
Wie sich die belgische Bilanz bei den 13. “Weltspielen für nichtolympische Sportarten” aufbessern ließe
Von Michael Stabenow
War es die Hitze der vergangenen Tage? Oder haben wir einfach keine Ohren und Augen für das muntere Treiben bei den 12. Weltspielen für – insgesamt 34 – nichtolympische Sportarten im chinesischen Chengdu gehabt? Dabei hätte uns aus belgischer Warte einiges aufhorchen lassen. 16 Medaillen sprangen heraus. Überragende belgische Teilnehmerin war die 22 Jahre alte Inline-Skaterin Fran Vanhoutte mit vier Medaillen. Dass sich belgische Kraftprotze im Tauziehen nur den Schweizern geschlagen geben musste, zeugt ebenfalls von Stärke.
Verpasst haben wir zum Beispiel auch die in Chengdu ausgetragenen Wettbewerbe im Beach-Handball, im Cheerleading und im Frisbeewurf. Nachholen können wir das 2029. Dann findet die 13. Ausgabe im rund 200 Kilometer Luftlinie von der belgischen Grenze entfernten Karlsruhe statt.
Genug Zeit für Gedankenspielen zu weiteren Sportarten, bei denen Belgierinnen und Belgier sich sehen lassen könnten. Einen Wettbewerb im Nicht-Blinken im Straßenverkehr könnten wir uns gut vorstellen? So hat ein von der französischen „Fondation Vinci Autoroutes“ erarbeitete und vom belgischen Institut für Verkehrssicherheit (VIAS) weiterverbreitete neue Studie gezeigt, dass nicht weniger als 42 Prozent der Befragten in Belgien zugeben, hin und wieder das Blinken zu „vergessen“.
Im Vergleich zu den anderen zehn Ländern, die Gegenstand der Studie waren, schneidet Belgien in dieser Disziplin einen Prozentpunkt über dem Durchschnittswert von 41 Prozent ab. Da gäbe es also durchaus Medaillenhoffnungen. Für uns ist das nicht weiter überraschend, hatten wir doch im vergangenen Jahr uns schon dem Umgang mit dem Richtungsanzeiger im belgischen Straßenverkehr gewidmet (Blinken oder nicht blinken, das ist die Frage! – Belgieninfo).
Nun fühlen wir uns nicht nur bestätigt. Wir wissen jetzt auch, dass knapp die Hälfte – 47 Prozent – der Blinker-Muffel auf die Frage nach ihrer Missachtung der einschlägigen Vorschriften geantwortet haben: „Ich halte diese Regel in der Situtation, in der ich mich befinde, für sinnlos.“ 22 Prozent meinten, sie seien erfahrene Fahrer und brächten niemanden in Gefahr. Von großem Zutrauen in die Mitmenschen zeugt die Aussage von 20 Prozent der Befragten: „Ich sage mir, dass die anderen schon sehen werden, dass ich abbiege.“ Und 15 Prozent der Befragten in Belgien gaben an: „Ich sage mir, dass ich keine Buße riskiere.“
68 Euro kann es kosten, wenn man auf das Blinken verzichtet. Welche Summen könnten im belgischen Staatssäckel landen, wenn die Polizei da konsequent einschreiten würde? Aber nein, dann würden Belgiens Medaillenchancen, sollte die Disziplin Teil der nichtolympischen Weltspiele werden, gegen Null tendieren.
Ähnlich verhält es sich mit dem Gebot, Hunde in freier Natur nicht an die Leine zu nehmen – ebenfalls eine Disziplin, bei denen belgische Teilnehmer bestimmt locker mithalten könnten.
Davon können wir uns bei unseren Spaziergängen im schönen Brüsseler Umland seit Jahren überzeugen („Hunde an die Leine“ – Belgieninfo). Dass wir neulich am Morgen ein Rehkitz seelenruhig in einer Lichtung des Meerdaalwoud bei Löwen grasen sahen, kam uns fast wie eine Fata Morgana vor: Freilaufende Hunde und grasende Rehe? Geht doch!
Dennoch wunderten wir uns dieser heißen Tage im schattigen Arboretum von Tervuren ein weiteres Mal über die Nonchalance, mit der die allermeisten Hundebesitzer so tun, als gingen sie die vielen Hinweise auf das nicht nur mit Rücksicht auf ängstliche Menschen, sondern auch auf tierische Mitbewohner erlassene Anleingebot nichts an. Als wir dem ersten angeleinten Hund auf unserer Runde begegneten, sprachen wir den Besitzern spontan unsere Anerkennung aus. Das ältere Ehepaar nannte einen Grund, warum sie zu den rühmlichen Ausnahmen zählten. Waldhüter, so schlossen wir messerscharf aus ihrer Antwort, seien inzwischen, anders als in früheren Zeiten, wohl eine vom Aussterben bedrohte Art.
Wo kein Risiko einer Buße besteht, so unser Fazit, da könnten die belgischen Medaillenchancen 2029 in Karlsruhe am höchsten sein. Das gilt übrigens nicht nur für die Disziplinen Nicht-Blinken und Nicht-Anleinen. Wie wäre es mit Radfahren auf einem Radweg entgegen der vorgegebenen Richtung? Oder Hinauswerfen von Plastikdosen und anderem Abfall an Autobahnausfahrten oder auch auf weniger befahrenen Wegen? Für einen noch üppigeren belgischen Medaillensegen könnte also bei den 13. Weltspielen der nichtolympischen Sportarten durchaus gesorgt werden.







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