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Brüsseler Oper startet Saison mit „Pikovaya Dama“

© Christian Friedland

Von Egon C. Heinrich

Zwei Jahre musste „Pikovaya Dama – Pique Dame“ warten, bis sie auf der Bühne der Brüsseler Oper La Monnaie/De Munt auftreten darf. Wie so viele andere Kulturereignisse war sie wegen der COVID-Pandemie in den Wartestand versetzt worden. Nun aber startet La Monnaie die Saison 2022-2023 am 11. September mit dieser Oper von Piotr Ilitch Tschaikowsky (1840-1893). Gesungen wird in russischer Sprache, üblicherweise mit Einblendungen der französichen und niederländischen Texte. Die Direktion der Brüsseler Oper hatte offenbar keine Bedenken, angesichts des Krieges in der Ukraine das Werk eines russischen Komponisten aufzuführen.

Für die Inszenierung zeichnet der ungarische „Visionär“ David Marton verantwortlich, die musikalische Leitung hat die französische Dirigentin Nathalie Stutzmann übernommen. Diese ist in früheren Jahren bereits mehrfach als Sängerin an der Monnaie aufgetreten, hat inzwischen aber eine erfolgreiche Karriere als Dirigentin gestartet. Sie ist Chefdirigentin des Orchesters im norwegischen Kristiansand und Gründerin des Ensembles Orfeo 55; sie wurde auch schon mit dem französischen Orden „Légion d`Honneur“ ausgezeichnet.

Foto Hugo Segers

Alexander Puschkin inspiriert die Brüder Tschaikowsky

Tschaikowsky hat diese Oper in nur 44 Tagen (und Nächten) in einer Art Quarantäne in Florenz komponiert. Sie wurde am 19. Dezember 1890 am Mariinskij-Theater in Sankt Petersburg uraufgeführt. Das Libretto zur Oper wurde von seinem jüngeren Bruder Modest (1850-1913) und dem Komponisten selbst verfasst. Die Handlung basiert auf der gleichnamigen Erzählung des russischen Dichters Alexander Puschkin. Die Brüder Tschaikowsky haben die Handlung allerdings in einigen wesentlichen Passagen verändert. So läßt sich auch heute noch fast jeder Regisseur ein anderes mehr oder weniger tragisches Ende der drei Protagonisten einfallen. Man darf gespannt sein, welches Schicksal David Marton für den Offizier Hermann, seine Geliebte Lisa und deren Großmutter, die Comtesse, vorgesehen hat.

Die Erzählung Puschkins diente auch etlichen anderen Komponisten als Vorlage für Opern und sogar Operetten. Die bekannteste, auch noch sehr oft von den Opernhäusern der Welt präsentierte „Pique Dame“ ist jedoch ohne Zeifel jene Tschaikowskys. Sie wurde vor kurzem auch im Festspielhaus Baden-Baden mit den Berliner Philharmonikern aufgeführt und von „ARTE“ ausgestrahlt.

Ein Drama um Geld und Liebe

Der Titel „Pique Dame“, also einer Spielkarte, deutet schon darauf hin, dass es um viel Geld gehen muss – hinzu kommt noch die Liebe. Die Kartenspieler und -leger wissen sicherlich, dass diese Karte eher Unglück als Glück verheißt. Und so enden bei den meisten Aufführungen die drei Protagonisten mit dem Tod, sei es durch einen der anderen oder aus eigenem Entschluss. Dies allerdings entspricht nicht voll dem Original Puschkins, wie schon gesagt.

Die falsche Karte gezogen bedeutet Tod

Die Handlung: Der Offizier Hermann ist besessen von dem Willen, über das Kartenspiel zu Reichtum zu gelangen, um damit den sozialen Level seiner heimlich geliebten Lisa zu erlangen und sie zu gewinnen. Deren Großmutter, die Comtesse, soll die Kombination der drei Zahlen und Karten kennen, mit denen man beim Spiel den großen Gewinn machen kann. Hermann will mit körperlicher Gewalt die Comtesse zur Herausgabe der magischen Kombination zwingen, was zu deren Tod führt. Die Comtesse erscheint Hermann dann in dessen Albtraum und nennt ihm die Kombination 3, 7 und ein Ass. In der Überzeugung, mit den Tips der Gräfin den großen Gewinn und damit sein Glück zu machen, wagt sich Hermann an den den Spieltisch. Mit der 3 und der 7 gewinnt er auch und setzt dann alles auf eine Karte. Anstelle eines Asses zieht er jedoch die Pikovaya Dama und ist ruiniert. Es bleibt ihm nur, sich mit seiner Pistole zu erschießen – und dies nicht einmal durch russisches Roulette. Lisa wählt aus Verzweiflung den Freitod in dem Fluss Newa. Bei Puschkin endet Hermann in der Nervenheilanstalt, und Lisa heiratet „einen netten jungen Mann.“

Die Gräfin schwelgt in romantischen Erinnerungen

Was die Musik angeht, so darf man bei dieser Oper keine romantischen Melodien à la Schwanensee oder Nußknacker erwarten – und scho gar keine Arien wie im italienischen Belcanto. Die wohl originellste und schönste Partie sind die Erinneringen der Comtesse an ihre Jugend- und Glanzzeit in Paris. Diese Rolle wird in der Monnaie von der schwedischen Mezzosopranistin Anne Sofie Von Otter, einem Weltstar, interpretiert. Die männliche Hauptrolle des Offiziers Hermann hat der russische Tenor Dimitry Golovnin übernommen, die Lisa wird von Anna Nechaeva gespielt.

Insgesamt sind nur acht Aufführungen dieser Oper in La Monnaie/De Munt zwischen dem 11. und 29. September vorgesehen. Am 11. und 18. September gibt es Nachmittagsvorstellungen um 15 Uhr. Die Preise reichen von 12 bis 165 Euro. Jeweils 45 Minuten vor jeder Aufführung gibt es eine Einführung in das Werk.

Info & Tickets

Tel. 02-2291211

tickets@lamonnaie.be

www.lamonnaie.be

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