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Fußballfieber pur in der NRW-Landesvertretung

Von Heide Newson

Am 20. Juni trafen in der Vorrundengruppe B der Fußball-Europameisterschaft 2024 die Mannschaften von Spanien und Italien im Stadion von Gelsenkirchen aufeinander. Zu diesem Anlass lud die Vertretung des Landes Nordrhein-Westfalen mit den Vertretungen der Autonomen Region Valencia und der NRW-Partnerregion Piemont zu einem Fußballabend ein. Gemeinsam verfolgten die vielen Fans bei regionalen Spezialitäten, einem kühlen Bier, süffigen Weinen oder Softdrinks auf einer großen Leinwand ein sehenswertes Match.

Um 19.30 Uhr treffen die ersten Fußballfans ein, darunter viele Spanier, Italiener und Deutsche, einige in landestypischer Montur und mit Nationalflaggen. Sie alle befinden sich im EM-Fieber und nehmen an einer (Fußball-)Wette teil, die bei dem richtigen Ergebnis mit einem Preis belohnt wird. Die Stimmung ist bombig, für viele ist Italien schon jetzt der heiß gehandelte Titelfavorit, für andere die Spanier. Ich fülle meinem Stimmzettel aus und bin fest davon überzeugt, dass Spanien das heutige Spiel gewinnt. „Drei zu zwei“ für Spanien kreuze ich an, Isabella, meine deutsche Freundin, sieht es anders. „Die Italiener spielen besser, sie werden gewinnen, sie sind den Spaniern überlegen“, meint sie.

Dieser Meinung schließen sich italienische Landsleute an, die wie wir alle einem tollen Match entgegenfiebern. Ralph Kamphöner, ein sehr kenntnisreicher, lustiger und sympathischer Fußballfan, der zu meinem Freundeskreis gehört, drückt die Daumen für Italien. Den Grund teilt er mir sogleich mit. „Ich bin mit Italien seit Jahrzehnten beruflich und privat eng verbunden. Italienisch ist nach Deutsch meine erste Sprache. Auch hier in Brüssel haben wir eine große italienische Community mit vielen tollen Leuten. Da ist doch klar, dass ich Italien auch bei der EM unterstütze.“ Dagegen unterstützen meine Freundin Bettina und ich Spanien.

Um 21 Uhr beginnt dann das Duell zweier großer Titelanwärter. Es ist bereits das elfte bei einem Groß-Turnier zwischen diesen beiden Nationen – ein Rekord wie mich ein Fußballexperte aufklärt. Seit 2008 trafen beide Länder sogar bei den Europameisterschaften aufeinander. Zuletzt mit dem besseren Ende für die „Squadra Azzurra“. Denn Italien warf Spanien bei den letzten zwei EM-Turnieren raus.

Der Klassiker beginnt. Eingeblendet werden auf dem Bildschirm einige Promis. Wow, Spaniens König Felipe sitzt im Stadion in Gelsenkirchen, in einer Stadt, die von internationalen Touristen kaum angesteuert wird, in der ich mich aber immer wohlgefühlt und schon zweimal Silvester gefeiert habe. Dann legen die beiden Mannschaften los. Ein regelrechtes Feuerwerk entbrennt, so empfinde ich es nach dem langweiligen Spiel der Engländer gegen die Dänen, die im Gegensatz zu diesen beiden dynamischen Mannschaften über den Platz gekrochen sind. Die Spanier feuern ihre Mannschaft immer wieder an, die furios startet, und an dem überragenden Italien-Kapitän Donnarumma verzweifeln. Es wird lauter und lauter im Raum, die Italiener feuern ihre Mannschaft enthusiastisch an, geben Ratschläge, als ob die Spieler das in Gelsenkirchen hören könnten. Es wird gezittert und gebangt, die Daumen werden gedrückt, nicht endender Beifall und Jubelschreie ertönen für die jeweilige Mannschaft. Die Schnelligkeit des Spiels raubt mir fast den Atem, ich finde, dass die Spanier den Italienern überlegen sind, aber ich warte wie alle auf ein Tor, das lange auf sich warten lässt. Zu dumm… Spanien, so kommt es mir vor, vergibt unendlich viele Torchancen. Und dann das…. Die Italiener sind entsetzt, sie müssen tief durchatmen, um sich zu beruhigen. Durch ein Eigentor von Riccardo Calfiori in der 55. Minute fällt das heiß erwartete Tor – und damit die Entscheidung.

Erst in der Schlussphase waren die Italiener den Spaniern etwas gefährlich geworden, so meine Sicht der Dinge, allerdings als Nicht-Fußballexpertin. Aber die Spanier blieben am Ball. Selbst in der Nachspielzeit hatten sie noch zwei riesige Chancen auf eine höhere Führung, aber es blieb bei dem 1:0.

Mit dem Ergebnis waren nicht alle zufrieden, dennoch lagen einige Spanier sowie Italiener mit ihrer Wette 1:0 für Spanien goldrichtig, mehr sogar als ich gedacht hatte. Durch ein Los wurden dann die Preisträger ermittelt, die Rainer Steffens, Leiter der Brüsseler NRW-Vertretung, auf die Bühne bat, ihnen gratulierte und Preise überreichte. Auch wenn Ralphs Lieblingsteam heute nicht gewonnen hatte, tat das seiner guten Laune keinen Abbruch. Die Italiener müssten sich erst noch ein wenig mehr finden, sie würden sich noch steigern, so seine Meinung, während eine Spanierin, ihre Mannschaft schon als strahlender Sieger mit dem Europapokal sieht.

Wer immer das Rennen letztendlich schafft und den Europapokal mit nach Hause bringt, steht derzeit noch in den Sternen. Fest steht jedoch, dass Sport die unterschiedlichsten Personen zusammenbringt und trotz unterschiedlicher Emotionen verbinden kann. Und was kann schöner sein, als bei solch einem Event gemeinsam zu jubeln, zu bangen und dann zu feiern, egal welcher Nation man angehört und welche den Sieg davon getragen hat. Und in diesem Sinne wurde in der NRW-Vertretung in Brüssel ganz toll, stimmungsvoll und harmonisch gefeiert.

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