Von Anne Kotzan
Bewegt man sich durch Brüssel, begegnet man hier und da Einladungen zur BRAFA und man mag sich fragen, was dies nun wieder für eine Kunstmesse ist. Einheimischen ist das Kürzel für Brussels Art Fair längst vertraut und mit ihrer Gründung 1956 unter dem Namen „Foire des Antiquaires“ ist sie eine der ältesten und renommiertesten Kunstmessen der Welt. Jährlich verzeichnet sie rund 65.000 nationale und internationale Besucher und feiert nun ihren 70sten Geburtstag. Mehr als 130 Galerien aus 16 Ländern zeigen auf 21.000 qm ihre exquisiten Exponate. In unserer schnelllebigen Zeit und der durchgehenden Jagd nach dem Neuesten in Geschmack, Mode, Design und auch der Kunst setzt diese Messe einen Meilenstein für Qualität. Sie bietet eine breite Palette von (Kunst)Werken und -objekten aus verschiedenen Epochen und Stilen. Eine Expertenkommission aus 80 bis 100 Mitgliedern hat überprüft, dass es sich bei den angebotenen Stücken nicht um verlorene, strittige oder gestohlene Objekte handelt.
Seit ihren Anfängen im Jahr 1956 hat sich die Messe zu einer Messe mit rund zwanzig Spezialitäten entwickelt, die von der Antike bis zur zeitgenössischen Kunst reichen: Gemälde Alter Meister, klassische afrikanische Kunst, antike und Designermöbel, Goldschmiedekunst, Teppiche und Textilien, seltene Bücher und Schmuck und vieles mehr. Noch bis Sonntag, 2. Februar 2025, wird die Messe ihre Besucher begrüßen.
Klaas Muller, der Vorsitzende der BRAFA, erklärt: „Die BRAFA ist zu einer eigenständigen Marke geworden. Wir haben es geschafft, uns nicht von Trends und Moden leiten zu lassen. Was zählt, ist die Qualität der ausgestellten Werke und Galerien. Durch unseren Umzug zur Brussels Expo im Jahr 2022 ist die Messe für Besucher von außerhalb Brüssels und aus dem Ausland besser zugänglich. Die allgemeine Atmosphäre unter den Teilnehmern ist positiv und freundlich, die Aussteller sind einladend und immer bereit, ihre Leidenschaft mit den Besuchern zu teilen, und unser Publikum ist sehr vielfältig, von Kunstliebhabern über anspruchsvolle Sammler bis hin zu Innenarchitekten und Museumskuratoren. Die BRAFA ist das erste große Ereignis im Jahres-Kunstkalender, und alle freuen sich darauf, unsere Messe zu entdecken, die zu einem unumgänglichen Ereignis geworden ist.“
Als Ort der Begegnung und des Austauschs möchte die BRAFA auch das belgische Kulturerbe fördern. Zu diesem Zweck wurde eine neue Zusammenarbeit mit dem Königlichen Institut für das kulturelle Erbe (IRPA) ins Leben gerufen. Auf dem Stand des IRPA wird die gesamte Palette der Konservierungs- und Restaurierungsaktivitäten des IRPA vorgestellt. Außerdem werden täglich um 14.00 und 17.00 Uhr interaktive Workshops angeboten. Und am Stand der König-Baudouin-Stiftung können die Besucher eine Auswahl der jüngsten Erwerbungen entdecken. Die Teilnahme der Stiftung an der BRAFA trägt dazu bei, diese Schätze einem breiten Publikum zugänglich zu machen und ihre Mission, das belgische Erbe für künftige Generationen zu schützen, zu verdeutlichen. Am Stand der Stiftung wird außerdem täglich um 16 Uhr eine Vortragsreihe, die BRAFA Art Talks, stattfinden. In diesem Sinne freut sich BRAFA, über die Rückkehr der Galerie Patrick Derom (Brüssel), die heute von Patrick Derom und seinem Sohn Edouard geführt wird. Die Galerie deckt einen großen Zeitraum von 1880 bis heute ab und zeigt Werke der Moderne vom Symbolismus bis zur Pop Art mit gelegentlichen Ausflügen in die zeitgenössische Kunst. Auf der Messe findet man unter anderem Arbeiten von René Magritte, Dirk Braekman und Léon Spilliaert. Letzterer ein belgischer Künstler, den ich sehr schätze und den ich in einem Artikel in Belgieninfo vom 29. März 2024 vorgestellt habe.
Einige Galerien nehmen bereits seit Jahrzehnten teil und bringen ihr Fachwissen und ihre Leidenschaft in jede neue Ausgabe ein. Ein Beispiel dafür ist die Antwerpener Galerie N. Vrouyr, die auf Teppiche und Textilien spezialisiert ist und bereits 1956 an der ersten Ausgabe der Messe teilnahm. So auch Axel Vervoordt, seit 1976 ein fester Bestandteil der Messe: er gestaltet jedes Jahr mit seinem Sohn Boris Stände mit einer gelungenen Mischung aus archäologischen Objekten, orientalischen Skulpturen, Möbeln aus dem 18. Jahrhundert, Design und zeitgenössischer Kunst. Die Genfer Galerie De Jonckheere der Brüder Georges und François De Jonckheere ist ein weiteres Beispiel für eine Galerie, die der BRAFA seit vielen Jahren die Treue hält. Sie stellt immer ihre besten Werke alter und moderner Meister aus und trägt so zur Bereicherung des Angebots und der Qualität der Messe bei.
Bei 130 Gallerien kann man in einem Artikel unmöglich alle Aussteller nennen, obwohl jeder einzelne es verdiente. Die allgemeinen Publikumsattraktionen sind das von der Stone Gallery (NL) präsentierte, über zwei Meter hohe Vorderbein eines Wollhaarmammuts, das in der Nordsee gefunden wurde, sowie ein Ichthyosaurier aus Holzmaden in Deutschland, der zwei Embryonen trägt und 180 Millionen Jahre alt ist. Im zeitlichen Kontrast dazu steht die Auswahl der diesjährigen Ehrengästin, der portugiesischen Künstlerin Joana Vasconcelos. Ihre monumentalen Skulpturen und immersiven Installationen sind von Humor durchdrungen und erforschen universelle Themen wie den Status der Frau, die Konsumgesellschaft und die kollektive Identität. Ihre farbenfrohen Kreationen verleihen der Messe eine vibrierende Energie. „Die Teilnahme an dieser Feier ist nicht nur ein Privileg, sondern auch eine großartige Gelegenheit, sich an einer Veranstaltung zu beteiligen, die zum Synonym für Kulturerhalt und künstlerischen Austausch geworden ist“, sagt Joana Vasconcelos.
Brüssel Expo – Hallen 3 & 4
Place de Belgique 1, 1020 Brüssel
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