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Vive les frites – vive les friches

Foto: J. Klute

Von Jürgen Klute

„Vive les frites – vive les friches“! So lautete einer der vielen Slogans beim zweiten Marsch für den Erhalt der „Friche Josaphat“ am Sonntag, dem 13. März. Organisator des Marsches war die Initiative „Sauvons la friche Josaphat / Red de friche Josaphat“ (Rettet die Josaphat-Brache). Die Kundgebung richtete sich gegen Pläne der Region Brüssel, auf einem rund 24 Hektar großen und auf dem Grundgebiet der Gemeinden Schaerbeek und Evere gelegenen Brachland 1000 Wohnungen zu bauen.

Etwa Tausend Menschen waren dem Aufruf der Organisatoren gefolgt – von ganz jung bis alt, von Anwohnerinnen der Grasbrache bis hin zu Naturschutzbewegten aus dem Umland. Gegen 14 Uhr versammelten sie sich vor dem Zugangstor zur „Friche“ an der Avenue Latinis 150 in Schaerbeek. Dort, am Nordostende des Josaphat-Parks schließt sich die gleichnamige Brache an, die bis auf das Gebiet der Gemeinde Evere im Nordosten der Region reicht.

Nach einigen Reden – darunter eine des ehemaligen Sonderberichterstatters der Vereinten Nationen für das Recht auf Nahrung, Olivier De Schutter – setzte sich der Marsch bei angenehmen Frühlingstemperaturen in Bewegung. Begleitet wurde er von einer kleinen Kapelle, die auch immer wieder die „Hymne“ der Aktivisten zum Erhalt der „Friche Josaphat“ spielte.

Gesungen nach der Melodie des italienischen Partisanenklassikers „Bella Ciao“ und mit dem Liedtext „Belle Friche“, der zu Beginn der Demonstration auf Zetteln verteilt worden war, wurde so der „belle friche“ gehuldigt. Nachdem die Demonstrantinnen einmal um das komplette Geländer herumgezogen waren, endete der Zug am späten Nachmittag an seinem Ausgangspunkt.

Was ist die „Friche Josaphat“?

Bei der „Friche Josaphat“ handelt es sich um einen stillgelegten Rangierbahnhof. Das Gelände umfasst ca. 24 Hektar und wurde 2006 von der Region aufgekauft. Eine Nebenstrecke der Bahn Richtung Mechelen durchquert das Gelände, an dessen Ende der kleine Bahnhof von Evere liegt.

Der Boden des ehemaligen Rangierbahnhofs wurde teilweise saniert und mit Sand aufgefüllt. Seit fast 15 Jahren ist das Gelände sich selbst überlassen und die Natur hat sich dort wieder ausgebreitet. Die Folge ist eine äußerst reiche Biodiversität an Pflanzen und Tieren.

Direkt am Eingang an der Avenue Latinis in Schaerbeek ist ein kleines alternatives Gartenprojekt angesiedelt. Zudem wurde neben dem Garten ein Zirkus-Zelt für kulturelle Aktivitäten aufgebaut. Im Westen säumt ein Wohngebiet die Brache, im Osten ein kleines Gewerbegebiet.

Um was wird bei der „Friche Josaphat“ gestritten?

Hintergrund der Kundgebung ist der Konflikt um die zukünftige Nutzung der Josaphat-Brache. Der von seinen Gegnern in „PAD Béton“ umgetaufte Stadtentwicklungsplan „PAD Josaphat“ sieht eine dichte Bebauung des Geländes vor („PAD“ steht für „Plan d‘Aménagement Directeur“). Vorgesehen sind nach diesem Plan 1000 Wohnungen, eine Kinderkrippe und Sportanlagen.

Die Initiative „Sauvons la friche Josaphat“ verweist dagegen auf die außergewöhnliche Vielfalt an Insekten, Vögeln und Schmetterlingen, die sich auf dem verwaisten Gelände ansiedeln konnten. Als eine der letzten großen Brachen der Region wird das Grasland unter anderem von Zugvögeln genutzt und dient zudem als Überflutungsgebiet bei starken Regenfällen.

Auch für den Menschen leistet das Biotop wichtiges, trägt es doch wesentlich zur Kühlung und Luftverbesserung in den benachbarten Stadtteilen bei. Eine Funktion, die durch die Bebauung ebenfalls verloren gehen würde. Anwohner befürchten zudem eine Zunahme des Autoverkehrs. Sie kritisieren die fehlende Einbindung in den Mobilitätsplan „Good move“ der Region Brüssel.

Die Initiative fordert ein Moratorium für den Stadtentwicklungsplan „PAD Josaphat“. Unter dem Titel „STOP BÉTON (À BRUXELLES): sauvons la friche Josaphat“ hat die Initiative bereits im November 2021 eine Online-Petition gegen den Plan gestartet, die bisher etwa 19.500 Unterstützer gefunden hat.


Weitere Links zum Thema für Interessierte:

Sauvons la friche Josaphat: Où elle se trouve, et à quoi elle sert ?

bx1: Une marche autour de la friche Josaphat pour en demander la préservation

NATAGOR: Friche Josaphat: il est moins une…

PDA Beton (Facebook-Gruppe)

change.org: STOP BÉTON (À BRUXELLES): sauvons la friche Josaphat (Online-Petition)


Fotogalerie

Aushang der Eigentümergesellschaft SAU zu der geplanten Bebauung der Brache.
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Blick auf die in 15 Jahren entstandene Artenvielfalt auf der Brache.
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Blick auf die Firche Josaphat vom Bahnhof Evere.
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Die Polizei begleitete – dem Anlass gemäß – den Marsch mit Fahrrädern.
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One Comment

  1. Matthieu Hornung

    Das ist ja fast die Brüsseler Ausgabe der Debatte um das Tempelhofer Feld in Berlin – mit dem Abstrich, dass der Erholungswert der Brache in Brüssel rund um den ehemaligen Rangierbahnhof doch sehr eingeschränkt ist. Es wäre sicherlich auch schön zu erfahren, ob die “Stop Béton”-Initiative Alternativvorschläge für den Bau von Wohnungen hat. In der Region Brüssel stösst der NIMB-Ansatz sehr schnell an geografische Grenzen.

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