen Netzbetreiber anzumelden. Zulässig sind dabei pro Haushalt jeweils zwei Solarmodule mit einer Leistung von insgesamt 800 Watt. Sie können direkt an Steckdosen angeschlossen werden, so dass sich der durch Sonnenenergie gewonnene Strom direkt im Haushalt nutzen lässt.

Die belgische Verbraucherschutzorganisation Testaankoop – Testachats hat jetzt eine Übersicht zu den praktischen Möglichkeiten der Balkonkraftwerke zusammengestellt und die Kosten für ein Modul mit einer Leistung von 400 Watt auf 539 Euro (ohne Versandkosten) beziffert. Zuletzt seien die Preise deutlich gefallen. So habe der Preis 2022 noch bei 749 Euro gelegen. Ein Blick auf deutsche Websites zeigt, dass die Anlagen in Deutschland wohl günstiger zu haben sind.

Die Geräte, für deren Inbetriebnahme man offenbar kein ausgesprochener Technikfreak sein muss, sollen in Belgien von kommendem Montag (17. März) an im Handel verfügbar sein. Geht man von einem jährlichen Stromverbrauch von 4000 Kilowattstunden (kWh) pro durchschnittlichen Haushalt aus, dann dürfte sich, je nach Sonneneinstrahlung und Preisentwicklung, gut ein Zehntel der Stromrechnung einsparen lassen. Testaankoop–Testachats gibt Mehrkosten von 115 Euro an, die sich bei einem Strompreis von 30 Cent je kWh vermeiden ließen. Demnach würde sich, ließe man den Beitrag der Solaranlagen zum Klimaschutz unberücksichtigt, eine Investition kostenmäßig erst nach zehn Jahren gelohnt haben.

In Belgien auf den Markt kommen dürfen jetzt auch sogenannte Plug and Play-Batterien, mit denen sich überschüssiger Strom zuhause speichern lässt. Die Preise für die Geräte beziffert die belgische Verbraucherschutzorganisation auf 1000 bis 2000 Euro – deutlich niedriger als die Kosten für die leistungsstärkeren Speicher, die in Verbindung mit klassischen, auf den Dächern angebrachten Solaranlagen verwendet werden. Konnte man 2022 noch pro in das Stromnetz eingespeiste kWh auf Zahlungen von gut 50 Cent vertrauen, so betrug die Einspeisevergütung zuletzt im Durchschnitt nur noch mickrige 4 Cent je kWh.

Wie die Zeitung Gazet van Antwerpen berichtet, gibt es seit Februar in Belgien zwei Arten von sogenannten variablen Lieferverträgen mit Unternehmen. Demnach können bei einer Einspeisung ins Netz im Falle eines Überangebots auf dem klassischen Strommarkt Entschädigungszahlungen nach niederländischem Muster („terugleverboetes“) fällig werden. „Konkret: Wer dann gewonnene Sonnenergie in das Netz einspeist, wird pro kWh ein paar Eurocent für bezahlen müssen“, schreibt die Zeitung.

Die flämische sozialistische Energieministerin Melissa Depraetere habe sich, so Gazet van Antwerpen, nicht gegen eine entsprechende Abgabe gewandt. Vielmehr könne ihre abschreckende Wirkung einen Anreiz für die Haushalte schaffen, die Sonnenenergie optimal zu nutzen. Dazu beitragen könnten strombetriebene Wärmepumpen, aber auch der wachsende Absatz von E-Autos. Auch seien Batterien, mit denen man den aus Sonnenergie gewonnenen Strom speichern könne, zuletzt preisgünstiger geworden.

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