Von Petra Manderscheid.
Gleich hinter einem Wohngebiet und einer Schule am Rande der Gemeinde Anderlecht hat die Stadt Brüssel ein paar Hektar Land für innovative Projekte zur Verfügung gestellt. Hier haben der 30-jährige Geograph Guillaume Groot und sein Partner Jean Philippe, ein ausgebildeter Gemüseanbauer, ein von der Stadt gefördertes soziales Landwirtschaftsprojekt namens “Biotiful” auf die Beine gestellt. Sie verbinden ökologischen Anbau von Obst und Gemüse und soziale Integration miteinander. Sie suchen einerseits gezielt Auszubildende, die es auf dem normalen Ausbildungsmarkt schwer haben und bieten ihnen andererseits eine Ausbildung in Zukunftsberuf des Ökolandwirts.
Bei Biotiful arbeiten im Schnitt sieben bis acht junge Menschen, die teilweise keine oder eine im Ausland erworbene und in Belgien nicht anerkannte Ausbildung haben und in Zusammenarbeit mit Sozialämtern ausgewählt werden.
Der Anbau von Obst und Gemüse findet sowohl auf den ca. 2 Hektar großen Feldern als auch in den drei 500 m2 großen Gewächshäusern statt. Hier wachsen neben Petersilie auch seltenere Kräuter wie Senfkraut und demnächst auch die spezifischen Gewürzpflanzen für die arabische Küche, ein Nischenprodukt, das sich wachsender Nachfrage erfreut, nicht nur bei der arabisch-stämmigen Brüsseler Bevölkerung.
Die Stimmung auf dem Feld ist gut, man versteht sich als Gemeinschaft – die sympathischen Chefs setzen sich für ihre Leute ein; man begleitet schon mal einen ausländisch-stämmigen Kollegen aufs Amt, um die Unterstützung für einen Sprachkurs zu beantragen. Und die jungen Landwirtinnen und Landwirte stehen alle voll hinter dem Konzept von Ökologie, Nachhaltigkeit und lokalem Angebot.
Guillaume und Philippe sind mit Leidenschaft bei der Sache und strahlen Tatendrang und Zuversicht aus. Abnehmer für die 100% pestizidfrei und lokal angebauten Produkte sind derzeit hauptsächlich soziale Küchen in der Brüsseler Innenstadt. In Planung sind die Eröffnung eines Hofladens und die Organisation von Seminaren für ökologischen Gemüseanbau zu Hause, aber auch die Erweiterung der Produktpalette auf Bio-Zierpflanzen, die in öffentlichen Gebäuden und auch auf städtischen Grünflächen zum Einsatz kommen sollen.
Biotiful macht seinem Namen alle Ehre: alle sind mit Vollblut bei der Sache des Bio-Anbaus und das Projekt ist wirklich ein soziales, gemeinschaftliches.
Derzeit sind die Grüner, Guillaume und Philippe auf der Suche nach einem größeren Grundstück, um den Output und die Langfristigkeit des Projekts zu sichern.
Weitere Informationen zum Projekt finden sich auf hier
Foto: biotiful
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