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Vitali Klitschko wird in Brüssel mit dem Pawel-Adamowicz-Preis ausgezeichnet

Von Heide Newson

Am Donnerstag platzte der Plenarsaal im Europaparlament aus allen Nähten, während der Beifall kein Ende nehmen wollte. Die stehenden Ovationen galten dem ehemaligen Profiboxer Vitali Klitschko, der Sportgeschichte schrieb, und heute als Bürgermeister von Kiew als Held gefeiert wird. Am 25. Mai 2014 war der Ausnahmeathlet zum Bürgermeister in Kiew gewählt worden, und am 20. Februar 2025 wurde ihm vom Europäischen Ausschuss der Regionen der prestigeträchtige Pawel–Adamowicz-Preis für seine Führungsrolle bei der Verteidigung von Menschenrechten und Demokratie angesichts des Krieges verliehen. Der zum vierten Mal vergebene Preis war in Zusammenarbeit mit der Stadt Danzig und dem Europäischen Ausschuss der Regionen ins Leben gerufen worden, um das Erbe des im Jahr 2019 ermordeten Bürgermeisters von Danzig zu würdigen.

Im Rahmen einer feierlichen Zeremonie wurde die Arbeit von Vitali Klitschko nicht nur von der Jury, sondern ebenso von der für die EU-Erweiterung zuständigen Kommissarin Marta Kos gewürdigt Sie legte in ihrer Festrede einen besonderen Fokus auf Klitschkos Widerstandsfähigkeit, seine Innovationsbereitschaft sowie seinen Einsatz für Menschenrechte angesichts der russischen Aggression. Unter seiner Amtsführung sei es gelungen, den Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen wie Wasser, Strom und Nothilfe sowie die Koordinierung humanitärer Bemühungen für Vertriebene zu gewährleisten. Klitschkos Eintreten für Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und europäische Integration unterstreiche sein Engagement für die demokratische Zukunft Kiews. Er sei zu einem weltweiten Symbol für Mut und Ehrgeiz geworden. An einer künftigen EU-Mitgliedschaft der Ukraine ließ Kos keinen Zweifel.

Unter tosendem Beifall nahm Vitali Klitschko den Preis entgegen und zeigte ihn voller Dankbarkeit in alle Richtungen. Dieser Preis gelte dem ukrainischen Volk, sagte er. Es seien seine Landsleute, vor allem die Soldaten, die an der Front, im Hagel von Bomben und Drohnen, heldenhaft um die Unabhängigkeit der Ukraine kämpften. Der ehemalige Boxchampion sprach von einem Albtraum, der in der Ukraine Realität sei, und beklagte die verlustreichen Kämpfe. In seinem Heimatland würden sich alle nach Frieden sehnen. Gleichzeitig bedankte sich der Bürgermeister für die Unterstützung der europäischen Partner und Mitgliedstaaten – eine Unterstützung, die sein Land auch weiter brauche. „Ohne ihre Hilfe könnten wir uns nicht verteidigen“, fuhr er fort und sprach die Hoffnung aus, dass sein großer Traum und der seiner Landsleute, eine Mitgliedschaft in der Europäischen Union, bald in Erfüllung gehen werde. Für den EU-Beitritt werde man arbeiten und alles dafür tun. In seiner Dankesrede fiel weder ein Wort über den russischen Aggressor, noch äußerte sich Klitschko zu den Beleidigungen, die tagtäglich von Trump und Vance eintreffen. Das tat er sodann in einer anschließenden Pressekonferenz.

Auf die Frage von Belgieninfo, ob ihn die permanenten Beleidigungen von US-Präsident Donald Trump – der unter anderem  den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj als Diktator bezeichnet, ihn für den Krieg verantwortlich macht und auffordert, sich nun schnell zu bewegen, um nicht sein Land zu verlieren – verletzten oder empörte, bemühte sich Klitschko um Schadensbegrenzung. Ähnlich wie Selenskyj hält er an einer konstruktiven Zusammenarbeit mit den Vereinigten Staaten fest. Zu weiteren Fragen hinsichtlich von Friedensverhandlungen, Verzicht auf einen Teil des ukrainischen Territoriums sowie die Forderung nach Neuwahlen nahm er ebenso Stellung. Es sei nicht fair, sich mit Russland zusammenzusetzen und ein Abkommen ohne die Ukraine sowie ohne ihre europäischen Partner zu schließen. Auch brauche man Sicherheitsgarantien, dass es zu einem späteren Zeitpunkt nicht zu neuen Aggressionen und einer erneuten Invasion von russischer Seite komme. Natürlich sei es keine Lösung, einen Teil des ukrainischen Territoriums aufzugeben.

Zu den in Washington geforderten Wahlen meinte Klitschko, dass es sehr schwierig sei, während des Krieges eine Wahl zu organisieren. Die rechtsstaatlichen Voraussetzungen fehlten. Nach dem Ende des Krieges, wenn es kein Kriegsrecht mehr gebe, würden Wahlen stattfinden. Zu mehr Fragen wollte sich der Preisträger nach einem arbeitsreichen Tag in Brüssel dann nicht mehr äußern. Stattdessen umarmte er ukrainische Pressevertreter, schüttelte Hände und stand für „Selfies“ bereit. Er bedankte sich für all die guten Wünsche, die er weiterleiten werde. Und im Pressesaal des Europäischen Parlaments wurde er schon jetzt als der künftige Präsident der Ukraine gehandelt. „Er hat das Zeug dazu“, so die überwiegende Meinung der anwesenden Journalisten.

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