Von Heide Newson
Nach zwei Jahren Pandemie-bedingter Pause konnte der traditionelle Neujahrsempfang der Deutsch-Belgisch-Luxemburgischen Handelskammer (Debelux) endlich wieder stattfinden. Zusammen mit der Deutschen Botschaft als Partner hatte die Debelux mehr als 80 Gäste in die Räumlichkeiten der Botschaft eingeladen.
Alexis Hallemans, Präsident der Debelux hieß die Gäste herzlich willkommen. Es sei großartig, den Neujahrsempfang nach der Pandemie Pause gemeinsam mit der Deutschen Botschaft in Brüssel ausrichten zu können. Kurz ging er auf die trotz aller Widrigkeiten gute Handelsentwicklung sowie die Energiekrise ein, die uns alle im Jahr weiter 2023 beschäftigen werde. Über diese komplexe Herausforderung werde gleich in der Podiumsdiskussion gesprochen. Er wünsche allen eine lebhafte Debatte.
Deutschlands Botschafter in Belgien Martin Kotthaus stellte in den Mittelpunkt seines Grußworts den Krieg in der Ukraine, ging aber auch auf die exzellente deutsch-belgische Zusammenarbeit in Sachen Klimawandel und Energiewende ein. Mehr als ein Jahr dauere bereits der Krieg in der Ukraine, der alles verändert habe. Aber die Ukraine stünde nicht alleine da, 141 Staaten hätten in der Generalversammlung der Vereinten Nationen ein wichtiges Zeichen gesetzt. Über die deutsch-belgische Zusammenarbeit im Hinblick auf Klimawandel und Energiewende zog er eine positive Bilanz. Kotthaus betonte, dass Belgien ein zentraler Partner Deutschlands für die Überwindung der Energiekrise seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine sei. Beim belgisch-deutschen Energietreffen Mitte Februar in Zeebrügge hatten der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz und der belgische Premierminister Alexander de Croo die gute Zusammenarbeit gefestigt (Belgieninfo berichtete). Nach dem Wegfall der Gaslieferungen aus Russland sei es wichtig gewesen, dass Deutschland mehr Gas aus Westeuropa importieren konnte. Für die Sicherheit der deutschen und europäischen Energieversorgung spiele dabei das LNG-Terminal in Zeebrügge eine zentrale Rolle. Beim Besuch des Terminals, so Kotthaus, habe Bundeskanzler Scholz den belgischen Partnern für die schnelle Hilfe ganz besonders gedankt.
Die anschließende Panel-Debatte stand dann ganzen im Zeichen der Herausforderungen, vor denen Industriebetriebe in der Energiewende stehen. An der spannenden Diskussion beteiligten sich der Vorstandsvorsitzende von BASF Antwerpen Jan Remeysen, der Leiter der Kommunikation des Stahlunternehmens Arcelor-Mittal Arne Langner sowie Egon Sehner von John Cockerill Hydrogen. Moderiert wurde das Podium von Sandra Parthie, Brüsseler Vertreterin des Instituts der deutschen Wirtschaft (und Belgieninfo-Mitarbeiterin).
„Die Zeit, in der Ziele gesetzt werden, ist vorbei, jetzt ist es an der Zeit zu handeln,“ so Jan Remeysen auf dem Podium. Europa sei überreguliert, was viel Geld koste. Es sei an der Zeit, umzudenken. Es fehle der „Raum“ zum Handeln. Der BASF-Standort Antwerpen sei auf dem Weg zum Zero-Footprint im Bereich der Stomversorung. Durch CO2-Gewinnung und –Lagerung werde der Standort dekarbonisiert. Die Finanzierung solcher Maßnahmen werde zwar von der öffentlichen Hand unterstützt, allerdings seien die Antragsverfahren und Auflagen sehr komplex und streng. „In den USA muss man einen „Einseiter“ ausfüllen, hier sind es mehrere dutzend Seiten.“
Auch Arne Langer sprach vom Wechsel der Gangart seit 2015. Seither habe es einen gründlichen Bewusstseinswandel gegeben. „Wir alle wissen, dass sich etwas ändern muss,“ sagte er. Das gelte für das private Leben genauso wie für die Industrie. „Aber wir müssen auch die Gelegenheit bekommen, es umzusetzen.“ Arcelor-Mittal produziere bereits Stahl mit geringen CO2-Emissionen. „Allerdings brauchen wir noch mehr Maßnahmen, um hierfür auch eine Nachfrage zu schaffen, denn grüner Stahl ist teurer als gewöhnlich hergestellter Stahl.“ Egon Sehner berichtete, dass John Cockerill den Blick auf China gelegt habe, um sich im Bereich der Elektrolyse weiterzuentwickeln. Europa könne auch von anderen Weltregionen lernen.
Im Anschluss an die Podiumsdiskussion tauschten sich die Gäste während des Empfangs über Themen wie das Potential des grünen Wasserstoffs, einen beschleunigten Umstieg auf nicht fossile Energiequellen, den Umbau zu einer klimaneutralen Wirtschaft oder die Zusammenarbeit bei der Nutzung von Offshore-Windkraft aus. Fazit: Man habe in der Politik über die Transformation lange genug geredet. Jetzt sei die Zeit für ihre Umsetzung gekommen. Leider gehe bei dem so wichtigen Wandel nicht alles so schnell, wie es sich Industrie und Wirtschaft wünschten.
Fotos: © AHK Debelux
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