Von Anne Kotzan
Während in Deutschland ein zweiter Weihnachtsfeiertag möglichst tatenlos ins Land geht, ist in Belgien der Arbeitsalltag wieder hergestellt. Ich muss zugeben, dass ich die Unterschiede des Fests in Belgien und Deutschland nicht umfassend herausgefunden habe, doch verweist einiges auf die Geschichte mit Sankt Nikolaus. In Belgien ist er er derjenige, der Geschenke verteilt, und Weihnachten ist ein Fest, das man mit Familie ud Freunden bei gutem Essen teilt. Die Idee von Geschenken unter den frisch aufgestellten und geschmückten Tannenbaum scheint es nicht zu geben. Kein Wunder, dass die ersten Tannenbäume selbst in privaten Häusern schon Ende November das Dunkel der Straße beleuchten.
Die Gestalt des Weihnachtsmannes geht vor allem auf die europäischen Legenden um den heiligen Nikolaus zurück (siehe https://belgieninfo.net/die-globalisierung-macht-auch-nicht-vor-sankt-nikolaus-halt/). Doch dann kam Martin Luther, der Reformator, der nicht viel von der Verehrung Heiliger hielt. Er propagierte: Weg vom Kult um einzelne Personen, zurück zum Glauben, zu Jesus.“ So etablierte sich im Hause Luther um das Jahr 1530 der “Heilige Christ” als Gabenbringer, der mit geweihten Bischöfen nichts zu tun haben sollte. Mit ihm fiel die Bescherung nach Luthers Wunsch fortan nicht mehr auf den Beginn des Monats, sondern auf das Weihnachtsfest. Ich erinnere mich noch, dass es das Christkind war, was die Gaben brachte und nicht der Weihnachtsmann.
Im mehrsprachigen Belgien finden so verschiedene Traditionen ihren Ursprung. Das ist der Weihnachtsmann heute. Eine Figur, an deren Aussehen und Kommerzialisierung der US-Getränkekonzern Coca-Cola maßgeblichen Anteil hat. Denn die Brause-Experten griffen sich den runden, wehrlosen Mann im Jahr 1931 – zu diesem Zeitpunkt hatte die Welt die finsterste Wirtschaftskrise der Geschichte nicht einmal hinter sich – als Gesicht einer erfolgreichen Werbekampagne. Doch erfunden hat das Unternehmen den Weihnachtsmann nicht. Der heutige populäre Mythos des Weihnachtsmanns, der mit einem von Rentieren gezogenen fliegenden Schlitten reist, nachts durch den Kamin in die Häuser steigt und dort die Geschenke verteilt, geht zurück auf das 1823 anonym veröffentlichte Gedicht “The Night before Christmas”; wahrscheinlich von Major Henry Livingston Jr..
Spätestens hier wird deutlich, dass eine anscheinend einfache Geschichte soviel mehrere Ebenen hat, und ich denke, man soll sich nie mit einfacher Kost begnügen.
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