
Ausstellung im Gebäude der deutschsprachigen Emmaus-Gemeinde läuft bis Mitte November
Von Michael Stabenow
Die Deutschsprachige Evangelische Gemeinde in Belgien (DEGB) feiert in diesen Wochen das 50-Jährige Bestehen ihres Gemeindezentrums in Brüssel. An der Avenue Salomé im östlichen Stadtteil Woluwé-Saint-Pierre entstand zwischen 1972 und 1975 der helle und nach wie vor modern anmutende Gebäudekomplex, in dem die „Emmaus Gemeinde“, wie sie seit 2015 offiziell heißt, ihren Mittelpunkt hat. Über Entstehung und Geschichte informiert die dort zu besichtigende Ausstellung „50 Jahre evangelisch in der Avenue Salomé“. Sie ist bis zum 15. November geöffnet.
Seit Mitte der fünfziger Jahre hatte ein unweit der Schaerbeeker Place Dailly in der Avenue Charbo gelegenes putziges Gebäude als Treffpunkt deutschsprachiger evangelischer Christen gedient. Manche Gemeindemitglieder waren auf der Flucht vor der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft schon vor dem Zweiten Weltkrieg nach Brüssel geflohen. Später sorgte die Ansiedlung europäischer Institutionen sowie, später, des politischen Nato-Generalsekretariats – mitsamt einem Tross an Interessenvertretern, Diplomaten und Lehrern – für einen starken Zuwachs bei der Zahl der Mitglieder der Gemeinde.
Auf der Suche nach einem geeigneten Baugrundstück wurde man in der Avenue Salomé an der Stelle fündig, wo sich einst der Reitstall „Manège des Drags“ befunden hatte, der seit 1965 in Hoeilaart fortbesteht. Die Pläne für ein neues, geräumigeres Gemeindezentrum im Brüsseler Osten wurden 1967 konkretisiert.
Den Bauauftrag erhielt ein Kölner Architektenbüro, das in Zusammenarbeit mit einem belgischen Partner für die Verwirklichung des Projekts sorgte. Zwischen der Grundsteinlegung am 24. September 1972 und der Übergabe des Neubaus am 1. Juni 1975 vergingen knapp drei Jahre. „Mögen diese Türen stets weit offen stehen“, heißt es in einer damals dem Grundstein beigefügten Urkunde.
Auf zwei Etagen des in den Jahren 2020 bis 2023 umfassend renovierten Gebäudes ist jetzt eine Ausstellung zu besichtigten, die mit Hilfe von Berichten ehemaliger und heutiger Gemeindemitglieder, Dokumenten, umfassenden Bildmaterial sowie gefilmten Interviews einen anschaulichen Eindruck der Gemeindegeschichte vermittelt. Die Fotos zeigen unter anderem die Grundsteinlegung, eine Reihe von Pfarrerinnen und Pfarrern sowie etliche Jahrgänge von Konfirmandinnen und Konfirmanden.
Besonders beeindruckend sind die Bilder der Fotografin Brigitte Frohnmeyer vom Neubau des Zentrums. Auf dem Gang durch die Ausstellung begegnen dem Besucher viele Fotos von Menschen, die über viele Jahre das Leben der Gemeinde geprägt haben – beginnend mit dem aus der Rheinischen Landeskirche gekommenen Pfarrer Heinz-Günter Steinmann, der von 1952 an ein Jahrzehnt in Brüssel wirkte.
Beim Anblick der Bilder werden Erinnerungen an die frühen Jahre und an „feste Bestandteile“ der Gemeinden wach – von Inge Lagasse über Vicky Lindemann, Franz Goldmann bis zur langjährigen Presbyteriumsvorsitzenden Carmen Maria Fischer. Sie ist inzwischen 101 Jahre alt und lebt in einem nur ein paar Steinwürfe von Gemeindezentrum entfernten Altersheim (Klartext reden, ohne verletzend zu sein – Belgieninfo).
Wer sich für Einzelheiten der vor über einem halben Jahrhundert verwendeten Baustoffe, des heute noch im Kirchenraum hängenden Kreuzes und der in einer Kölner Werkstatt gefertigten Konzertorgel interessiert, wird beim Ausstellungsbesuch fündig. Auch der von 2020 bis 2023 vorgenommenen umfassenden Um- und Ausbau des Gemeindezentrums wird erläutert.
Die Kosten der Renovierung, überwiegend aus Rücklagen finanziert, bezifferten sich auf rund zwei Millionen Euro. Der Erwerb des Grundstücks und der Bau des Gemeindezentrums in der Avenue Salomé vor gut einem halben Jahrhundert kosteten über 2,7 Millionen DM. Einen Großteil der Mittel steuerten damals das Außenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sowie deutsche Landeskirchen und einzelne Gemeinden und Kirchenkreise bei.
All dies gehört zur Geschichte der evangelischen Kirchengemeinde in Brüssel mit ihrer im vergangenen Jahr aus einer Gemeinde bei Neu-Ulm nach Brüssel gekommenen Pfarrerin Katja Baumann. Die Emmaus-Gemeinde und die deutschsprachige katholische St.Paulus-Gemeinde pflegen enge Beziehungen, wie ein für den 9. November geplanter gemeinsamer „Ökumenischer Friedensgottesdienst“ unter Leitung von Pfarrerin Baumann und ihrem katholischen Pendant Wolfgang Severin abermals zeigt.
Wie jedes Jahr veranstaltet die Emmaus-Gemeinde auch in Kürze ihren traditionellen Adventsbasar. Er findet am Samstag, dem 29. November, von 13 bis 18 Uhr im Gemeindezentrum statt und wartet mit dem für die Vorweihnachtszeit charakteristischen Produkten auf. Die Vorbestellung von Adventskränzen und Christstollen wird bis zum 16. November unter www.debg.be erbeten.
Die Ausstellung „50 Jahre evangelisch in der Avenue Salomé“ ist noch bis zum 15. November im Gemeindezentrum in der Avenue Salomé, 1150 Woluwé-Saint-Pierre, zu besichtigen. Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag von 9 bis 12 Uhr oder nach Vereinbarung unter 02-762 40 62.







Vielen Dank für den schönen Artikel, der das Gebäudejubiläum prägnant zusammenfasst.