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Nur noch zwei Kernreaktoren in Belgien

Doel | Foto: Sammy Six CC BY 2.0 via FlickR

Von Rainer Lütkehus

Belgien nutzt seit dem 1. Dezember nur noch zwei Kernreaktoren für seine Stromgewinnung. Am 30. November ging  der Reaktor  Doel 2 außer Betrieb. Damit bleiben im Land nur noch die zwei Reaktoren Doel 4 und Tihange 3 aktiv. Doel 2 ist der fünfte belgische Reaktor, der stillgelegt wurde, nach den vorherigen Abschaltungen von Doel 3, Tihange 2, Doel 1 und Tihange 1. 

Doel 2 war mit einer Leistung von 445 MW einer der kleineren Reaktoren Belgiens. Das Kraftwerk bei Antwerpen am Ufer der Schelde nahm am 1. Dezember 1975 offiziell die Stromproduktion auf. Jetzt, wo der Reaktor abgeschaltet und vom Hochspannungsnetz getrennt ist, beginnt die Stilllegungsphase. Dies ist eine Vorbereitung für den eigentlichen Abbau, der erst 2029 beginnen wird. Der eigentliche Abriss ist für den Zeitraum zwischen 2039 und 2040 geplant.

Die beiden 1978 gebauten Reaktoren Doel 4 (Nettoleistung: 1.038 MWe) und Tihange 3 (1.047 MWe), die 1985 in Betrieb gingen, dürfen noch zehn Jahre, bis 2035, weiterbetrieben werden. Sie decken den belgischen Strombedarf zu rund 18 Prozent. Vor der teilweisen Abschaltung deckte die Kernkraft (mit 7 Reaktoren) über 50 Prozent  des belgischen Strombedarfs. 

Um die Versorgungslücke in der gesicherten Leistung zu schließen,  hatte Belgien 2021 einen Kapazitätsvergütungsmechanismus (CRM) eingeführt. Er gilt als nachahmenswert. Deutschland will auch einen CRM einführen, der aber deutlich komplizierter sein soll als in Belgien.

Im Dezember 2021 organisierte der Übertragungsnetzbetreiber Elia die erste Auktion für die  Lieferperiode 2025-2026. Dabei kamen 7.115 MW an “vertraglich gesicherter” Kapazität zustande. Einem Bericht des belgischen Energiemarktregulierers (CREG) zufolge funktioniert der belgische CRM kostengünstig.

Ein Kapazitätsvergütungsmechanismus  ist wie eine Bereitschaftsprämie: Grundlastfähige Kraftwerke, insbesondere Gaskraftwerke, werden allein dafür bezahlt, dass sie einsatzbereit sind, wenn der Markt allein nicht genug Strom liefern kann. Er ist quasi eine Versicherungsprämie, die die Stromverbraucher über ihre  Stromrechnung bezahlen, damit es garantiert keinen Stromausfall gibt, wenn alle gleichzeitig viel Strom brauchen und die Sonne nicht scheint oder der Wind nicht weht.

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