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15. Mai: Der orangefarbene Müllsack wird in Brüssel obligatorisch

© Bruxelles Propreté – Net Brussel

Von Reinhard Boest

Am 15. Mai 2023 wird es ernst: die Region Brüssel-Hauptstadt tritt in die nächste Stufe der Mülltrennung ein. Was künftig in welchen Tonnen oder Säcken gesammelt werden muss, hat die Regierung in einer überarbeiteten Verordnung festgelegt, die am 28. Februar im Staatsblatt veröffentlicht wurde. Mit Rücksicht auf die Ferien, die für die französischsprachigen Schulen am 12. Mai enden, hat man das ursprünglich für den 1. Mai vorgesehene Inkrafttreten für Privathaushalte noch einmal um zwei Wochen hinausgeschoben. Neu ist vor allem die Verpflichtung zur Trennung von Lebensmittelabfällen.

Gelbe, blaue und weiße Müllsäcke kennt man aus dem Stadtbild schon lange. Die getrennte Sammlung von Papier und Karton (gelb) sowie Plastik, Metall und Getränkekartons (PMC, blau) ist schon seit 2010 obligatorisch. Daneben werden Gartenabfälle (grüner Sack) getrennt abgeholt, für Altglas gibt es im gesamten Stadtgebiet Container, und in den Containerparks der Gemeinden kann man Sperrmüll, Chemikalien, Altöl und andere problematische Abfälle entsorgen. Der weiße Sack soll nur die danach verbleibenden Restabfälle enthalten.

Seit Anfang 2021 gibt es den “neuen blauen Sack”: gehörten bis dahin nur Flaschen und Flakons aus Plastik hinein, sind seitdem praktisch alle Plastikverpackungen erlaubt, etwa Folien, Joghurtbecher, Schalen für Obst oder Gemüse, Gebäck- oder Chipstüten. Damit soll der Anteil falsch sortierter Abfälle weiter reduziert werden. 2009 waren das noch 60 Prozent, Ende 2020 vor Einführung des neuen Sacks nur noch 27 Prozent. Ab 15. Mai müssen die genannten Plastikabfälle im blauen Sack entsorgt werden, im weißen Sack sind sie nicht mehr erlaubt.

Für Lebensmittelabfälle gibt es schon seit 2017 orangefarbene Säcke, die von der Brüsseler Müllabfuhr (Bruxelles Propreté/Net Brussel) getrennt eingesammelt werden. Bisher war deren Nutzung freiwillig; nach einer zweijährigen Sensibilisierungskampagne wird sie nunmehr ab 15. Mai in allen Brüsseler Gemeinden – auch in Umsetzung einer EU-Richtlinie – verpflichtend. Organische Abfälle dürfen dann nicht mehr in den weißen Sack. Damit soll auch in diesem Bereich der Wiederverwertungsanteil steigen, gleichzeitig der Restabfall weiter reduziert werden, der bisher meist klimaschädlich verbrannt wird (auch wenn daraus Energie gewonnen wird).

Wie die Gartenabfälle werden die Lebensmittelabfälle entweder zur Gewinnung von Biomethan genutzt oder kompostiert. Wer seine organischen Abfälle selbst kompostiert oder an einer Nachbarschaftskompost-Aktion teilnimmt (20. März 2022 – Kompost-Tag in Brüssel – Belgieninfo), braucht den orangefarbenen Sack natürlich nicht. Erlaubt sind Essensreste, Obst- und Gemüseabfall, Brot, Kaffeesatz und Teebeutel, auch Taschen- oder Küchentücher und Servietten aus Papier; dagegen nicht Knochen, Gräten, Schalen von Muscheln oder Nüssen, Kerne oder Eierschalen.

Abfallsäcke mit Lebensmittelresten sind natürlich auch ein “gefundenes Fressen” für Möwen, Raben, Füchse oder gar Wildschweine, die sich zunehmend auch in der Stadt tummeln. Daher werden feste – orangefarbene – Mülleimer oder Container empfohlen, die derzeit in Brüssel Bruxelles Propreté/Net Brussel oder die Gemeinden kostenlos abgeben – solange der Vorrat reicht.

Welche Abfälle in welchen Sack gehören, kann man übersichtlich in einem “Sortier-Memo” nachsehen, das sich in französischer, niederländischer und englischer Sprache etwa auf der Internetseite der Stadt Brüssel findet. Für Zweifelsfragen gibt es auf der Seite von Bruxelles Propreté/Net Brussel eine Suchfunktion.

Bisher tragen Lebensmittelabfälle noch mit fast 40 Prozent zum Inhalt der weißen Säcke bei, die ihrerseits mit rund 200.000 Tonnen (2021) knapp zwei Drittel der gesamten jährlichen Müllmenge der Region Brüssel ausmachen. Wiederverwertet wurden 2021 rund 117.500 Tonnen: 17.500 Tonnen PMC, 50.000 Tonnen Papier und Karton, 27.000 Tonnen Glas und 23.000 Tonnen organische Abfälle (grüner und orangener Sack). Wegen der erwarteten “Entlastung” der weißen Säcke sollen diese künftig nur noch einmal wöchentlich abgeholt werden statt wie bisher zweimal. In zehn Gemeinden gilt das bereits ab Mai 2023: Auderghem, Berchem-Sainte Agathe, Brüssel Stadt (nur Haren und Neder-Over-Hembeek), Evere, Ganshoren, Jette, Uccle, Watermael-Boitsfort, Woluwe-Saint-Lambert und Woluwe-Saint-Pierre. Grund für diese Auswahl ist wohl, dass in diesen Stadtteilen die Mülltrennung bereits gut funktioniert. Für die dichter besiedelten Gemeinden im inneren Stadtgebiet wird der Termin später festgesetzt. Anscheinend befürchtet man, dass sich dort die neuen Regeln nicht (sofort) durchsetzen lassen und weiterhin viel Müll in den weißen Säcken landet, der dort nicht mehr hineingehört. Viel Arbeit für die Müllpolizei…

Die Neuregelung kann auch zu Änderungen bei den bisher gewohnten Abholterminen führen. Bruxelles Propreté/Net Brussel hat angekündigt, dass die Haushalte rechtzeitig einen neuen Kalender erhalten sollen. Darin soll nicht wie bisher der Termin angegeben werden, zu dem der Müllwagen vorbeikommt, sondern wann die Müllsäcke an die Straße gestellt werden sollen. Vorgesehen sind auch Abholtouren am Abend. Dies soll vermeiden helfen, dass der Müll zu früh hinausgestellt – und so vielleicht Opfer unerwünschter Besucher wird.

 

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