Aktuell, Wirtschaft

Belgische Stromerzeugung verursacht mehr Kohlendioxid

 

Von Rainer Lütkehus

Bei der Stromproduktion in Belgien wurden im ersten Halbjahr 2023 insgesamt 13 Prozent mehr Kohlendioxid (CO2) ausgestoßen als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Das schreibt die flämische Tageszeitung „De Standaard“. Als Ursache dafür gilt die Abschaltung der Kernreaktoren Doel 3 und Tihange 2. Doel 3 wurde am 23. September vergangenen Jahres heruntergefahren, Tihange 2 am 1. Februar 2023, womit noch fünf der sieben Kernreaktoren des Königreichs am Netz sind . Mit der Abschaltung von Doel 3 und Tihange 2 verlor der belgische Stromerzeugerpark zwei Gigawatt an CO2-armer Leistung. 

So seien, wie es heißt, die CO2-Emissionen von 148 auf 168 Gramm pro Kilowattstunde (KWh) gestiegen, was im Vergleich zu Deutschland und den Niederlanden, nicht aber zu Frankreich niedrig ist. Die CO2-Emissionen der niederländischen Stromerzeuger hätten im Jahr 2022 bei 349 Gramm pro KWh gelegen, in Frankreich bei 72 Gramm und in Deutschland bei 486 Gramm. In Deutschland und in den Niederlanden und sogar in der Nuklearnation Frankreich, für die eigentlich ein Kohleausstieg leicht wäre, werden, anders als in Belgien, immer noch Kohlekraftwerke genutzt. In Frankreich sind noch zwei Kohlekraftwerke bis Ende 2024 am Netz. Damit soll ein möglicher  Stromausfall im Winter vermieden werden. Die beiden Kohlekraftwerke können 0,6 Prozent des nationalen Stromverbrauchs decken.

Laut dem Übertragungsnetzbetreiber Elia werden die CO2-Emissionen der belgischen Stromproduktion in den kommenden Jahren weiter ansteigen, weil die Kernreaktoren Doel 1 und 2 sowie Tihange 1 im Jahr 2025 abgeschaltet werden. Nur die zwei Meiler Doel 4 und Tihange 3 dürfen weiterlaufen, für mindestens zehn Jahre bis 2035. 

Elia rechnet damit, dass bis 2034 ein Defizit von 3,5 Gigawatt aufgefangen werden müsse, weil wegen des Aufkommens von Elektroautos und  Wärmepumpen die Stromnachfrage in Belgien bis dann um 60 Prozent ansteigen werde. Batterien und Nachfragesteuerung („Demand response“) könnten die Lücke nur bis zu 2,7 Gigawatt füllen. Neue Gaskraftwerke könnten daher erforderlich sein.

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