Wanderungen

Rund um die Wesertalsperre

Rund 15 Kilometer, mehr als dreieinhalb Stunden, mittelschwer, überwiegend befestigt

Startpunkt: Parkplatz „Am Vennkreuz“, an der Kreuzung zwischen Schönefelderweg und Waldstraße, 4730 Raeren

Von Michael Stabenow

Wenige Kilometer östlich von Eupen erstreckt sich die Wesertalsperre. Auf einer Fläche von knapp 1,3 Quadratkilometer kann der aufgestaute See gut 25 Millionen Kilometer Wasser fassen, insbesondere aus den Zuflüssen Weser (französisch Vesdre) und Getzbach. Mitte Juli 2021 musste nach den tagelangen Regenfällen, die auch im benachbarten Rheinland für Tod und Verwüstung sorgten, zu viel Wasser abgelassen werden. Auch im östlichen Teil Belgiens traten damals Wasserläufe über die Ufer. Mindestens 38 Menschen starben in den Fluten.

Knapp zwei Jahre später deutet an der 1950 fertiggestellten Wesertalsperre wenig auf die damaligen schrecklichen Ereignisse hin. Beim näheren Hinsehen fällt lediglich auf, dass beim Staudamm noch vereinzelt in das Wasser gerissene Baumstämme herumliegen. Der Rundweg für Fußgänger und Radler um den See weist an manchen Stellen noch Spuren der Flutkatastrophe auf. Böschungen wurden stabilisiert und Wege befestigt.

Heute ist die Wesertalsperre wieder ein beliebtes Ziel für Ausflügler – nicht nur aus der näheren Umgebung. Von der Staumauer aus kann man den Blick über die Wasseroberfläche und das dahinter liegende waldige Hügelland schweifen lassen. Nach Westen fällt die Mauer senkrecht ab bis zu dem dutzende Meter tiefer liegende Talgrund der Weser. Südlich der Staumauer befinden sich auf der Höhe ein großer Parkplatz, ein über 30 Meter hoher Kletter- und Aussichtsturm sowie eine seit April unter neuer Geschäftsführung stehende und täglich außer montags geöffnete Gastwirtschaft „Wesertalsperre“.

Die rund 15,5 Kilometer lange Wanderung rund um den See kann hier beginnen – natürlich in beiden Richtungen sowie mit Hilfe des auch in Ostbelgien eingebürgerten Knotenpunktsystems. Als Ausgangspunkt für vielfältige Wanderungen, auch in das benachbarte Rheinland hinein, eignet sich aber auch der kleine Waldparkplatz „Am Vennkreuz“. Er liegt an der Kreuzung zwischen dem von Eupen kommenden Schönfelderweg und der aus Raeren herbeiführenden Waldstraße.

Die hier vorgeschlagene Route ist überwiegend identisch mit der der „klassischen Rundwanderung“ um den See. Sie enthält aber, was Fußgänger zu schätzen wissen, mehr unbefestigtes Terrain und lockt daher weniger Radfahrer als die asphaltierte Rundstrecke an. Großer Andrang herrscht aber auch an Wochenenden auf den Wegen rund um den Stausee nicht.

Unsere Route beginnt am Parkplatz und dem daneben stehenden Jesuskreuz (Knotenpunkt 46). Nicht entmutigen lassen sollte man sich von der daneben angebrachten Inschrift: „Wanderer, nutze aus Deine Zeit. Bald wanderst Du in die Ewigkeit.“ An diesem Tag zieht sich die Ewigkeit über rund dreieinhalb Stunden hin. Wir nutzen sie für eine abwechslungsreiche Route, die durch ruhige Mischwälder, am Seeufer entlang und, wie es sich für die nördlichen Ausläufer des Hohen Venns gehört, hin und wieder bergab und bergauf führt.

Vom Ausgangspunkt – 416 Meter über dem Meeresspiegel – laufen wir zunächst 400 Meter weit leicht abwärts entlang des Schönefelderwegs. Am Punkt 26 biegen wir nach links in südwestlicher Richtung zum Punkt 47 ab. Der befestigte Weg führt zum Teil durch Nadel- und Mischwald sowie an Lichtungen vorbei. Nach 1,5 Kilometern und dem Passieren des rechterhand gelegenen Forsthauses Mospert erreichen wir die Punkte 6 und 1.

