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Colruyt-Märkte in Flandern bieten günstigere Preise

© Colruyt

Von Michael Stabenow

Wer beim Einkauf in einem belgischen Supermarkt seinen Geldbeutel schonen möchte, sollte besonders genau hinschauen. Dies ergibt sich aus Erhebungen des französischsprachigen Rundfunksenders RTBF in Zusammenarbeit mit dem auf Preisvergleiche spezialisierten Portal Ping Prince.

Demnach kann es – je nach Geschäft – insbesondere bei der Supermarktkette Colruyt, neben Delhaize und Carrefour der führende und mit seinen günstigen Preisen werbende Anbieter in Belgien, erhebliche Preisunterschiede für die gleichen Produkte geben. Im Regelfall liegt das Preisniveau dabei in Flandern niedriger als in Wallonien oder der Hauptstadtregion Brüssel, wie RTBF meldet.

Die RTBF hat für ihren Befund einen Warenkorb mit 50 Produkten zusammengestellt und das Preisniveau in allen 250 Colruyt-Märkten in Belgien verglichen. Dabei stellte der Sender eine von 238 bis über 270 Euro reichende Preisspanne fest. Allerdings verweist der Redakteur Guillaume Woelfle einschränkend darauf, dass die Preise zeitlich und regional schwanken könnten. So praktiziere Colruyt für gut ein Drittel der angebotenen Produkte innerhalb eines Tages unterschiedliche Preise.

In der Untersuchung wird Ping Price-Chef Christophe Echement mit dem Hinweis zitiert, dass es nur bei höchstens 600 von 13000 in den (großen) Carrefour-Supermärkten angeboteten Produkten Preisschwankungen gebe. „Und bei Delhaize werden in allen Supermärkten dieselben Preise verlangt – mit Ausnahme für die regionalen und örtlichen Produkte“, sagt Echement.

Für den Preisvergleich wurde ein durchschnittlicher Warenkorb mit 50 Produkten, darunter zum Beispiel Bananen, Obstsaft, Hühnerfilet, Mozzarella, Weißwein und Ketchup, herangezogen. Generell, so der Befund, seien die Preise dort niedriger, wo es härteren Wettbewerb gebe. Dies gelte insbesondere für das dicht besiedelte Flandern. Der zum Zeitpunkt der Untersuchung aus dem Preisvergleich als „Spitzenreiter“ hervorgegangene Supermarkt findet sich in der Gemeinde Villers-la-Ville mit 270,40 Euro, während in dem ebenfalls in der Provinz Wallonisch-Brabant gelegenen und 13 Kilometer entfernten Colruyt-Markt von Genappe das gleiche Warenangebot 249 Euro und damit um 21 Euro günstiger zu haben ist.

Blickt man auf die Preise für einzelne Produkte, ergeben sich noch größere Spannen. Vandemoortele-Vinaigrette kostet demnach in flämischen Colruyt-Läden jeweils 2,50 Euro, während in Brüssel und Wallonien dafür 3,39 Euro und damit 40 Prozent mehr verlangt werden. Soße für Miracoli-Nudeln kostet in Flandern 4,19 Euro, in Brüssel 4,79 Euro und in Wallonien 4,95 Euro. Und während man in Braine-l´Allleud südlich von Brüssel für eine Tube Zahnpaste „Colgate Max White“ 1,94 Euro zahlt, müssten Kunden im weiter westlich gelegenen Lessines in der Provinz Hennegau für das gleiche Produkt 5,49 Euro hinblättern.

Die Vermutung liege durchaus nahe, so RTBF-Autor Woelfle, dass Colruyt und die anderen Anbietern die Preise so staffelten, dass sie die Unternehmensgewinne möglichst in die Höhe treiben könnten. „Die tatsächlichen Daten zeigen eher das Gegenteil. In unserem durch Ultra-Wettbewerb zwischen den Ketten geprägten Belgien erzielen die großen Anbieter nur wenige Gewinne“, erläutert Woelfle. So erwirtschafteten sie pro 100 Euro Umsatz unter dem Strich gerade einmal 1,16 Euro.

Wer auf Schnäppchenjagd jenseits der belgischen Grenze geht, kann über Ping Price sich ein Bild vom Preisniveau in den Niederlanden und – derzeit noch im Aufbau – im bei vielen Belgiern für Auslandseinkäufe beliebten Frankreich machen. Ein „blinder Fleck“ scheint dagegen derzeit noch der östliche Nachbar Deutschland zu sein. Wer freilich auf Parkplätzen an Supermärkten in Aachen die Fülle an Autos mit belgischen Kennzeichen sieht, kann nur zu dem Schluss kommen, dass sich auch in diesem Fall ein grenzüberschreitender Preisvergleich durchaus lohnen dürfte.

 

 

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