
9,3 Kilometer, rund zweieinhalb Stunden, mittelschwer, teils befestigt, teils unbefestigt.
Startpunkt: Alsembergsesteenweg 612,1653 Dworp (Beersel)
Wegmarkierung durch sechseckige weiße Schilder mit der Aufschrift „Dworpwandeling“
Anfahrt ÖNPV: SNCB Brüssel Central bis Halle, De Lijn Linie R55 Richtung Anderlecht bis zur Haltestelle Dworp-Centrum (knapp eine Stunde)
Von Michael Stabenow
Dworp? Eigentlich, so dachten wir, ist das nicht viel mehr als eines der vielen Brabanter Straßendörfer. Eines, das man auf der Fahrt von Brüssel in das hübsche Städtchen Halle sowie den für seine alljährlich im April mit blauer Hyazinthenpracht lockenden Haller Bos gerne links liegen lässt. Die „Dworpwandeling“, eine 9,3 Kilometer lange Rundwanderung durch eine abwechslungs-, aber auch waldreiche Landschaft hat uns freilich eines Besseren belehrt.
Ausgangspunkt der Wanderung ist das am Alsembergsesteenweg in der Dorfmitte gelegene frühere Rathaus von Dworp. Der derzeit etwas mehr als 5000 Einwohner zählende Ort ist seit der Anfang 1977 in Kraft getretenen belgischen Verwaltungsreform nicht mehr selbständig, sondern Teil der Gemeinde Beersel. Das durch verschiedene Baustile, darunter Jugendstilelemente, geprägte Gebäude mit seinen großen Fenstern wurde Anfang des 20. Jahrhunderts an der Stelle einer abgerissenen Kirche errichtet.
Die heutige, neugotisch geprägte Dorfkirche Sint-Gorikskerk befindet sich etwas östlich des Ausgangspunkts der Wanderung. Hier gibt es neben einigen Parkplätzen auch einen – zum Zeitpunkt unseres Rundgangs leider geschlossenen – kleinen Eissalon.
Wir überqueren zunächst, mit dem ehemaligen Rathaus im Rücken, die Hauptstraße in südlicher Richtung und folgen den weißen sechseckigen und rot beschrifteten „Dworpwandeling“-Schildern. Der mit Kopfstein, den wir auf dieser jeweils gut zur Hälfte befestigten und befestigten Wanderung nur relativ selten unter unseren Wanderschuhen spüren, gepflasterte Weg führt zunächst in Richtung eines roten Backsteinbaus mit der Aufschrift „Gildenhuis“. Wikipedia entnehmen wir, dass die Ursprünge des Baus, heute eine Kneipe, auf 1516 zurückgehen. Gegen Ende des 17 Jahrhunderts entstand hier demnach unter anderen eine Brauerei.
Überraschend schnell verlassen wir den dicht bebauten Ortskern Dworps und finden uns in einem von einem kleinen Tümpel und einem schönen Spielplatz gesäumten Waldstück wieder. Zum Teil geht es über Holzstege – ein sicheres Indiz dafür, dass es hier häufiger mal ziemlich feucht zugehen kann. Der flache Weg führt uns durch eine harmonische Mischung aus offener Landschaft und Wald – kein Wunder, wir befinden uns an den nördlichen Ausläufern des Haller Bos. Dorthin führt der nach Henri Conscience, dem Autor des im 19. Jahrhundert erschienenen Romans „Der Löwe von Flandern“, benannte Weg.
Die Spuren des vor allem im nationalistischen flämischen Kreisen hochverehrten Schriftstellers verlassen wir ab einer Rechtsbiegung. Nun gelangen wir auf die schmale, anscheinend unendlich geradeaus in die Höhe verlaufende Straße Kesterbeekbos Auf beiden Seiten befinden sich Wohnhäuser mit großzügigen, oft baumbestandenen Gärten. Nach der Überwindung von gut 40 Höhenmetern auf knapp 90 Meter über Normalnull verlassen wir die Straße und biegen nach rechts auf einen unbefestigten Weg ein. Zunächst geht es etwas bergab, dann wieder stetig in die Höhe, bis wir nach Überquerung der Krabbosstraat unter hinter dem links gelegenen Pfadfinder-Komplex „Le Fresnaye“ die Marke von 110 Metern über dem Meeresspiegel knacken. Entschädigt werden wir durch einen Wechsel von schönen Blicken auf die hügelige Landschaft und den nicht zuletzt durch prächtige Eichen und Buchen geprägten Wald.
Nach einem längeren, wieder bergab führenden Stück finden wir uns dann auf einer „Höhe“ von weniger als 40 Meter über dem Meeresspiegel wieder. Nach der Überquerung der Hauptstraße Alsembergsesteenweg geht es weiter in waldigem Gelände. Rechterhand befindet sich, das können wir beim Vorbeigehen nur erahnen, das in einer großen Parkanlage gelegene und ursprünglich im 17. Jahrhundert erbaute Schloss Gravenhof. Heute ist hier ein mit seinem Angebot werbender Hotel- und Restaurantbetrieb untergebracht.
Wir machen, der sechseckigen „Dworpwandeling“-Beschilderung weiter folgend, einen großen Bogen um den Gravenhof. Auf dem Hanenbosweg laufen wir an ein paar Wohnhäusern vorbei, bis wir ziemlich scharf nach links auf den Lotsesteenweg abbiegen. Ihn verlassen wir nach wenigen Schritten wieder nach rechts auf einen schmalen Pfad. Dass und nun ein Anstieg um gut 70 Meter Höhenmeter auf über 120 Meter über dem Meeresspiegel bevorsteht, ahnen wir nicht – bekommen es aber bald, ein wenig schwitzend, zu spüren. Belohnt werden wir durch eine naturbelassene Waldlandschaft – wie überhaupt, ein Vorteil an heißen Tagen, große Teile der Wanderung durch schattiges Gelände verlaufen.
Dass an einer Stelle ein rechts angebrachte ein Schild nicht die vertraute Aufschrift „Dworpwandeling“, sondern „Lambicwandeling“ trägt, braucht uns nicht weiter zu irritieren. Kurz darauf haben wir die Gewissheit, dass wir uns nicht im finsteren Wald verirrt haben. Irgendwann finden wir uns auf dem Plateau am Waldrand wieder. Ein Stückchen weiter geht es im fast rechten Winkel nach rechts ab. Nun bewegen wir uns ein Stück in offenem Gelände zwischen Getreidefeldern und Wiesen fort.
An der Ecke, auf der wir nach links auf die Straße Solheide abbiegen, fällt uns rechterhand ein steinernes Kreuz aus dem Jahr 1768 auf. Es erinnert an Egidius De Blaeser, der in dem Jahr bei einem Unfall dort gestorben ist. Auf dem Dikkemeerweg geht es dann stetig bergab, an Wohnhäusern vorbei sowie auf dem für Belgien so typischen Kopfsteinpflaster weiter. An einer Weggabelung, an der halblinks die asphaltierte Boomgaardstraat abzweigt, zögern wir mangels klarer Beschilderung. Wir entscheiden uns, weiter dem Dikkemeerweg und dem Kopfsteinpflaster zu folgen.
Da beide Straßen ein Stückchen weiter unten wieder zusammenkommen, ist es letztlich gleichgültig, für welche Straße man sich entscheidet. Nach einer Linkskurve überqueren wir den Bach Molenbeek und erreichen etwas später, nachdem wir rechts auf einer Steintreppe läppische zwei Höhenmeter überwunden haben, das ehemalige Rathaus, den Ausgangspunkt unserer schönen Rundwanderung.







Beiträge und Meinungen