Von Heide Newson
Nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause fand der traditionelle Neujahrsempfang Baden-Württembergs in Brüssel statt, und dies erstmals in der – unter Einbeziehung des ehemaligen Goethe-Instituts – superb renovierten Landesvertretung.
Geladen hatten Winfried Kretschmann, Baden-Württembergs Ministerpräsident, sowie Europa-Minister Florian Hassler, und mehr als 700 Gäste kamen zu einem vollen, tollen Programm. Die Gäste, darunter hochrangige Vertreter aus Industrie und Wirtschaft, Diplomatie, EU-Institutionen etc., mussten zwar bei winterlichen Temperaturen vor der Eingangstür in einer langen Schlange auf Einlass warten. Aber das war schnell vergessen, als beim Betreten der neuen Räumlichkeiten zur Begrüßung direkt ein Aperitif gereicht wurde. Mit diesem in der Hand ging´s dann die Treppe runter zur Garderobe, wo man sich weiter in Geduld üben musste.
Begrüßt wurden die vielen Gäste von einem strahlenden Landesvater, der sich mit seinen Kabinettskollegen/innen unter die Gästeschar mischte, gute Stimmung verbreitete und dann eine vielbeachtete Rede hielt. Der Grünen-Politiker ging auf das Ausmaß des Erdbebens in dem türkisch-syrischen Grenzgebiet ein und versprach Hilfe. Weiter sprach er von einer Weltwirtschaft, die sich neu orientiere, mit Handelskonflikten und stockenden Lieferketten. „Wichtige Märkte schotten sich zunehmend ab oder machen es internationalen Anbietern zumindest schwer, wie die USA mit dem Inflation Reduction Act,“ sagte er. Das dürfe nicht dazu führen, dass Unternehmen aus Europa abwanderten. Es brauche eine gute europäische Antwort darauf. Kretschmann warb für eine Intensivierung grüner Technologien, um Klimaneutralität zu erreichen. Die Klimakrise habe trotz der vielen Widrigkeiten und anderer Probleme nichts von ihrer Dringlichkeit verloren, sie sei eine globale Menschheitsaufgabe von unbekanntem Ausmaß. Kretschmann ging auch auf den Krieg in der Ukraine ein. Putin habe sich verkalkuliert. Europa stehe geschlossen zusammen. Nach weiteren Begrüßungsansprachen wurden pünktlich um 20h30 gigantische Buffets mit leckeren landestypischen Spezialitäten eröffnet, auf denen die berühmten Maultaschen natürlich nicht fehlten.
„The Land“ verwöhnte seine Gäste mit einer hochwertigen Gastronomie und Rebsäften zum Verlieben. Was Baden-Württemberg an landestypischen Spezialitäten zu bieten hat, wurde an kleinen Ständen wie der Allgäuer Emmentalkäserei, der Ammertäler Metzgerei Egeler oder der Bäckerei Schmid präsentiert.
Ein weiteres kulinarisches Highlight war die Eröffnung des Dessertbüffets und der Anschnitt der weltberühmten Schwarzwälder Kirschtorte. Dieser absolute Klassiker unter den Torten, eine Kalorienbombe auf drei Etagen, mit Unmengen Schlagsahne, Kirschen und einem schokoverzierten Landeswappen, wurde von Winfried Kretschmann feierlich angeschnitten. Und fast wäre das Kunstwerk beim Herrichten noch vom Tisch gefallen. „Meine Hände zittern immer noch,“ sagte Jessica Becker im Anschluss. Noch nie hätte sie so einen großen Kuchen gebacken. 45 kg wog das leckere Prachtstück, was weder Kretschmann, sein Innenminister Thomas Strobl, noch Agrarminister Peter Hauk erraten hatten. Beim Alkoholgehalt der Mega Torte zeigten sich die Politiker fachkundiger. Kretschmann tippte auf 2,3 Liter Kirschwasser, Hauk auf 2,2 Liter. Tatsächlich waren es zwei Liter.
Für die musikalische Umrahmung eines stimmungsvollen, proppenvollen Neujahrsempfangs, der dann noch in der Schwarzwaldstube fortgesetzt wurde, sorgte das Ultimate Music Live Quartett, die fröhlichen Gäste und deren Gastgeber. Aber das gesamte Kabinett war nicht nur wegen des Neujahrsempfangs nach Brüssel gekommen. Am Tag danach, am 7. Februar, befasste sich das Kabinett bei seiner auswärtigen Sitzung mit der EU-Förderpolitik, der Europabildung an den Schulen des Landes, der europäische Wassergesetzgebung oder dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, um nur einige der Schwerpunktthemen zu nennen.
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