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Die Globalisierung macht auch nicht vor Sankt Nikolaus halt

Von Anne Kotzan

Heute ist Nikolaus-Tag, oder war es gestern? Ein kontroverses Gespräch mit meinem in den Niederlanden aufgewachsenem Ehemann über den Nikolaus-Tag gibt den Anlass, dieses traditionelle (Kinder-)fest einmal näher unter das Mikroskop zu legen

Nach seiner Erinnerung ist der Nikolaustag der 5. Dezember, und an dem Tag kamen die Geschenke durch den Schornstein ins Haus. Ich dagegen erinnere mich, am Abend des 5. Dezember die Stiefel – die größten Schuhe, die ich besaß – hoffnungsfroh vor die Tür gestellt zu haben, die der Nikolaus mit Geschenken füllen würde. Und, wir haben beide Recht. Die Niederlande folgen nicht dem katholischen Kalender der Heiligen, in dem der 6. Dezember zum Tag des heiligen Nikolaus, Bischof von Myra in Lucien im Jahr 327 gedacht wird.

Aber diese Kontroverse brachte mich dazu, diesen Festtag etwas genauer zu betrachten, und es wurde schnell deutlich, dass der später hinzugekommene Weihnachtsmann dazu einige Verwirrung stiftete.

Denn traditionell ist es der Nikolaus-Tag, an dem Kinder nun auf große Geschenke hoffen. Während die Kinder in den meisten Ländern bis zu den letzten Tagen des Jahres warten müssen, um ihre Geschenke unter dem Weihnachtsbaum auszupacken, werden sie in Belgien jedes Jahr am 6. Dezember von dem fröhlichen, rot gekleideten alten Mann mit weißem Bart besucht. Aber nur, wenn sie brav waren. Er hat sein dickes Buch und seinen Helfer Knecht Ruprecht – Zwarte Piet – mitgebracht.

Am Abend des 5. Dezember stellen Kinder in ganz Belgien einen Schuh im Wohnzimmer ab, und am nächsten Morgen wachen sie – sofern sie das ganze Jahr über brav waren – mit Geschenken, Spekulatius, Schokoladen-Sint-Figuren, Schokoladentaler, Marzipan und Mandarinen auf. Heute sind die Geschenke uferlos geworden, denn diese Dinge gehören zum täglichen Leben, und die Wünsche konzentrieren sich nun auf andere Dinge. Und die passen nicht unbedingt in Schuhe

Also am 6. Dezember bringt Sinterklaas, oder de Sint“ auf Flämisch und „Saint-Nicolas“ auf Französisch, braven Kindern in Belgien Geschenke. Man kann ihn als eine erstere Version des Weihnachtsmanns bezeichnen.

Die Figur hat ihren Ursprung in Nikolaus von Myra, einem griechischen Bischof aus Myra, der im vierten Jahrhundert nach Christus lebte. In Belgien wird er als stattlicher alter Mann mit langem weißen Bart und langem Haar dargestellt. Seine Kleidung orientiert sich weitgehend an der Uniform eines Bischofs, allerdings mit einigen vereinfachten Abweichungen. In Belgien trägt er einen hohen, roten Hut (auf Niederländisch „mijter“ und auf Französisch mitre“ genannt), der auf der Vorderseite mit einem goldenen Kreuz und goldenen Verzierungen geschmückt ist. Der Heilige Sankt Nikolaus trägt auch immer einen gebogenen, goldenen Stab, wie es echte Bischöfe tun. In seinen Händen hält er in der Regel ein großes, meist mit rotem Samt bezogenes Buch, in dem er das ganze Jahr über die Taten der Kinder notiert und festhält, ob die Kinder böse oder brav waren. Sein Helfer ist der nun umstrittene Knecht Ruprecht, niederländisch der Zwarte Piet. Während der zumeist schwarz dargestellte Knecht Ruprecht stillschweigend in Deutschland verschwunden ist, gibt es von allem in den Niederlanden große Auseinandersetzungen um diese Figur bis zum Verbot. In Belgien lebt er weiter, wenn auch zumeist in Schokolade. In älteren Versionen der Geschichte füllten die Zwarte Pieten“ leere Säcke, in denen sich normalerweise Spielzeug befand, mit unartigen Kindern, um sie mit nach Spanien zu nehmen, oder schlugen sie mit Birkenruten. Heute ist die Figur jedoch eher ein spielerischer Freund.

Mit diesem kleinen Artikel will ich keine politische Perspektive einnehmen, nur darauf verweisen, dass wir in alten Traditionen stecken, dern wir uns nicht mehr bewusst sind.

Sankt Nikolaus und der Weihnachtsmann am 24.Dezember haben sich vermengt. Ich erinnere mich noch, dass es das Christkind war, das am Weihnachtsabend die Geschenke brachte, so wie es die drei heiligen Könige später zu Jesus taten.

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