Die Leute

Die europäischen grünen Senioren

Von Sibylle Schavoir

Das „European Network Green Seniors“ (ENGS)

Das Netzwerk „European Network Green Seniors“ (ENGS) wurde 2005 in Brüssel gegründet. Die Initiative ging von belgischen Senioren aus, die Gründungsmitglieder jedoch stammen aus acht Parteien in sieben Ländern: Belgien, England und Wales, Finnland, Luxemburg, Niederlande, Österreich und Deutschland. Jahr für Jahr gewinnen die grünen Senioren neue Mitglieder aus der EU hinzu. Die Zahl der älteren Menschen in Europa wächst, und sie sind aktiver denn je.

Die Mitglieder des Netzwerks wollen daher ihre Erfahrungen nutzen, um einen positiven Beitrag zur Lösung von Problemen bei Mobilität, Gesundheitsvorsorge, sozialer Sicherheit, Renten und Pensionen zu leisten. Die Covid-Krise hat die Länder mit den Folgen des Pflegenotstands in der Altenpflege konfrontiert. Viele ältere Menschen haben unter den Covid-Bedingungen sehr gelitten, waren monatelang allein, viele mussten einsam sterben, ohne ihre Angehörigen noch einmal sehen zu können.

Diese älteren Menschen haben zum Aufbau Europas beigetragen, wie wir es heute kennen, egal ob sie in der EU geboren sind oder einen Migrationshintergrund haben. Die ENGS ist überzeugt, dass sie einen besseren Lebensabend verdient haben, als viele ihn während der Pandemie erleben mussten. Wie könne verhindert werden, dass solche Zustände sich wiederholen? Die nächste Welle oder die nächste Pandemie werde kommen, dafür sollte man gerüstet sein.

Ambulante Pflege

In Belgien und den Niederlanden wird über den Zugang zu professioneller ambulanter Pflege anhand einer ganzen Reihe von Kriterien oder „Punkten“ durch die Behörden entschieden, statt dass Pflege- und Hilfsbedürftige danach fragen. Der mit Abstand größte Anteil der Pflege wird von Angehörigen übernommen. Diese Politik basiert auf dem Konzept der traditionellen Familie, die die Pflegearbeit übernimmt. Heute haben aber in der Regel alle Kinder Vollzeitjobs und wohnen oft nicht am selben Ort wie die Eltern. Wenn doch, sind es meist Frauen, die die häusliche Pflege übernehmen, wodurch oft Lücken in ihren Lebensläufen entstehen (weniger Rente). Es gebe generell zu wenig Anerkennung und Unterstützung der pflegenden Angehörigen.

Zugang zu professioneller Pflege

In Belgien und auch in den Niederlanden bestimmt die öffentliche Verwaltung auch, wann und wie oft Menschen Zugang zu professioneller stationärer Pflege erhalten. Sie misst anhand eines Rankings die Pflegebedürftigkeit und entscheidet letztlich über die Berechtigung zum Wohnen in einem Pflegeheim oder nicht. Generell gibt es einen Pflegenotstand in Europa, zu wenig gut ausgebildete Pfleger*innen, die viel zu viel Arbeit übernehmen müssen und dabei zu schlecht bezahlt werden.

Zukunftsfähige Altenpflege

Das Netzwerk fordert Respekt vor älteren Menschen und ihrem Recht auf ein menschenwürdiges Dasein. Die europäischen Grünen Alten streben den Austausch von Erfahrungen an, um so das Entstehen neuer Grünen Alten-Organisationen zu fördern. Gemeinsame Treffen geben die Möglichkeit, Einblick in spezielle Probleme der Regionen zu gewinnen und wie man damit umgeht. Langfristig sollen so gemeinsame Rechte und Pflichten für Alte in Europa etabliert werden. Die Grünen Senioren sind überzeugt: Es ist Zeit zu handeln.

Quelle: ENGS/European Network of Green Seniors

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