Von Michael Stabenow
Der jüngste Rückgang der Corona-Zahlen verschleiert noch, dass auch in Belgien mittlerweile eine weitere starke Infektionswelle rollt. Während immer weniger Infektionen mit der lange dominierenden Delta-Variante gemeldet werden, greift jedoch die Omikron-Variante schnell um sich. Ihr Anteil erreichte zuletzt schon fast 30 Prozent. Virologen rechnen damit, dass sie bereits um den Jahreswechsel herum vorherrschend sein dürfte.
So blieb den Spitzen von Föderal- und Regionalregierungen am Mittwochabend nichts anderes übrig, als weitere Verschärfungen der Corona-Beschränkungen. Sie treten am kommenden Sonntag, dem zweiten Weihnachtstag, in Kraft. Von einem harten Lockdown wie in den Niederlanden ist derzeit – noch – keine Rede. Die jüngsten Beschlüsse sind unter folgender Internetadresse abrufbar: www.info-coronavirus.be.
Zwischen den Teilnehmern des sogenannten Konzertierungsausschusses herrschte am Mittwoch Einvernehmen darüber, dass weitere Einschränkungen unvermeidlich seien, sollte die Omikron-Variante ihren Vormarsch ungebremst fortsetzen. „Wenn es nötig ist, werden wir den Schalter umlegen und strengere Maßnahmen ergreifen“, sagte Premierminister Alexander De Croo nach dem Treffen. Dies könnte nicht zuletzt für die vorerst weiter unveränderten Öffnungszeiten von Cafés und Restaurants (23 Uhr) gelten.
Die jetzt beschlossenen Einschränkungen gelten vorerst bis zum 28. Januar. Allerdings ist ein weiteres Treffen des Konzertierungsausschusses für spätestens Mitte Januar vorgesehen. Anders als Cafés und Restaurants sowie Museen müssen Theater, Konzertsäle und Kinos erneut schließen. Sämtliche Sportveranstaltungen, auch im Amateurbereich, müssen ohne Publikum stattfinden.
Einzelhandelsgeschäfte dürfen hingegen weiter geöffnet bleiben. Allerdings dürfen nur noch jeweils zwei Kunden die Läden betreten, wobei Minderjährige nicht mitgezählt werden. Wieder eingeführt wird die Auflage, wonach pro Kunde mindestens zehn Quadratmeter zur Verfügung stehen müssen sowie ein Mindestabstand von 1,5 Metern zu wahren ist.
De Croo stellte am Mittwochabend klar, dass es vor allem darum gehen müsse, den Druck auf das Gesundheitswesen nicht zu stark werden zu lassen und die Wiedereröffnung der Schulen am 10. Januar zu ermöglichen. Der Regierungschef wertete es, bei aller noch herrschenden Ungewissheit über die Schwere der durch die hochansteckende Omikron-Variante verursachten Erkrankungen, als positiv, dass Belgien mit dem Auffrischungsimpfungen „sehr gut“ vorankomme. 80 Prozent aller über 65-Jährigern sowie 40 Prozent aller über 18 Jahre alten Einwohner des Landes hätten inzwischen „Booster“-Impfungen erhalten, die einen guten Schutz vor schweren Erkrankungen biete.
Veranstaltungen in Innenräumen werden grundsätzlich verboten, auch wenn Ausnahmen bestehen. Keine zahlenmäßigen Beschränkungen gibt es für private Besuche in Innenräumen. Allerdings rief De Croo auch für diese Fälle zu äußerster Umsicht auf. Die Hoffnung von Gaststättenbetreibern – und vielen Kunden – auf verlängerte Öffnungszeiten an Silvester hat sich nicht erfüllt. Dennoch merkte der Virologie Marc Van Ranst unter Hinweis auf die unveränderten Öffnungszeiten für Gaststätten sowie die Schließung von Konzertsälen, Theatern und Kinos im Fernsehsender VRT spitz an: „Der Glühwein hat gegen die Kultur gewonnen.“
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