Mit diesem geringfügig korrigierten Beitrag von Yolande Vercammen setzen wir unsere Reihe der Berichte von belgischen Schülerinnen und Schülern der deutschen Sprache fort, die wir zu ihren Kenntnissen beglückwünschen und die wir ermuntern möchten, in ihren Anstrengungen nicht nachzulassen. Bravo!
Halle ist das am meisten südlich gelegene, niederländisch-sprachige Städtchen des Landes, 15 Kilometer südlich von Brüssel. Halle entstand an einem Straßenübergang über die Senne. Im Jahr 1267 schenkte Mechtildis der Martinkirche ein Marienbild. Die Stadt blühte im 14. Jahrhundert auf und verdankte den zahlreichen Pilgern den mittelalterlichen Wohlstand. Spenden von Fürsten, religiösen Bruderschaften und einfachen Pilgern ermöglichten in den darauf folgenden Jahrhunderten den Bau einer Kirche von eleganter Architektur. Der massive Turm der Kirche (heute Basilika), ein Vorbild von brabanter Hochgotik, überragt die Häuser der Innenstadt seit 1776.
Der Rückgang begann im 17. Jahrhundert durch die vielen Kriege und Plünderungen der französischen und spanischen Soldaten. Erst im 19. Jahrhundert blühte Halle wieder auf, dank der industriellen Revolution, des Baus einer Bahnlinie und des Kanals Brüssel – Charleroi. Heute ist Halle ein bekannter Wallfahrtsort und die Karnevalstadt von Brabant.
Marienverehrung und Wallfahrt
Die Erhebung der Kirche zu Basilika fand statt im Jahr 1946. Sie besitzt einige außergewöhnliche Kunstwerke wie beispielsweise ein kupfernes Taufbecken aus dem Jahr 1466 und einen Albasteraltar von 1533. Hinten in der Basilika finden wir Kanonenkugeln.
Eine Legende erzählt uns das Folgende: 1489 belagerten Gegner die Stadt. Maria soll auf der Stadtbefestigung gestanden und dort in ihrem Schoß die Kanonenkugeln aufgefangen haben. Durch den Pulverrauch sind ihre Hände und das Gesicht schwarz geworden. Mit der Hilfe von Maria, „der schwarzen Madonna“ von Halle, hatte die Stadt einen Sieg errungen.
Sag Halle und viele Leute denken spontan an die schwarze heilige Jungfrau, die man hier verehrt. Vor allem im Marienmonat Mai kommen mehr als tausend Pilger in unsere Stadt, viele zu Fuß, aber die meisten Gläubigen beschränken sich auf den „Weg-om“ und auf einen Besuch der schönen Basilika. Der „Weg-om“ ist ein Spaziergang um die Stadt in der schönen Natur. Entlang dieses Spaziergangs stehen viele kleine Marienkappellen. Die Rundgang dauert 1 bis 1 ½ Stunde. Alle zwei Jahre zieht am Pfingstsonntag eine Prozession durch die Stadt, die auch die Geschichte dieser bekannten Wallfahrt darstellt.
Der Riese „Vaantjesboer“
Weniger fromm geht es an Mittfasten zu, wenn in Halle drei Tage lang Prinz und Prinzessin Karneval und der Riese „Vaantjesboer“ regieren. Das Fest beginnt am Samstag. Auf dem Marktplatz singt und tanzt man. Alle sind verkleidet. Selbst das Rathaus, ein Renaissancegebäude aus dem Jahr 1616, ist mit vielen Mummen dekoriert. Die Tradition will, dass die „Gilles“ am Sonntagmorgen während des Hochamtes eine Kerze opfern für einen guten Erfolg des Karnevals.
Am Sonntagnachmittag ziehen die Karnevalswagen, “Sjaars“ wie wir sie nennen, durch die Stadt. Fast alle Karnevalsclubs sind von Halle. Abends während der „Lichtstoet“ – das sind dieselben Karnevalswagen, aber beleuchtet – taucht die Stadt in eine märchenhafte Atmosphäre ein. Halle ist fertig für die zweite tolle Nacht. Aber der Karnevalstag für die Einwohner ist der Rosenmontag. Nachmittags wirft man auf dem Marktplatz aus jeden Fenster Süßigkeiten, die man nur in Halle findet, nämlich die „Krotten“. Nach dem Montagzug lädt die Stadtverwaltung uns zu einem riesigen Feuerwerk ein. Die Karnevalsgänger tauchen danach in die dritte Nacht ein.
Warum Sie Halle besuchen sollten
Halle ist nicht nur ein Wallfahrtsort oder eine Karnevalsstadt. Halle ist auch ein gemütliches Stadtchen wo man ganz einfach einkaufen gehen kann. In der autofreien Ladenstraße gibt es am Wochenende oft Animationen.
Sie können unsere Stadt und die Umgebung auch entdecken, wenn sie der „Witseroute“ folgen. Witse ist ein Polizeioberrat in einer Krimiserie, die VRT am Sonntagabend sendet. Alle Ereignisse spielen sich in Halle und Umgebung ab.
Oder warum wandern Sie nicht ganz einfach durch den Haller Wald? Besonders im Frühling ist so eine Wanderung ein Erlebnis, wenn tausende und abertausende Waldhyazinthen wie ein blauer Teppich den Boden bedecken.
Besuchen Sie einmal Halle und Umgebung. Sie werden sehen: Es lohnt sich!
Von Yolande Vercammen
Link: Stadt Halle
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