Aktuell, Wanderungen

Zwischen Baggersee und Zenneufer

7,9 Kilometer, rund zwei Stunden, leicht, überwiegend befestigt.

Startpunkt: Sint-Martinuskerk, Dorpsstraat, 1982 Weerde (Zemst)

Markierung: Sechseckige weiße Schild mit roter Aufschrift „Weertse Kronkelwandeling“ oder virtuelle Knotenpunkte 841, 843, 842, 824, 834, 839, 840, 841 (mit App, herunterladbar unter www.toerismevaalmsbrabant.be/wandelapp)

Anfahrt ÖPNV: SNCB/NMBS Brüssel Central – Weerde, knapp eine halbe Stunde, verkehrt wochentags zweimal stündlich. Vom Bahnhof bis zum Ausgangspunkt an der Kirche sind es ca., 15 Minuten Fußweg.

Von Michael Stabenow

Flämisch-Brabant nennt sich stolz die „Wandelprovincie“ – eine mittlerweile auch in deutscher Sprache erhältliche Broschüre enthält Beschreibungen von 24 Wanderungen rund um Brüssel. Eine der Wanderungen, rund 7,9 Kilometer lang zwischen Vilvoorde und Mecheln, gehört auf den ersten Blick nicht unbedingt zu den Publikumsmagneten. Die durchgehend feuchtnassen Monate seit Jahresfrist lassen daher dieser Tage manchen nur ungern auf Gummistiefel zurückgreifenden Wanderer davor zurückschrecken, sich auf unbekanntes Terrain zu begeben und das Risiko einzugehen, im Matsch zu versinken.

Der in der Wanderbroschüre beschriebene, 7,9 Kilometer lange Rundweg mit dem ungewöhnlichen Namen „Weerdse Kronkelwandeling“ verläuft ganz überwiegend auf befestigen Untergrund. Er ist daher für die inzwischen offenbar dauerhaft angesagte feuchte Witterung ein durchaus verlockendes Gelände. Wer sich nicht durch die Nähe der Autobahn Brüssel – Antwerpen und die nicht gerade anheimelnde Anfahrt zum Ortskern des knapp 3000 Einwohner zählenden Dorfes Weerde abschrecken lässt, kommt auf dem Rundweg durchaus auf seine Kosten.

Ausgangspunkt ist die angenehm ruhig gelegene Ortsmitte mit der aus Sandstein errichteten Sint-Martinuskerk. Sie wurde, wie wir Wikipedia entnehmen, im Ersten Weltkrieg weitgehend zerstört und anschließend in neogotischem Stil wieder errichtet. Der Westturm weist jedoch nach wie vor den „romanisch-gotischen Übergangsstil“ auf.

Wir nehmen zunächst die Dorpsstraat in nördlicher Richtung und folgen der Kennzeichnung des Weges auf einem sechseckigen weißen Schild mit der roten Aufschrift „Weertse Kronkelwandeling“. Zur Wahl stehen auch virtuelle Knotenpunkte, für deren Nutzung eine App auf das Smartphone heruntergeladen werden muss.

Wir überqueren die von der Autobahn kommende Hauptstraße an einer Ampel und zweigen unmittelbar danach nach rechts ab. Der Weg führt uns am Friedhof vorbei in ein bewaldetes Gelände und auf einen unbefestigten Weg. Er verläuft am östlichen Ufer des „Weertse Vijver“, einem Baggersee, der in den siebziger Jahren durch die Entnahme von Sand für den Bau der Autobahn E19 entstanden ist. Er dient heute als Paradies für Angler, Wasservögel, darunter Graureiher, sowie für Hundebesitzer, die sich mit ihren hier von der generellen Anleinpflicht befreiten Vierbeinern auf einem abgeschlossenen Gelände tummeln können.

Insgesamt macht das Areal einen friedlichen Eindruck. Es bietet den einen oder anderen Knüppeldamm und an mehreren Stellen schöne Ausblicke auf den kleinen See mit seiner noch kleineren Insel. Am nordwestlichen Ufer verlassen wir den Weg nach rechts und lassen uns – zumindest zum Zeitpunkt unserer Wanderung – nicht dadurch irritieren, dass das Schild mit der Kennzeichnung nicht mehr fest verankert ist und kurz für Rätselraten über den Streckenverlauf sorgt.

An einem Parkplatz gehen wir nach rechts und lassen links eine nicht mehr taufrische Sportanlage liegen. Der flache Weg führt nun zwischen Feldern mit einigem Zickzack hindurch. Uns dämmert jetzt, warum er die auf den sich windenden Parcours hindeutende Bezeichnung „Kronkelwandeling“ trägt. Nach einer Rechts- und anschließenden Linksbiegung unterqueren wir die Bahnlinie zwischen Brüssel und Mecheln, gehen nach links und kommen an Wohnhäuern vorbei.

Etwas missverständlich ist die Kennzeichnung an der nächsten Kreuzung (zwischen Heidestraat und Stationslaan). Das weißrote Schild weist zunächst nach rechts und anschließend nach links. Das bedeutet jedoch nicht auf der Heidestraat weiter in südlicher Richtung zu gehen, sondern nach rechts auf die Stationslaan abzubiegen und ein paar Schritte wieder nach links auf einen schmalen Weg abzuzweigen. Er geht in einen unbefestigten Weg über, der durch ein abgeschieden wirkendes sumpfiges Gelände führt. Allerdings besteht – auch in ausgesprochen feuchten Tagen – nur an ein, zwei Stellen ein gewisses Risiko, mit den Wanderschuhen im Schlamm zu versinken.

Nach dem Sumpfgebiet geht es in südlicher Richtung weiter durch bebautes und später freies Gelände, ehe wir nach einer abermaligen Unterquerung der Bahnlinie an das Ufer der von Brüssel kommenden und, wie es sich für eine „Kronkelwandeling“ gehört, schön mäandrierende Zenne gelangen. Wir folgen dem Verlauf des Flusses, bis wir ihn am ursprünglich Ende des 13. Jahrhunderts erbauten „Sluistoren“ (Schleusenturm) überqueren. Das einst auch über eine Wassermühle verfügende Bauwerk wurde zu Beginn des Ersten Weltkriegs so stark beschädigt, dass nur noch eine Ruine übrigblieb, die allerdings seit 1979 unter Denkmalschutz steht.

Wir gehen ein Stück auf dem Deich entlang der Zenne und zweigen dann in östlicher Richtung ab. Es geht nun zwischen Feldern hindurch wieder an das Ufer des Flusses. Nach einem kurzen Stück an der Hauptstraße Damstraat biegen wir auf die Dorpsstraat nach rechts ab und erreichen kurz darauf wieder den Ausgangspunkt an der Kirche mit der linkerhand gelegenen Kneipe „T´Schoonzicht“.

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