Wer den befestigten Weg vorzieht und schnell an das Ufer des Sees gelangen möchte, sollte hier geradeaus bergab in südlicher Richtung zu dem an der Staumauer gelegenen Punkt 39 gehen. Wir können uns hingegen noch etwas gedulden und wählen den über Stock und Stein führenden Waldweg in westlicher Richtung zum Punkt 33. Dort zweigen wir nach links nach Süden und gehen durch weiter abwechslungsreiches Waldgebiet zum Punkt 72 weiter.

Kurz hinter Punkt 72 erreichen wir einen großen Parkplatz, der einen Eindruck von dem an der Talsperre gelegentlich herrschenden Andrang vermittelt. Wir laufen weiter in südlicher Richtung am Parkplatz entlang und lassen uns nicht durch ein in Gegenrichtung zum Punkt 66 weisendes Schild irritieren.

Wir haben nun zwei Optionen. Wir können auf der Straße Langesthal weiter bergab laufen und über den Punkt 66 die Staumauer am Punkt 39 erreichen. Oder wir biegen auf der Höhe nach links und gehen am Kletterturm – falls wir ihn nicht erklimmen können oder möchten – vorbei und kommen auf das Gelände der über einen großen Außenbereich verfügenden Gaststätte „Wesertalsperre“ mit dem daneben gelegenen Besucherzentrum. Von der Höhe aus führt ein schmaler Fußweg steil bergab zum Punkt 39.

Von der Staumauer aus eröffnen sich schönen Blicke über den See, aber auch nach Westen in das gut 60 Meter tiefer gelegene Wesertal. Am Ende der Staumauer biegen wir nach links zum Punkt 58 und wandern auf dem befestigten Weg über zwei Kilometer am Seeufer entlang. Die unweit des Punkts 58 stehenden Informationstafeln geben Auskunft über die Bedeutung des als „Natura 2000-Gebiet“ ausgewiesenen Biotops für die Trinkwassergewinnung, aber auch für die Bewahrung der Vielfalt von Flora und Fauna, zum Beispiel des hier heimischen europäischen Bibers.

Kurz vor dem Punkt 25 erreichen wir den südöstlichen Zipfel des Stausees. Der Weg verläuft jetzt bergauf. Am Punkt 36 biegen wir nach links in Richtung des Punkts 94 ab und überqueren auf einer Steinbrücke den neben der Weser wichtigsten Zufluss des Stausees, den Getzbach. Wir haben nun abermals zwei Optionen. Wer durchgehend auf dem asphaltierten Seeuferweg bleiben will, legt jetzt das 5,2 Kilometer lange Teilstück bis zum Punkt 94 zurück. Oder wir entscheiden uns, wie wir es vorziehen, für eine durch wilderes Gelände führende Variante. Dabei bleiben wir knapp einen Kilometer lang auf dem zunächst ziemlich steil in die Höhe führende Seeuferweg.

An der ersten großen Weggabelung verlassen wir – inzwischen auf gut 420 Meter Seehöhe – die Hauptroute scharf nach rechts und gehen nach ein paar Schritten auf Asphalt auf einem breiten Waldweg in östlicher Richtung weiter. Nach gut 600 Metern nehmen wir den links leicht bergauf führenden Waldweg – die erste Möglichkeit zum Abzweigen, will man sich nicht auf ein Querfeldeinabenteuer einlassen.

Der lange Zeit schnurgerade Weg verläuft zunächst zwischen Nadelbäumen und später eher durch Mischwaldgelände. Wir kommen zum höchsten Punkt der Wanderung, mehr als 460 Meter über dem Meeresspiegel gelegen. Linkerhand liegt eine Forsthütte, an der Sitzgelegenheiten zu einer Pause mit oder ohne Picknick einladen. Dass hier in der Gegend Waldarbeiter zuletzt alle Hände voll zu tun hatten, ist nicht zu übersehen. Der noch immer breite Weg führt langsam wieder bergab in mehr nordöstlicher Richtung und durch offeneres Gelände.

Schließlich geht die Route in einen kurvigen und bergab führenden asphaltierten Weg über. Dieser mündet auf den Seerundweg ein. Wir biegen dort nach rechts ab und passieren oberhalb des Punkts 94 das nordöstliche Ende des Stausees. Rechterhand erblicken wir abermals eine Forsthütte, ehe wir einige hundert Meter später zum Unterstand Bellesfort gelangen. Dort zweigen in Richtung des Punkts 15 nach links ab und überqueren die Weser. Die breite asphaltiert Weg führt nun zunächst nun bergauf über den Punkt 55 zum Punkt 95. Nach weiteren – nun flachen – 700 Metern erreichen wir wieder den Ausgangspunkt der Wanderung „Am Vennkreuz“.


Fotogalerie

Fotos: Michael Stabenow

 

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