Von Heide Newson
Dass Deutsch Spaß macht und es sich lohnt, es zu lernen, wurde am Montagabend in der deutschen Botschaft unter Beweis gestellt. Während der Auftaktveranstaltung zur dritten belgienweit stattfindenden Woche für Deutsch lud die deutsche Botschaft mit ihren Partnern zum wortakrobatischen Abend mit dem bekannten “Poetry Slammer“ Bas Böttcher ein. Im Vordergrund stand die Sprache, natürlich die deutsche. Und Deutschlands Botschafter Martin Kotthaus, der seine Gäste normalerweise in vier Sprachen begrüßt, sprach seine Grußworte ausschließlich in Goethes Sprache, die im Laufe der Veranstaltung in einem spektakulären Poetry-Slam präsentiert wurde.
„Wir stehen am Beginn einer Woche voll spannender Begegnungen, interessanter Diskussionen und – wie könnte es anders sein – einer intensiven Auseinandersetzung mit der deutschen Sprache. Es erwartet Sie dieses Jahr ein wahrhaft reichhaltiger, breitgefächerter, origineller und – wie ich finde – inspirierender Veranstaltungskalender,“ kündigte Kotthaus an. Heute habe er bereits einen hochspannenden Austausch mit Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Wirtschaft zur Relevanz von Sprachenvielfalt, kultureller Vielfalt und auch Deutsch für die Wirtschaft in Belgien und Europa gehabt. Der Botschafter verwies auf eine Lesung des österreichischen Autors Tonio Schachinger und eine spannende Veranstaltung „Zauberhaftes Deutsch“ mit Tobias Campoverde, einem echten Zauberer. „Vielleicht zaubert er den Genitiv weg – da wären viele Schülerinnen und Schüler sicher froh“, sagte Kotthaus schmunzelnd. Zudem gebe es eine interaktive Führung durch das BRF-Funkhaus in Eupen, bei der man nicht nur den deutschsprachigen belgischen Rundfunk erkunden, sondern auch spielerisch sein Deutsch verbessern könne, getreu dem Motto „ Deutsch macht Spaß.“
Und dass Deutsch wirklich Spaß machen kann, verdeutliche Bas Böttcher, der in Berlin lebt und dessen Texte in Schulbüchern und wichtigen Sammlungen deutschsprachiger Dichtung erscheinen, optimal. Er gab der deutschen Sprache neue Impulse, und er machte sie mit viel Pep, Elan und Dynamik sichtbar und vor allem hörbar. Böttcher, der 2007 zum offiziellen Botschafter der deutschen Sprache im Jahr der Geisteswissenschaften ernannt worden war, legte nach diversen Ansprachen, in denen die Werbetrommel zum Erlernen der deutschen Sprache gerührt wurde, mit einer Kaskade wortakrobatischer Sprachbeats, geistreicher Poesie und originellen Wortvergleichen los. Wie ein Feuerwerk hallte seine geistreiche Sprachakrobatik durch den Raum. Noch nie wurden mir die Macht und die unterschiedlichen Ausdrucksmöglichkeiten der deutschen Sprache, die durch gleichklingende Laute zu Missverständnissen führen können, so bewusst wie an diesem Abend. Kein Wunder: als Mitbegründer der deutschsprachigen Slam-Poetry-Szene beherrscht Bas Böttcher nicht nur sein Handwerk aufs Beste, sondern nimmt sein Publikum mit auf eine wortreiche, kurzweilige und überraschende Reise durch das Universum der Sprache. Böttchers Texte gelten inzwischen schon als Klassiker der zeitgenössischen Bühnenlyrik. Super fand eine Studentin der Germanistik, dass Böttcher sein Poetry-Slam auf einer Leinwand ins Englische übersetzte. „Ich habe zwar eine Menge mitgekriegt, fand´s einfach ungewöhnlich und toll, aber die Sprachakrobatik war dann für meine derzeitigen Deutsch-Kenntnisse doch etwas zu schnell.“ Musikalisch unterstützt wurde der Poetry-Slam der absoluten Spitzenklasse durch den Trompeter Frank Braun.
Nach der originellen und geistreichen Veranstaltung wurden kulinarische Köstlichkeiten aus den deutschsprachigen Ländern geboten, die an der Woche für Deutsch beteiligt sind.
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