Von Margaretha Mazura
Die König Baudouin Stiftung zeigt unter dem Titel “Art Nouveau – einzigartige Objekte erzählen Geschichten” Kunstwerke belgischer Designer, Künstler und Architekten um 1900.
Schon das emblematische Stück auf den Plakaten und der Titelseite des Katalogs ist sehenswert: “Lampe mit einer Nymphe” wurde 1903 vom Bildhauer Égide Rombaux gemeinsam mit Silberschmied François Hoosemans kreiert, als Geschenk an den Staatsminister Paul van Hoegaerden. Das “weiße Gold des Kongo” (Elfenbein) wurde damals gern für Kunstobjekte verwendet und mit anderen Materialien kombiniert. Dazu kam ein innovatives Element : Die florale Silberhalterung der Elfenbeinnymphe wurde verkabelt, damit zwei kleine Glühbirnen aus den Blüten Licht spenden können. Eine Hommage an die um 1903 langsam zunehmende Elektrifizierung.
In 28 Kapiteln erzählt die Ausstellung Geschichten um die Künstler und ihre Kunstwerke und setzt sie so in den zeitlichen und gesellschaftlichen Kontext. Neben Mobiliar aus der Meisterhand von Victor Horta befasst sich eines der Kapitel mit Philippe Wolfers und seinen Silber- und Schmuckgegenständen. Der Kamm “Vögel mit Irisblüte” aus hellem Schildpatt, Opal und Email ist das positive Pendant zur Halskette mit dem Medusa-Haupt: Die leeren, blauen Opalaugen des verzerrten Medusagesichtes flößen selbst hinter dem Glas der Vitrine einen Schauer ein. Es wird offengelassen, wer dieses gänsehauterzeugende Schmuckstück tatsächlich trug…
Eine andere Geschichte ist jene von Roberto Pozzo, der, wie viele in Brüssel, ein häufiger Besucher der Flohmärkte war (was auf Französisch so schön “chiner” heisst, das sich vom Umfärben chinesischer Stoffe – „chinage“- herleitet und im übertragenen Sinn auf „antike Schnäppchensuche“ angewendet wird). Pozzo kaufte dies und das, bis er eines Tages ein Konvolut alter Kacheln erstand, die meisten mit Jugendstilornamenten. Aus dem Chineur wurde ein ernsthafter Sammler, der letztendlich 9000 Wand- und Bodenfliesen zusammengetragen hat. Der Farbreichtum und die kurvig-floralen Motive sind eine Augenweide der Ausstellung, für die ganz allgemein gilt: Klein aber (sehr) fein! Nicht nur für Jugendstil-Aficionados, sondern für alle, die etwas über die kulturelle und künstlerische Entwicklung Belgiens um 1900 wissen wollen. Absolut sehenswert!
Praktische Hinweise:
Musée BELvue
Place de Palais 7
1000 Brüssel
Noch bis 7. Januar 2024
Öffnungszeiten: Mo-Fr 9.30 bis 17.00 Uhr; Sa/So 11.00 bis 19.00 Uhr; 24.12./31.12.: 9.30 – 16.00 Uhr; 25. Dezember 2023 und 1. Januar 2024 geschlossen.
Eintritt frei!
Webseite (EN, FR, NL): https://www.belvue.be/en/expo/art-nouveau
Kurzes YouTube-Video der Ausstellung: https://youtu.be/fMslgz867ck
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