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Auf dem Holzweg

Von Michael Stabenow

Im vergangen März sollte es eigentlich so weit sein: eine imposante Brücke sollte die von Auto- und Radfahrern sowie Fußgängern gleichermaßen als Alptraum empfundene Kreuzung Carrefour des Quatre Bras/Vierarmenkruispunt am östlichen Brüsseler Stadtrand überbrücken. 67,5 Meter lang und nicht weniger als 270 Tonnen schwer ist die Holzkonstruktion, deren Transport aus damals zunächst nicht näher präzisierten technischen Gründen platzte.

Ein halbes Jahr später ist es nun aber endlich doch so weit – oder genau genommen fast. In einer nächtlichen Aktion wurde das massige, an ein überdimensionales Chalet erinnernde Bauwerk herbei transportiert und in seine hoffentlich endgültige Stellung gebracht. Monatelang hatte es zuvor einige hundert Meter östlich der Kreuzung auf dem breiten Mittelstreifen der von Brüssel nach Tervuren führenden Ausfallstraße ein tristes Dasein gefristet. Scherzhaft wurde das Bauwerk wegen seiner hölzernen Gestalt schon als „Skihütte“ bespöttelt Nun soll es für Fußgänger und vor allem Radfahrer als Teil der Brüssel und Löwen verbindenden „Radschnellroute“ F29 eine sichere und ampelfreie Überquerung der Kreuzung ermöglichen.

Im Frühjahr, nach dem geplatzten Umzug der Brücke nach Westen, wurde viel gerätselt. Offenbar gestaltete sich die Planung schwierig. So galt es, einen geeigneten Zeitpunkt für die mehrstündige Unterbrechung des Durchgangsverkehrs auf dem hier verlaufenden, vielbefahrenen Brüsseler Autobahnring zu finden. „Darüber hinaus brauchen wir eine ganze Menge nicht jederzeit verfügbarer Leute und Materialien. Zum Beispiel werden die zwei Kräne, die wir benötigen, in ganz Europa für solcherlei Arbeiten gebraucht“, sagte damals Marijn Struyf von der der für das Projekt verantwortlichen Gesellschaft De Werkvennootschap dem flämischen Hörfunksender Radio 2.

Nach Informationen der Zeitung Het Laatste Nieuws sollen Bau und Aufstellung der massigen Holzkonstruktion rund 5,4 Millionen Euro gekostet haben. Davon sollen 500.000 Euro aus dem von der König Baudouin-Stiftung verwalteten Fonds “Bikes in Brussels” geflossen sein. Nach wie vor gleicht aber die Kreuzung auch nach dem Aufbau der neuen Brücke einer Riesenbaustelle.

Die sich Richtung Süden oberhalb des derzeit nur einspurig zu durchquerenden Tunnels wälzende Blechlawine muss sich ebenfalls mit einer statt der üblichen zwei Fahrbahnen begnügen. Auch Radfahrer und Fußgänger müssen sich noch in Geduld üben, ehe sich auf den neuen Holzweg begeben können. Die neue Brücke steht, benutzen darf man sie jedoch noch nicht. Im November soll es dann mit der offiziellen Einweihung wirklich so weit sein.

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