Von Rainer Lütkehus
Die 160 Untergrundspeicher in den 18 EU-Ländern, die solche haben, sind im Durchschnitt zu 92 Prozent gefüllt. Belgien verfügt nur über einen in Loenhout in der Provinz Antwerpen nahe der niederländischen Grenze, der vom belgischen Fernleitungsnetzbetreiber Fluxys betrieben wird und 680 Millionen Kubikmeter Erdgas speichern kann. Er ist zu 89 Prozent gefüllt. Das ist den Daten des europäischen Gasinfrastrukturverbands GIE zu entnehmen, der die Belange der Betreiber von Pipelines, LNG-Terminals und Speicheranlagen in der EU vertritt.
Damit wird die gesetzliche Vorgabe, dass die Speicher der EU am 1. November zu 90 Prozent gefüllt sein müssen, zweieinhalb Monate früher erfüllt. Die entsprechende EU-Gasspeicherverordnung, die dies vorschreibt, ist seit dem 1. Juli 2022 in Kraft. Sie wurde wegen der durch den Ukraine-Krieg verursachten Gaspreiskrise von den 27 EU-Energieministerinnen und -ministern Ende Juni 2022 verabschiedet.
Die vom GIE veröffentlichten Zahlen zeigen, dass die Gasspeicherwerte in den 18 EU-Ländern mit Gasspeichern 1041 Terawattstunden (TWh) oder 1041 Billionen Wattstunden erreicht haben, was rund 95 Milliarden Kubikmeter Erdgas entspricht. Die Gasspeicher in Deutschland, wo die Speicherkapazität mit 245 TWh im EU-Vergleich am größten ist, sind zu 93 Prozent gefüllt, die Gasspeicher in Österreich mit einer Kapazität von rund 96 TWh zu 92 Prozent. Der Gasverbrauch in der EU betrug laut Angaben von GIE im Jahre 2022 insgesamt 3776 TWh und ist damit 3,7 mal so hoch wie die in den Gasspeichern gelagerte Menge.
Belgien muss sich keine Sorgen über seine Gasversorgungssicherheit machen
Belgien nimmt mit seiner Gasspeicherkapazität von rund 9 TWh den Rang 14 unter den 18 EU-Ländern mit Untergrundspeichern ein. Sein jährlicher Gasverbrauch ist mit rund 170 TWh aber 19 mal so hoch wie die Menge, die es speichern kann. Belgien könnte damit nur etwa zwölf Tage über die Runden kommen, sollte es kein Gas von außen bekommen.
Aber dank seiner Pipeline-Anbindungen und LNG-Terminals ist Belgien sehr gut aufgestellt. Als wichtiges Gas-Transitland leitet es das Gas, das bei im Land ankommt, an seine Nachbarstaaten weiter. Und diese müssten Belgien im Notfall laut EU-Gasspeicherverordnung helfen.
Ein Viertel des Erdgases, das über Pipelines aus Großbritannien, Norwegen oder per Flüssiggas-Tanker in Belgien ankommt, bleibt dort; drei Viertel wird in die Nachbarländer weitergeleitet. Die Pipelines für den Gasexport in die Niederlande und nach Deutschland sind derzeit voll ausgelastet.
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