
Papst Leo XIV empfängt in weiß gekleidete Königin Mathilde. Königin Camilla tritt in schwarz an
Von Thomas A. Friedrich
Die wöchentlich an mindestens zwei Tagen konzedierten Privat-Audienzen beim neuen Papst Leo XIV. folgen einem jahrhundertealten Protokoll der Kurie.
Das belgische Königspaar wurde am Montagmittag vom Papst im Vatikan zu einer Privataudienz empfangen, wie Vatican News mitteilte. Zu diesem Anlass trug Königin Mathilde ein weißes Kleid mit Schleier. Als katholische Königin gehört sie damit zu den acht Frauen weltweit, denen das Protokoll des Vatikan das sogenannte „Privileg des Weiß“ zugesteht.
Rolle der Frauen in der Katholischen Kirche unter Gläubigen in der Kritik
Dass Frauen in der katholischen Kirche – ob in der Liturgie oder der Teilhabe am aktiven kirchlichen Leben – weiterhin ausgegrenzt und eher zweiter Klasse rangieren, steht angesichts des am Zölibat und der Ablehnung von Verhütung festhaltenden Glaubensregeln der Katholischen Weltkirche seit langem in der öffentlichen Kritik.
Der von der deutschen Bischofskonferenz angestoßene sogenannte „Synodale Weg“ kam auch unter dem deutschen Papst Benedikt nicht voran.
Papst Leo spricht fließend deutsch
Der Bischof von Rom – wie der Pontifex auch genannt wird – stammt als erster Papst aus den Vereinigten Staaten, hat aber viele Jahre in Lateinamerika verbracht und war Bischof in Peru. Papst Leo XIV., seit dem 8. Mai 2025 im Amt, ist polyglott und mehrsprachig. Außer der englischen, italienischen und spanischen ist er auch der deutschen Sprache mächtig.
„Eine ‚normale’ Unterhaltung auf Deutsch ist mit ihm möglich“, bestätigte der Leiter der Augustiner in Deutschland, Lukas Schmidkunz, der Leo mehrfach traf, gegenüber der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA).
Ende Oktober gaben sich die britischen und belgischen Royals im Vatikan die Klinke in die Hand
Am 23. Oktober hatte der Papst König Charles III. und Königin Camilla empfangen. Ein historischer Besuch, denn Charles ist Oberhaupt der Kirche von England und markierte mit seinem Besuch im Vatikanstaat eine Zäsur der Beziehungen zwischen der Anglikanischen Hochkirche der Katholischen Kirche.
König Charles war der erste britische Monarch, der seit dem anglikanischen Schisma im 16. Jahrhundert, also seit fast 500 Jahren, öffentlich mit einem Papst betete. Dies geschah bei einer Feier, die der Papst in der Sixtinischen Kapelle leitete.
Black ist beautiful oder warum Camilla bei Papst-Audienz Schwarz trug
Für die Klatschpresse wie die deutsche „Bunte“ stand beim royalen Besuch aus dem Buckingham Palast in der Sixtinischen Kapelle jedoch – was kaum verwundert – die Garderobe von Königin Camilla im Fokus.
Was die Farbe des Outfits angeht, hatte die 78-Jährige britische Monarchin beim päpstlichen Termin keine große Auswahl. Von Besucherinnen des Papstes wird erwartet, dass sie schwarze Kleider und einen schwarzen Schleier tragen – Mantilla genannt. Für mediales Aufsehen sorgte dennoch die Hutkreation von Camilla.
Camillas extravaganter Kopfschmuck wird im Vatikan zum Hingucker
Ihre beindruckende Mantilla, die schwarze Blätter zierten, wurde von dem britischen Hutmacher Philip Treacy (58) entworfen, der seit Elisabeth II. die Aufsehen erregenden Akzente auf den Köpfen aller weiblichen Royals dreier Generationen kreierte. Camilla trug bereits bei ihrer Vermählung mit Charles im Jahr 2005 eine seiner Schöpfungen.
Von Königin Mathilde getragene Mantilla in Rom ähnelte einem Brautschleier
Ganz anders die bescheiden auftretende belgische Königin Mathilde. Der belgischen Monarchin wurde bei der Audienz des Papstes an der Seite von König Philipp ein besonderes Privileg zuteil. Ganz in Weiß! Was in den Ohren von Senioren, die noch mit deutschen Schnulzen im Schlagergeschäft der 70er Jahre vertraut sind, unweigerlich an den gleichnamigen Titel und Ohrwurm von Sunnyboy Roy Black erinnern lässt.
Das sogenannte „Privilège du Blanc” wird nur katholischen Königinnen und Prinzessinnen zuteil. So dürfen etwa Letizia von Spanien (53), Mathilde von Belgien (52) und Charlène von Monaco (47) bei päpstlichen Audienzen und Zeremonien in Weiß erscheinen. Als Ehefrau des britischen Königs hat Camilla hingegen eine Funktion in der anglikanischen Kirche inne und war daher protokollarisch angehalten, Schwarz zu tragen.
Papstbesuch von Franziskus im Herbst 2024 in Brüssel begeisterte belgische Gläubige
Unvergessen bleibt der Besuch des verstorbenen Pontifex Franziskus im September 2024 in Brüssel. Seinen ersten öffentlichen Auftritt in Belgien hatte Franziskus in der Herz-Jesu-Basilika, wo er sich mit Bischöfen, Priestern und Diakonen traf. Im Mittelpunkt seiner Visite in Belgien und Luxemburg standen seinerzeit auch die Missbrauchs-Vorfälle von katholischen Priestern in den beiden Nachbarstaaten.
Am Sonntagvormittag im September letzten Jahres feierte Franziskus eine Abschlussmesse im Brüsseler König-Baudouin-Stadion vor 35.000 Gläubigen. Ebenso ins mediale Gedächtnis eingegraben hat sich die Verabschiedung des Papstes im Rollstuhl durch König Philipp und Königin Mathilde auf dem Flughafen in Brüssel Zaventem im strömenden Regen. Es war das Adieu des bereits dem Tode geweihten Pontifex mit mildem Lächeln im Gesicht. Auch als eine stürmische Nordsee-Böe den Kragen der weißen Soutane des Papstes im Rollstuhl hochwehte, blieb er wie stets in seinem irdischen Leben: unprätentiös und gelassen.







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